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Der Nikolaisaal feiert 2020 sein 20. Jubiläum - und versucht trotz Corona durchgängig ein Programm zu bieten.

© André Looft

Potsdamer Nikolaisaal sagt Konzert in MBS-Arena ab: „Solange wir spielen dürfen, werden wir spielen“

Veranstaltungen in der Corona-Krise: Der Nikolaisaal Potsdam sagt ein Konzert in der MBS-Arena ab und muss womöglich bald auch Zuschauer für andere Konzerte wieder ausladen.

Potsdam - Der Nikolaisaal Potsdam hat das für den 8. November angekündigte Konzert des Filmorchesters Babelsberg mit dem DJ-Duo Moonbootica in der MBS-Arena abgesagt. Der geltenden Eindämmungsverordnung zufolge dürfen ab 50 neu Infizierten je 100 000 Einwohner nur noch 100 Gäste in geschlossenen Räumen zusammenkommen. Es wird damit gerechnet, dass die Schwelle bald erreicht wird. Die MBS-Arena fasst bei geltenden Sicherheitsabständen bis zu 600 Menschen. 300 Karten wurden für das Konzert bereits verkauft; die Eintrittsgelder werden zurückerstattet.

Auch der an die Pandemie angepasste "Normalbetrieb" ist betroffen

Die seit vergangener Woche geltende Verordnung betrifft nicht nur die Großveranstaltung in der MBS-Arena, auf die der Nikolaisaal im September für einige Formate ausgewichen war. Sondern auch den an die Pandemie angepassten „Normalbetrieb“ des Konzertsaals. Heike Bohmann, Geschäftsführerin des Nikolaisaals, erläutert: „Im Moment haben im Nikolaisaal bis zu 165 Menschen Platz. Bis März 2021 sind 41 der 86 geplanten Konzerte für mehr als 100 Menschen gedacht. Sollte die aktuelle Verordnung andauern, müssen wir einige wieder ausladen.“ Konkret heiße das für das ausverkaufte Konzert in der Reihe „Klassik am Sonntag“, dass 50 Menschen keinen Zutritt bekämen.

Zwar habe sie am vergangenen Donnerstag bei der Stadt Antrag auf eine Ausnahmeregelung gestellt, so Bohmann. Allerdings habe sie bislang keine Antwort erhalten, nun rechne sie nicht mehr damit. Stattdessen habe sie, wie in den vergangenen Wochen auch, ihre Mitarbeiter zum Krisengespräch zusammengerufen und Plan B und Plan C erstellt, um weiter arbeiten zu können. Sollte es keine Ausnahmeregelung geben, wird ab Donnerstag ein Callcenter jene Konzertkarteninhaber informieren, für die kein Platz ist. Zuerst angerufen wird, wer zuletzt gebucht hat: Wer sich schon vor langer Zeit um Karten bemüht hat, soll zuletzt verzichten müssen.

Der organisatorische Aufwand: "Wahnsinn" 

Den organisatorischen Aufwand bezeichnet Bohmann als „Wahnsinn“. Aber sie empfindet es als ihren unbedingten Auftrag, einen Spielbetrieb unter wechselnden Bedingungen möglich zu machen, auch wenn diese schwierig seien. „Solange wir spielen können, werden wir spielen.“ Nach den Schließungen im Juni hatte der Nikolaisaal als erster Veranstaltungsort in Potsdam den Spielbetrieb wieder aufgenommen und zunächst für nur 60 Menschen im Foyer gespielt. 

Dass die Pandemie den Nikolaisaal im 20. Jubiläumsjahr ereilt, findet auch Heike Bohmann traurig, „aber Traurigkeit nützt niemandem was.“ Die Existenz des von städtischer Hand geförderten Saales sieht sie auch bei fortdauernder Krise bis in das Jahr 2021 nicht bedroht. Aber: „Sehr viele Existenzen sind von der Pandemie bedroht. Nur 18 Menschen sind im Kernteam, aber rund 100 Menschen tragen das Programm des Nikolaisaals.“ Die anderen Mitarbeiter seien Solo-Selbständige, geringfügig Beschäftigte, freie Mitarbeiter. „Sie alle sind davon abhängig, dass wir spielen.“ Mit einem Weihnachtsprogramm am Nikolaisaal könne also fest gerechnet werden, sagt Bohmann. „In welcher Form auch immer.“ 

Lena Schneider

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