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PNN-Serie "Potsdamer Intendanten" Teil 4: Peter Kupke: Mehr Kopf als Herzblut

Der Intendant Peter Kupke war ein vorsichtiger Neuerer. Ein analytisch-kühler Kopf, der stringente Inszenierungen am Theater zeigte.

Wer sollte nach dem Weggang von Gerhard Meyer im Jahre 1967 den Intendantensessel des Hans Otto Theaters einnehmen? Eine bei Künstlern, Mitarbeitern und Publikum anerkannt warmherzige Theaterpersönlichkeit wie Gerhard Meyer wieder an die Spitze zu bekommen, erwies sich als schwierig. Mit Günther Klingner, der in Döbeln und in Frankfurt (Oder) zuvor die Theater geleitet hatte, wurde ein Intendant berufen, der Berichten von Mitarbeitern zufolge ohne großes Charisma die Geschicke des Hauses führte. Im Schauspiel, Musiktheater und bei Konzerten konnte man jedoch solide Aufführungen erleben, dank der am Haus wirkenden Künstler. Zu ihnen gehörte auch der Regisseur Peter Kupke, der Klingner 1968 als Intendant ablöste.

Farbiger Spielplan in der Kupke-Ära

Auch Kupke, der bereits seit Anfang der sechziger Jahre Regie am Hans Otto Theater führte, war kein „Übervater“ wie Meyer. Man hatte den Eindruck, dass er Theater nicht mit allen Phasen lebte – sondern eher „dachte“. Er war ein analytisch-kühler Kopf. Stringent waren auch seine Inszenierungen, ihnen fehlte oft das Herzblut. Unter Kupkes Intendanz fanden Stücke von Bertolt Brecht verstärkt den Weg nach Potsdam. Der Intendant empfand sich wohl nicht als strengen Gralshüter des Brecht’schen Werkes, wie seine Kollegen am Berliner Ensemble, sondern eher als ein vorsichtiger Erneuerer. Mit der sinnlich-beherzten Regieästhetik Günter Rügers, der am Hans Otto Theater seit Mitte der fünfziger Jahre inszenierte, konnte Kupke offensichtlich nicht viel anfangen. Er gab ihm immer weniger Aufträge in der Schauspielsparte, dafür inszenierte Rüger im Musiktheaterbereich.

Die Kupke-Ära wies einen farbigen Spielplan auf. Shakespeares „König Richard II.“, Goethes „Egmont“, Friedrich Wolfs „Die Matrosen von Cattaro“, „Nachtasyl“ von Maxim Gorki, „Die Geisel“ von Sean O’Casey oder „Geliebter Lügner“ von Jerome Kilty fanden den Weg auf die Bühne in der Zimmerstraße oder auch die des Alten Rathauses – damals Kulturhaus „Hans Marchwitza“. Aufführungen von DDR-Gegenwartsdramatik fanden ein Podium, so Karl Mickels „Nausikaa“, ein Stück, dessen Motive der antiken Mytholgie entnommen sind und mit aktuellen Bezügen bedacht wurden. Auch „Der Regenwettermann“ von Alfred Matusche über deutsche Soldaten in einer galizischen Kleinstadt während des Zweiten Weltkrieges wurde zur Uraufführung gebracht. Matusches Dramen waren ein „Geheimtipp“ und wurden in Potsdam immer wieder inszeniert. Heute ist er leider fast vergessen. Verdienstvoll war Peter Kupkes Etablierung der langlebigen „Montagabend“-Reihe, in der ganz frisch entstandene Stücke, die politisch-experimentellen Charakter hatten, zur Diskussion standen.

Musiktheater auf hohem Niveau

Durch das Engagement des Opernregisseurs Peter Brähmig konnte Intendant Kupke das bereits hohe Niveau des Musiktheaters noch einmal steigern. Brähmig stand in der Tradition des realistischen Musiktheaters, wie es von Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin entwickelt wurde. Szenische Vorgänge wurden von ihm aus den jeweiligen Partituren und den Figurenkonstellationen glaubhaft entwickelt. Bedeutende Musiktheaterabende kündigten sich bereits mit der ersten Inszenierung Brähmigs von „La Bohème“ an.

Peter Kupke verließ 1971 Potsdam, um dem Ruf ans Berliner Ensemble als Regisseur und Mitglied der Theaterleitung zu folgen. Mit ihm ging auch eine Reihe von Schauspielerinnen und Schauspielern wie Heide Kipp, Siegfried Höchst oder Hermann Beyer, die das Potsdamer Theater jahrelang geprägt haben.

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Lesen Sie mehr aus unserer Serie "Intendanten des Hans Otto Theaters" und erfahren Sie, wie Ilse Weintraud als erste Frau den Chefposten übernahm und dem Theater seinen heutigen Namen gab.

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