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Potsdam: Filmorchester Babelsberg will Betrieb einstellen

Schlechte Nachrichten vom Filmorchester Babelsberg: Wegen einer Baustelle sieht sich das Ensemble zum Aufgeben gezwungen.

Von Birte Förster

Potsdam - Das traditionsreiche Filmorchester Babelsberg steht vor dem Aus: Wegen Lärms durch Bauarbeiten könne es sein Studio nicht mehr für Tonaufnahmen nutzen, sagte Intendant Klaus-Dieter Beyer am Montag auf Anfrage. Damit fielen Haupteinnahmequellen weg.  „Es wird darauf hinauslaufen, dass wir unseren Geschäftsbetrieb einstellen müssen“, sagte Beyer. Der Projektentwickler KW Development steht kurz vor Beginn der Bauarbeiten eines Bürohauses mit 7000 Quadratmetern Fläche. Baubeginn ist der 1. August. 

Nach einer Krisensitzung Mitte Juli setzten sich alle Beteiligten, darunter auch Vertreter der Stadt, am Montag erneut zusammen. Es sei nichts dabei herausgekommen, sagte Beyer. Mit ihren Geschäftsinteressen würden die Beteiligten nicht übereinkommen. Seitens der Stadt könne kein Schutz solcher „lärmsensiblen Gewerbe“ gewährleistet werden, so Beyer. Es gebe keine rechtliche Grundlage für die Stadt, um der KW Development eine Baugenehmigung zu verweigern. „Es ist eine sehr bedauerliche Situation“, sagte der Intendant. Eine Teilbaugenehmigung liegt der KW Development laut Beyer bereits vor.

Die Stadt hofft noch

Die Stadt Potsdam hat die Hoffnung für eine Lösung nicht aufgegeben. Mit Bedauern habe man von der Ankündigung des Intendanten des Deutschen Filmorchesters Babelsberg erfahren, keine weiteren Aufträge mehr anzunehmen und Mitarbeiter zu entlassen, teilte der Potsdamer Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt, Bernd Rubelt, mit. "Wir hoffen, dass damit noch nicht das letzte Wort gesprochen ist." Das Filmorchester sei ein herausragender kultureller Botschafter der Stadt. Man hoffe, mit allen Beteiligten doch noch einen umsetzbaren Kompromiss zu finden. Auch das Kulturministerium setzt auf weitere Gespräche.

Es sei nicht möglich, während der etwa anderthalbjährigen Bauzeit auf andere Studios auszuweichen, sagte Beyer. Das Tonstudio sei mit zwei Millionen Euro Fördermitteln und einer Million Euro Eigenmittel 2007 auf den modernsten Stand der Technik ausgebaut worden. Unklar ist aus seiner Sicht, ob eine Rückkehr nach den Bauarbeiten in etwa anderthalb Jahren wieder so gute Bedingungen bietet. Zudem müssten dann Kunden zurückgewonnen werden, sagte er.

Das Orchester hat einen Etat 3,5 Millionen Euro. Rund 1,7 Millionen Euro steurt das Land als Förderung bei. Den Rest muss das Ensemble aufbringen: 60 Prozent davon über Musikeinspielungen für Filmproduktionen, wie Beyer erklärte. Durch den Wegfall dieser Einnahmen sei die Existenz des Orchesters nicht mehr zu sichern. Den 66 Musikern müsse gekündigt werden, kündigte der Intendant an. Die bis Jahresende geplanten Konzerte liefen. Das Deutsche Filmorchester Babelsberg hat eine bewegte Geschichte. 1993 gingen DEFA-Sinfonieorchester und Radio Berlin Tanzorchester zusammen unter dem heute gültigen Namen. 

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