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Erich Gusko war seit 1949 Kameramann bei der Defa. Er war auch das Auge hinter dem legendären Film "Das Kaninchen bin ich."

© Günter Linke/Filmmuseum Potsdam

Potsdamer Kameramann der Defa: Erich Gusko ist tot

Erich Gusko war einer der prägenden Kameramänner der Defa. Er schuf „Das Kaninchen bin ich“, „Die Schlüssel“ und „Zeit der Störche“. Nun ist er im Alter von 90 Jahren in Potsdam gestorben.

Potsdam - Kurt Maetzig, Egon Günther, Siegfried Kühn – man kennt die Regiegrößen der Defa-Produktion. Aber Erich Gusko? Der Kameramann Erich Gusko arbeitete mit ihnen allen, wirkte bis 1991 an dutzenden Filmen mit und doch werden seinen Namen nur wenige kennen. 

Dabei gilt er als einer der ersten, der bei der Defa mit Farbfilm experimentierte, war an dem legendären Verbotsfilm „Das Kaninchen bin ich“ von Kurt Maetzig aus dem Jahr 1965 beteiligt und entwickelte mit seiner Kameraarbeit für „Die Schlüssel“ von Egon Günther 1974 eine ganz eigene, völlig Defa-untypische Bildsprache, die auf den Improvisationen der Schauspieler beruhte. 

Jutta Hoffmann als Arbeitermädchen und als Mathematikerin

Jutta Hoffmann spielte in „Die Schlüssel“ die Hauptrolle: ein Arbeitermädchen, das mit ihrem Liebsten, einem Studenten (Jaecki Schwarz), nach Krakau reist. Dort gerät sie in wild feiernde Studentenscharen, filmisch beeindruckend festgehalten, und stirbt einen tragischen Unfalltod. Auch in einem anderen, wichtigen Gusko-Film stand Jutta Hoffmann im Mittelpunkt: „Der Dritte“ (1972) von Egon Günther erzählt die Emanzipationsgeschichte einer Mathematikerin zwischen drei Männern, jenseits aller Rollenklischees.

Erich Gusko, geboren 1930 in Dresden, war der Sohn eines Fotoladenbesitzers. Über die Arbeit seines Vaters entstand eine Nähe zum Medium Bild. Bald nach Kriegsende bewarb er sich bei der Außenstelle der Defa-Produktion in Dresden als Assistent, wurde 1949 Kameramann, zunächst im Defa-Studio für populärwissenschaftliche Filme, später im Defa-Studio für Spielfilme. Es entstanden Dokumentarfilme, Märchen, Literaturverfilmungen, Gegenwartsfilme.

„Kaninchen-Filme“: vom ZK verboten

Erich Guskos vielleicht bekannteste Arbeit „Das Kaninchen bin ich“ wurde als einer von zwölf Filmen auf dem 11. Plenum des ZK der SED verboten. Anders als bei „Die Schlüssel“ gab hier die nicht die Bildsprache Anlass zur Kontroverse, sondern der Inhalt des Films: Eine junge Frau (Angelika Waller) kommt mit der DDR-Justiz in Konflikt, weil ihr Bruder wegen „staatsgefährdender Hetze“ in Haft ist. Der Film konnte erst 1990 in den Kinos gezeigt werden. Und er gab einem ganzen Genre einen Namen: „Kaninchen-Filme“ hießen jene Defa-Arbeiten, die der Zensur zum Opfer fielen.

Erich Gusko lebte seit vielen Jahren Potsdamer Ortsteil Neu Fahrland. Dort starb der Neunzigjährige am 10. Oktober, wie nun bekannt wurde. Beigesetzt wird er auf eigenen Wunsch in Dresden, dem Ort seiner Kindheit.

Lena Schneider

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