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Kennt Kinderträume. Die Potsdamer Autorin Marikka Pfeiffer. 

© Andreas Klaer

Potsdamer Kinderbuchdebut von Marikka Pfeiffer: Wenn das Präriehuhn Marmelade liebt

Die Potsdamer Autorin Marikka Pfeiffer hat mit  „Das Springende Haus. Einmal Hollywood und zurück“ ein zauberhaftes Kinderbuch für Leser ab acht Jahren geschrieben. 

Von Sarah Kugler

So ein Umzug kann eine wirklich blöde Sache sein. Besonders, wenn man zehn Jahre alt ist, die Eltern mit dem Kopf immer in ihrer kreativen Schneiderarbeit stecken und weit und breit kein Nachbarskind zu entdecken ist. So geht es Lonni, der Protagonistin aus „Das Springende Haus. Einmal Hollywood und zurück“, dem Debutroman der Potsdamer Autorin Marikka Pfeiffer, der am heutigen Donnerstag in der Stadt- und Landesbibliothek vor ausgewählten Kindern Premiere feiert.

Das aufgeweckte Mädchen ist Einzelkind und die Idee ihrer Eltern, an den Stadtrand zu ziehen, begeistert sie nicht unbedingt. Denn in dem Blumenviertel, in dem sie jetzt wohnt, hat sie zwar Zeit, „alle Hauptrollen aus ihren Lieblingsfilmen nachzuspielen“ – doch ganz alleine wird das ziemlich schnell langweilig. Umso begeisterter ist Lonni, als sie auf einmal kindliche Stimmen auf dem Nachbarsgrundstück vernimmt. Doch nanu: Die Stimmen sprechen von Schneeschaufel und Skibrille. An einem sonnigen Tag im Sommer? Als dann auch noch ein blaues vergiebeltes Haus aus dem Nichts auftaucht, rutscht die Zehnjährige in ein phantasievolles Abenteuer, das sie bisher nur aus Filmen kannte. Und ihre antrainierten Schauspielkünste kann sie dabei auch gleich anwenden. 

Denn das Haus ist magisch und kann von Ort zu Ort springen. Allerdings lässt sich das Ziel in letzter Zeit nicht mehr bestimmen, was einige Schwierigkeiten mit sich bringt. Und dann gibt es auch noch einen geheimnisvollen Brief mit einem Rätsel, das gelöst werden muss.

Eine verrückte Familie

„Das Springende Haus. Einmal Hollywood und zurück“ ist eine zauberhafte Geschichte für Leser ab acht Jahren, die neben den phantasievollen Settings vor allem durch ihre liebevoll gezeichneten Figuren überzeugt. Die sind – wie es sich für ein Kinderbuch gehört – alle ein bisschen überzeichnet, aber gerade nur so weit, dass sie nicht ins Lächerliche abrutschen.

Besonders Familie Wendelin, der das seltsame, aus dem Nichts auftauchende Haus gehört, ist ein bisschen wunderlich. Mutter Isi ist mit den Gedanken immer irgendwo anders, Vater Henri versucht alle von seiner Gemüsekreuzung aus Tomate und Gurke zu überzeugen, die 15-jährige Leo sammelt exotische Tiere, ihr Zwillingsbruder Theo fotografiert immer und überall. Nur der zehnjährige Nick scheint mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen – und wünscht sich häufig eine ganz normale Familie. Klar, dass er sich mit Lonni auf Anhieb versteht. Schließlich müssen sie sich auch gemeinsam gegen die spießige Nachbarin Frau Kiesewetter verbünden, die weder unordentlich geschnittene Hecken mag, noch merkwürdige Präriehühner, die Marmelade lieben. Während Lonni und Nick versuchen, hinter das Geheimnis des willkürlich springenden Hauses zu gelangen, ist die Nachbarin ihnen dicht auf der Spur.

Der zweite Band erscheint im November

Mit ihrer miesepetrigen Art ist Frau Kiesewetter eine unterhaltsame Antagonistin, deren vollständiger Charakter sich wahrscheinlich erst in den Folgebänden entfalten wird. Denn „Das Springende Haus“ ist eine Reihe, deren zweiter Band, „Unter der Ritterburg“ bereits am 20. November erscheinen wird. Entsprechend endet „Einmal Hollywood und zurück“ mit einem kleinen Cliffhänger, der darauf schließen lässt, dass Frau Kiesewetter in den Anschlussgeschichten weiter eine Rolle spielen wird. Und es ist gut möglich, dass sich hinter ihrer Figur noch eine Geschichte verbirgt, die mehr über ihren Charakter verrät.

Denn – das wird bereits auf den gut 120 Seiten des ersten Bandes deutlich – Marikka Pfeiffer versteht es, ungeahnte Wendungen und literarische Geheimtüren in ihre Geschichte einzubinden. Da ist hier ein seltsamer Brief, dort ein achteckiges Kästchen und dann eine rätselhafte Zahlenfolge. Pfeiffer baut dadurch Spannung auf, ohne ihre Handlung mit zu viel Action zu überladen. Überhaupt hält sie sich an die Regel, keine unnötigen Elemente in den Plot einzuflechten, die diesen nicht weiterbringen. Dabei findet sie einen kindgerechten Ton, der seine Leser ernst nimmt, ihnen aber auch erlaubt, der realen Welt für einige Zeit zu entfliehen.

Und so ist „Das Springende Haus. Einmal Hollywood und zurück“ ein kurzweiliges Vergnügen für Leseanfänger – und durchaus auch für vorlesende Eltern. Denn auch die erinnern sich bei der Lektüre vielleicht an das ein oder andere phantastische Abenteuer ihrer Kindheit zurück und nehmen den nächsten Umzug eventuell etwas leichter. 

— Marikka Pfeiffer: „Das Springende Haus. Einmal Hollywood und zurück“. Ab 8 Jahren, Rowohlt Verlag 2018, 128 Seiten, 9,99 EUR.

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