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Potsdam für alle: Kulturausschuss lässt freien Eintritt für Potsdam Museum prüfen

Kurz bevor sich am Montag Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) in den Ruhestand verabschiedet, brachte sie in den Kulturausschuss am Donnerstagabend einen Antrag ein, der einem Vermächtnis gleichkommt.

Potsdam - Es soll wohl eine Art Abschiedsgeschenk für die Stadt werden. Kurz bevor sich am Montag Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) in den Ruhestand verabschiedet, brachte sie in den Kulturausschuss am Donnerstagabend einen Antrag ein, der einem Vermächtnis gleichkommt. In London war sie, sagte sie dem Ausschuss, um die großen Museen zu besichtigen. Der angloamerikanische Ansatz habe sie beschäftigt, wie auch die Frage, wie das Potsdam Museum in Nachbarschaft zum Barberini bestehen könne. Bislang ist eine Zusammenarbeit der Häuser nicht zustande gekommen. „Das Geschäftsmodell des Barberini sieht nicht vor, dass sie kooperieren“, sagt Magdowski, ignoriert aber die Kooperationen des Barberini mit dem Filmmuseum oder der Kammerakademie.

Damit das städtische Museum auch vom Andrang ins Barberini profitiert, schlägt Magdowski vor, dass die Dauerausstellung im Potsdam Museum künftig kostenlos sein soll. „Manchmal ist die Kultur auch zu wenig selbstbewusst. Sollte man nicht auch einen Akzent setzen und einen freien Eintritt als Geschenk für die Bürger einführen?“, fragte sie. Dies sei ein kulturpolitisches Zeichen, das die Stadt setzen könnte. „Die Bürger müssten die Chance haben, das Museum für ihr Steuergeld kostenfrei zu besuchen“, sagte sie und rechnete vor: 21 000 Euro würde das Museum über die Eintrittskosten einnehmen. Das sei gerade mal ein Prozent der Gesamtkosten.

In allen großen Londoner Museen sei der Eintritt frei, so Magdowski. Eine Studie habe gezeigt, dass dies zu signifikant höheren Besucherzahlen führt. Zwar strömten kulturferne Schichten auch so nicht massenweise ins Museum, aber immerhin werde in London ein Museumsbesuch als Teil des Freizeitverhaltens verstanden und nicht als elitärer kultureller Ritus. Auch in Stuttgart, die Stadt, in der sie vor ihrer Zeit in Potsdam arbeitete, habe es versuchsweise ein Jahr lang freien Museumseintritt gegeben, dank Sponsorengeldern. Die Besucherzahl sei um 250 Prozent gestiegen.

Markus Wicke vom Förderverein des Potsdam Museums unterstützt Magdowskis Antrag. „Die Eintrittsfreiheit würde die Attraktivität erhöhen und auch einen Ausgleich sozialer Ungleichheit bedeuten.“ Zwar beträgt der Eintritt lediglich 5, ermäßigt 3 Euro, aber die positiven Rückmeldungen beim kostenlosen Internationalen Museumstag zeigten ihm, „ein Tag im Jahr reicht nicht aus“. Zudem glaubt Wicke, dass sich die Spendenbereitschaft der Besucher erhöhen würde und die Fehleinnahmen so gemindert werden könnten. Er verweist auf das Rostocker Stadtmuseum, wo der Eintritt kostenlos ist. Mehr Besucher, mehr Spenden, mehr Einkäufe im Museumsshop, so die dortige Bilanz. Nicht zu vergessen wäre für Potsdam auch der Marketingeffekt gegenüber Berlin.

Im Kulturausschuss herrschte breiter Konsens zu Magdowskis Vorstoß. Ud Joffe als sachkundiger Einwohner im Ausschuss allerdings wies darauf hin, dass die Idee des freien Eintritts nicht von der Grundsatzdiskussion über die Attraktivität des Potsdam Museums ablenken sollte. Es könnte schließlich auch sein, dass die gut 20 000 Euro Einnahmen dann weg seien – und trotzdem keiner ins Museum komme. Einstimmig nahm der Ausschuss Magdowskis Antrag, dem bereits der Finanzausschuss zustimmte, an. Leider aber war keine der Parteien mutig und selbstbewusst genug, einen echten Vorstoß zu machen: Denn nicht etwa soll umgehend der kostenlose Eintritt für die ständige Ausstellung im Potsdam Museum getestet werden, sondern erstmal der Oberbürgermeister beauftragt werden, dies bis zum Herbst zu prüfen. Eine Chance vertan.

Grit Weirauch

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