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Andrea Lütkewitz.

© privat

Potsdamer Lyrikband: Das Gefühl jenseits der Logik

Die Potsdamer Lyrikerin Andrea Lütkewitz hat gemeinsam mit Illustratorin Anne Eichhhorn ihren zweiten Gedichtband "Von Monden" herausgebracht.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Der Mond fließt über die Seiten. Mal als Schnecke getarnt, mal als fasriges Blatt. Mal grau, dann wieder braun oder auch blau. Und doch ist er in den Aquarellen von Anne Eichhorn immer irgendwie als der runde Himmelskörper zu erkennen. Dieses kleine Versteckspiel illustriert zurückhaltend stimmig und doch eindrucksvoll Andrea Lütkewitz’ Gedichte, in ihrem aktuellen Lyrikband „Von Monden“. Im vergangenen Jahr hat sie ihn gemeinsam mit Eichhorn zusammengestellt und gedruckt, am Sonntag stellen beide ihn im Café der fabrik vor.

Ähnlich wie in den Aquarellen nimmt der Mond auch in Lütkewitz’ Texten immer wieder eine andere Gestalt an: Mal ist er ein nächtlicher Augenaufhalter, der das lyrische Ich am Schlafen hindert, mal ist er der Maler von Städten oder Autobahnen und dann wieder ein trauriger Zeuge von Katastrophen. Vom Klimawandel erzählen viele der angenehm kurzen Texte, in denen alle Wörter klein geschrieben sind. Von der Liebe, von Beziehungen – auch zwischen Mensch und Natur. 

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Emotionale Texte

Plakativ wird Lütkewitz dabei nie, verzichtet auf Reime oder erzwungene Stilmittel und legt trotzdem einen wohltuenden, eindringlichen Rhythmus in ihre Texte. „schau, flecken malt die nacht/im bett und auf der autobahn/legt stadt und land aus licht/an aderschmerzlich blauton an“ heißt es etwa in der ersten Strophe von „Die Nacht“. Melancholisch klingt das, nach Traum- oder vielmehr Sehnsuchtswelt. Die Nacht im Rhythmus des Blutstroms, des eigenen Herzschlags, der leicht wegrutscht. Passend dazu die Illustration von Eichhorn: Ein brauner Mond, der wie ein verrutschter Fleck aus einem Ring fließt und eine neue Form annimmt. Andere Texte bestehen aus nur einer kurzen Strophe: „was dich sehnt/ das sieht dich nicht/es schleift dich/bis du seine zähne spiegelst“ heißt es in „Monolith“, einem der eindringlichsten Gedichte des Büchleins.

„Von Monden“ ist nach „Nuss Schalen Bruch“ bereits der zweite Gedichtband von Andrea Lütkewitz, die auch für die PNN schreibt. Etwas märchenhafter ist der Ton im aktuellen Büchlein, trotz der durchaus ernsten Themen. Diese Märchenhaftigkeit ist vom übergeordneten Mondthema quasi vorgegeben, wird den Texten aber nicht aufgezwungen. Sie entsteht vielmehr durch die vielen sprachlichen Bilder, die Emotionalität, die diese mit sich bringen. Nicht immer erschließen sich Lütkewitz’ Wortgebilde sofort in ihrer Sinnhaftigkeit – und gerade das macht ihren Zauber aus. Weil sie auf diese Weise Raum für den Funken lassen, den Lyrik auslösen kann. Für das Gefühl jenseits der Logik. 

>>Lesung aus „Von Monden“ am Sonntag, 19. Januar, um 11 Uhr im fabrik Café

— Andrea Lütkewitz: Von Monden. Illustriert von Anne Eichhorn. Potsdam, 2019, 57 Seiten, 18 Euro. Bestellbar unter: https://andrea-luetkewitz-lyrik.jimdofree.com

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