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Obwohl 2021 alles andere als planbar ist, wird bald wieder geprobt: "Don Quijote".

© Phillipp Plum

Potsdamer Neues Globe Theater in der Pandemie: Ja, mach nur einen Plan!

Geld vom Bund, aber keine Lagerräume, coronabedingt recht düstere Aussichten und trotzdem voller Vorhaben: Wie das Potsdamer Neue Globe Theater ins Jahr 2021 geht.

Potsdam - Das neue Jahr beginnt zwiegespalten für das Neue Globe Theater. Einerseits brachte es inmitten düsterer Aussichten für die Kultur einen erfreulichen Startschuss vom Fonds Darstellende Künste: Die Potsdamer Gruppe erhält 2021 Mittel aus dem Programm Neustart Kultur. Wie viel genau, möchte Leiter Andreas Erfurth lieber nicht sagen: Einige in der Szene fühlten sich übergangen, er will keinen Neid schüren. Ein Blick auf den Fördertopf gibt Aufschluss über die ungefähre Dimension: Zwischen 20.000 und 50.000 Euro gab es im Bereich Off-Tourneetheater pro Antragsteller.  

„Das Neue Globe Theater erhält genug, um Planungssicherheit für 2021 zu gewährleisten“, sagt Andreas Erfurth. Soll heißen: Genug, um überhaupt wieder eine Tourneetheater-Produktion stemmen, die Gagen für die Beteiligten bezahlen zu können. Normalerweise werden diese durch die Einnahmen vom Vorjahr finanziert – doch wie dieses Vorjahr finanziell für das Tourneetheater aussah, kann man sich denken. 2020 konnte das Theater fast nur von August bis Oktober spielen. 25 Vorstellungen fielen aus. 

Andreas Erfurth leitet das Neue Globe Theater. 
Andreas Erfurth leitet das Neue Globe Theater. 

© Gerrit Wittenberg

Dass 2021 theoretisch wieder getourt werden kann, ist also die gute Nachricht. Die andere ist: Das Neue Globe Theater weiß nicht, wo es ab April seine Bühnenbilder, Kostüme und Requisiten unterbringen soll. Der Vermieter der jetzigen Lagerräume in der Benzstraße hat angekündigt, dass die 200 Quadratmeter in der ehemaligen Kleidermanufaktur geräumt werden müssen: Sanierung. Seit 2014 konnte die Truppe den Platz im unsanierten Backsteingebäude zu günstigen Bedingungen als Zwischenlösung nutzen. Warmmiete pro Quadratmeter: 2,50 Euro. 

„Wir können uns kleinmachen“

„Dass wir so geringe Fixkosten haben, hat uns gerettet“, sagt Andreas Erfurth. Anders als Gruppen mit einer eigenen Spielstätte muss das Neue Globe Theater keine hohen Kosten oder Gehälter zahlen, wenn nicht gespielt wird. „Wir können uns kleinmachen.“ Dazu gehörte bislang, dass die Gruppe in den Räumen der Benzstraße auch eine Probebühne besaß. Für zwei Monate im Jahr, für die Proben mit Bühnenbild, hatte sich das Theater in Vorjahren bereits andere Orte dazugemietet. Im Berliner Heimathafen Neukölln zum Beispiel. Oder in der Alten Münze, ebenso in der Bundeshauptstadt. Auch 2021 wird das Theater dort proben. Komfortabel, sagt Erfurth. Aber teuer. 

Bleibt das Problem der Lagerräume. Andreas Erfurth hat über Facebook und den Landesverband freier Theater mobil gemacht. „Ich hoffe auf den Schwarm“, sagt er. Gesucht wird ein Raum in der Größe zwischen 150 und 250 Quadratmetern, trocken, abschließbar und gut erreichbar. Das Tourneetheater spielt oft vier bis fünf Produktionen im Wechsel, daher ist es wichtig, dass man Bühnenbilder und Kostüme leicht ein- und ausladen kann. Und dass das dort Verstaute nicht zwischendurch von Schimmel angefressen wird. Eine schwierige Suche, in Pandemiezeiten erst recht. 

Bis Ende April geht nichts

Der naheliegendste Verbündete, das T-Werk, hat selbst kaum Lagerfläche. Ebenso das Hans Otto Theater, wo Erfurth schon angefragt hat.  Hilfsangebote gibt es aus dem Umland: Aus Dahnsdorf in der Nähe von Bad Belzig, wo Marie Golüke in einem ehemaligen Kuhstall Kulturprojekte macht. Aus Niedergörsdorf meldete sich Andrea Schütze, die dort ein Kulturzentrum ins Leben gerufen hat. Das Neue Globe Theater gastierte zweimal dort. Kostüme und Requisiten, die man nicht ständig braucht, ließen sich wunderbar dort lagern, sagt Erfurth. Eine Dauerlösung wäre das nicht. 

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Depotsuche hin oder her, parallel plant Andreas Erfurth die Saison, die dank Neustart Kultur stattfinden kann. Oder stattfinden könnte. Denn wann wieder gespielt werden darf, weiß auch Erfurth nicht. Gerade wurden drei Gastspiele für 2021 abgesagt. „Schon jetzt ist abzusehen, dass bis Ende April nichts gehen wird“, sagt er. „Und dann ist die gesamte Spielzeit in Gefahr.“ Dass auch in diesem Jahr die Einnahmen nicht für die kommende Saison reichen werden, zeichnet sich bereits ab: „Da sehe ich ziemlich schwarz.“ Was nicht stattfinden kann, wird verschoben – teilweise ist Erfurth schon im Jahr 2023. Absurd. Aber was soll man sonst tun als Pläne schmieden? 

„Don Quijote“ im T-Werk 

Ab März wird also geprobt. „Don Quijote“. Im Mai soll Premiere im T-Werk sein. Schon Brecht kannte ja die Unzulänglichkeit des menschlichen Planens, sagt Erfurth, und meint es gar nicht bitter: „Ja, mach nur einen Plan!/ Sei nur ein großes Licht!/ Und mach dann noch’nen zweiten Plan/ Gehn tun sie beide nicht.“  

Gespielt wird die „Don Quijote“-Fassung von Jakob Nolte, ein Zweipersonenstück. Coronakompatibel. Auf ein Wiedersehen mit dem Neuen Globe Theater spätestens im Sommer, openair im Schirrhof, kann man sich verlassen, sagt Erfurth. Ganz bestimmt.

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