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Der Autor Peter Wawerzinek vor dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin. Bei Wist trank er übrigens nur Tee.

© : Jörg Carstensen/dpa

Peter Wawerzinek las in Potsdam: Der mit den Vögeln spricht

Seine Mutter floh ohne ihn und seine Schwester in den Westen, in Romanen verarbeitet Peter Wawerzinek seine Erlebnisse. "Liebestölpel" ist der dritte Band einer sehr persönlichen Trilogie.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Sprechen gelernt hat er erst spät. So mit vier Jahren, vielleicht aber auch erst mit sieben, zum Schulbeginn. Ganz genau weiß es Peter Wawerzinek nicht mehr – und so richtig kann man es sich auch nicht vorstellen. Sein Redefluss ist nämlich kaum zu stoppen, als er am Mittwoch im Literaturladen Wist seinen Roman „Liebestölpel“ vorstellt. Es ist der dritte Teil einer Trilogie – einer sehr persönlichen und irgendwie auch rettenden. 
Rettend vor dem Alkoholismus, der zunehmend zu Wawerzineks Problem wurde, wie er erzählt: „Ich war jeden Tag besoffen, das war zu viel.“ 

issgunst resultierte daraus, vor allem gegenüber jüngeren Autoren. Bis Wawerzinek eine Therapie begann. Von 2003 bis 2008 dauerte die, dann wollte er es noch mal wissen: „Ob ich es schaffe, wieder einen Roman zu schreiben.“ Und er schaffte es. Im Jahr 2010 erschien „Rabenliebe“, für den Wawerzinek mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet wurde und mit dem er es in die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte. Es ist der erste Teil seiner besagten Trilogie, der zweite Teil „Schluckspecht“ erschien 2014, „Liebestölpel“ im vergangenen Jahr. „Es war ein Traum von mir, diese drei Bücher über mich mit Vögelchen auf den Titeln herauszubringen“, sagt Wawerzinek. 

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Stipendium in der Villa Massimo

Und so ist auf dem aktuellen Buchcover ein Tölpel zu sehen, ein Seevogel, der etwas unbeholfen geht, jedoch ein hervorragender Segelflieger ist. Erzählt wird von Petkowitsch. So nennt ihn Lucretia, seine engste Freundin und große Liebe, die ihn sein ganzes Leben begleitet – nicht immer im positiven Sinne. Für sie lässt der Protagonist auch mal alles andere stehen und beugt sich immer wieder ihren Wünschen. So eine Frau habe es wirklich gegeben, vielleicht auch mehrere, erzählt Wawerzinek. So richtig Glück habe er da nie gehabt, aber heute sei er glücklich liiert. Seine Partnerin und seine Tochter Augusta haben ihn auch für sein aktuelles Stipendium in die Römische Villa Massimo begleitet.

Mit Augusta hat er außerdem viel über den Roman gesprochen. Über ihre Vorstellungen von der Liebe, über Beziehungen. Die Interviews sind mit in das Buch eingeflossen, genauso wie einige Lieder und Gedichte. Viele hat er von seiner Adoptiv-Oma gelernt, der es eigentlich nicht erlaubt war, sich in seine Beziehung einzumischen, wie er erzählt. Der 1954 in Rostock geborene Wawerzinek und seine jüngere Schwester wurden von ihrer in den Westen geflohenen Mutter allein zurückgelassen. Beide kamen in ein Kinderheim, wurden allerdings getrennt. Als Kind beobachtete er gerne Vögel, wie Wawerzinek sagt: „Ich dachte, die können mir erzählen, wo meine Mutter ist.“ 

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Ein Dokumentarfilm über seine Familie

Wawerzinek wurde von einem Lehrerehepaar adoptiert und dort streng erzogen. Nach dem DDR-Erziehungsbuch „Gutes Benehmen von A - Z“ von Karl Smolka, wie der Autor mehrmals erwähnt. Die Mutter seiner Adoptivmutter versuchte, ihm mit Liedern auszuhelfen. Mit ihrer Hilfe fand er auch seine Schwester wieder, mit der er kürzlich den Autobiographischen Dokumentarfilm „Lievalleen“ veröffentlichte. Einen Verleih hat der Film nicht, durch ein paar Kinos sind die beiden trotzdem schon getourt und es soll weitergehen. 

Als Wawerzinek von der Schwester spricht, werden seine Augen feucht, verlegen wischt er sich durch das Gesicht und erzählt trotzdem freimütig weiter. Sprache scheint für ihn Therapie zu sein, auch in seinem Roman, der vor Fabulierlust und Wortspielen nur so sprüht. 

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