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Das Gemälde "Palazzo Ducale" malte Monet im Jahre 1908.

© Manfred Thomas

Plattner-Sammlung im Barberini: Monet kehrt nach 80 Jahren nach Potsdam zurück

Unter Plattners Gemälden im Museum Barberini findet sich auch eines, das schon einmal in Potsdam hing. Im Ausstellungskatalog sind seine Wege und Irrwege gut dokumentiert. 

Von Peer Straube

Potsdam - Aus Potsdamer Sicht ist es ganz sicher die erstaunlichste Geschichte zu Hasso Plattners Impressionisten-Sammlung. Es ist die Geschichte einer Rückkehr nach Potsdam und damit eine, die Barberini-Direktorin Ortrud Westheider besonders freut. Denn eines der exakt 103 Gemälde, die der Mäzen seinem Museum nun als Dauerleihgabe überlassen hat, hing schon einmal hier, in einer Villa in Babelsberg. Und nicht irgendeines, sondern ein Monet. Ein Spätwerk. Der „Palazzo Ducale“, der berühmte Dogenpalast, gemalt 1908.

Ein Berliner Bankier kaufte das Bild

Die Provenienzforscher des Barberini haben die Wege und Irrwege des Meisterwerks im Begleitkatalog zur Ausstellung akribisch und nahezu lückenlos nachgezeichnet. Von Paris gelangte es über verschiedene Stationen nach Berlin, wo es zunächst der Textilunternehmer Erich Goeritz erwarb. Ihm kaufte es 1928 der jüdische Bankier Jakob Goldschmidt ab. Goldschmidt war zu jener Zeit einer der mächtigsten Finanzmakler Deutschlands. Mit insgesamt 123 Aufsichtsratsmandaten, darunter in der IG Farben und in der Babelsberger Filmgesellschaft Ufa, gehörte er zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Weimarer Republik. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise ging die von Goldschmidt geleitete Danat-Bank bankrott, zur Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen bürgte er mit den Kunstwerken in seiner Villa in der heutigen Virchowstraße 43 am Griebnitzsee. Dort habe auch Monets „Palazzo Ducale“ gehangen, erzählte Westheider.

Die Villa wurde von den Nazis beschlagnahmt

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Goldschmidt 1933 über die Schweiz ins Exil in die USA. Das Monet-Gemälde ließ er in Babelsberg zurück, die Villa wurde von Nazis beschlagnahmt. 1941 wurde es vom Finanzamt Moabit West an das Berliner Auktionshaus Hans W. Lange übergeben, wo es von den „Vereinigten Stahlwerken“ ersteigert wurde. Danach gelangte es in die Hände von Privatsammlern in Hamburg, bevor es schließlich nach einem langwierigen Restitutionsverfahren 1960 an Goldschmidts Sohn Erwin rückübertragen wurde. Aus dem Nachlass von dessen 2014 verstorbenen Erben Anthony Goldschmidt – ein berühmter US-amerikanischer Filmposter-Designer, der unter anderem Plakate für Filme von Steven Spielberg, Christopher Nolan und Ridley Scott entworfen hat –, erwarb es Hasso Plattner 2015 auf einer Auktion von Sotheby’s in New York. 

Sammlung ist nicht nur für Potsdam ein Glücksfall

Gemeinsam mit einem anderen Venedig-Gemälde Monets, dem „Palazzo Contarini“, gehört es nun zu den Schätzen der Ausstellung im Museum Barberini. Dass Plattners Sammlung dort nun dauerhaft gezeigt wird, ist nicht nur für Potsdam ein Glücksfall. „Das ist eine ungeheure Aufwertung der gesamten deutschen Museumslandschaft“, ist sich Barberini-Kurator Daniel Zamani sicher. Mit Monets „Der Hafen von Le Havre am Abend“ beispielsweise sei das Museum nun Heimstatt für eines von lediglich fünf Gemälden im 2050 Bilder umfassenden Œuvre des Malers, auf dem eine Nachtszene dargestellt ist. Überhaupt sei dieses Werk eines der wichtigsten des Künstlers, so Zamani. Mit Stil und Farbgebung des 1872 entstandenen Werks sei Monet seiner Zeit 30 Jahre voraus gewesen. 

Museumskurator Daniel Zamani vor dem "Palazzo Contarini" von Monet. 
Museumskurator Daniel Zamani vor dem "Palazzo Contarini" von Monet. 

© Manfred Thomas

20 bis 25 Gemälde sind neu

Obwohl einige der Gemälde aus Plattners Sammlung bereits in der Eröffnungsausstellung des Museums und in der im Sommer zu Ende gegangenen großen Monet-Schau gezeigt wurden, gibt es durchaus auch Neues zu entdecken. 20 bis 25 Gemälde, schätzt Westheider, waren zuvor noch nicht im Rahmen einer anderen Ausstellung in Potsdam zu sehen. 
Gegliedert ist die künftige Dauerausstellung in acht Themenbereiche, die sich über zwei Geschosse des Museums erstrecken. Als Sujets wählten die Impressionisten vor allem Landschaften, aber auch Szenen aus dem sich immer mehr zur Metropole entwickelnden Paris sind Bestandteil der Sammlung. Plattner habe stets Bilder ausgewählt, „die einen besonders starken Eindruck auf Menschen machen“, sagte Westheider. 

Schau wird "internationaler Anziehungspunkt"

Obwohl die Darstellungen auf den Werken vielfach mit „pittoresk“ oder „idyllisch“ umschrieben würden, sollte man sich derlei Attribute „dringend abgewöhnen“, empfahl die Museums-Direktorin. Zur Entstehungszeit sei diese Kunstrichtung als „eigensinnig, radikal, demokratisch und wild“ empfunden worden. Ein Spaziergang durch das Barberini werde zu einem „Rundgang durch die Welt, wie sie die Impressionisten gesehen haben“.  Dem Museum dürfte die Schau künftig dauerhafte Besucherströme von Impressionismus-Fans aus aller Welt bescheren. „Ich bin sicher, dass unsere Sammlung ein internationaler Anziehungspunkt sein wird“, sagte die Barberini-Direktorin. Das glaubt auch die Tochter des Mäzens, Stefanie Plattner, die ihren Vater am Donnerstag bei der Präsentation der Sammlung vertreten hatte. „Schauen Sie sich das an“, riet sie allen künftigen Besuchern. „Es macht etwas mit einem!“

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