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Kultur: Otjiwarongo meets Potsdam „Die Theaterbotschafter“

im Treffpunkt Freizeit

Otjiwarongo – was für ein Klang! Der Name der namibischen Stadt im Norden des südafrikanischen Wüstenstaates weckt viele Assoziationen. Und auch das Lied, das namibische und deutsche Kinder und Jugendliche am Donnerstagabend im Malteser Treffpunkt Freizeit gemeinsam anstimmten, ließ nachhaltig afrikanische Kultur durch das Foyer und den Theatersaal wehen. Ronel, Tensy, Star Rousa aus Namibia und Nele, Moritz und Ronja aus Deutschland sind einige der Teilnehmer dieses wunderbaren interkulturellen Kulturprojektes. Drei Studenten des Studienganges Kulturarbeit der Fachhochschule Potsdam haben es mit unzähligen Unterstützern vor mehr als zwei Jahren aus der Taufe gehoben.

Sie alle feierten am Donnerstag im Malteser Treffpunkt gemeinsam mit ihren 11- bis 15-jährigen „Theaterbotschaftern“ die Premiere. Das sind jeweils neun Schüler aus Namibia und Deutschland; die Deutschen kommen von der Potsdamer Montessori Oberschule. Sie präsentierten gleich als erste ihre Szenenfolge „Ein Blick!“ zum Thema Familie. Mit großer Genauig- und Ernsthaftigkeit aber auch mit Witz und Ironie zeigten sie sehr authentisch, was heutzutage in „typisch deutschen“ Familien vor allem am Essenstisch so alles „verhandelt“ wird. Wie „moderne“ Eltern ticken und Teenager langsam aber sicher erwachsen werden. Viel Beifall gab es für die gelungene Darstellung der Oma Erna und die ersten liebevollen Annäherungen zwischen Julius und Rosa.

Mit den Vorbereitungen zu einer Hochzeit begann dagegen die märchenhaft-fantastische Aufführung der namibischen Gäste aus Otjiwarongo. In ihrer Geschichte „Double Bubble“ spielen Aliens eine wesentliche Rolle. Genauso wie die alte geheimnisvolle Frau, die die sonderbarsten Zutaten in ihre Suppe rührt und zudem ein „Rezept“ gegen den Wassermangel im Dorf auf Lager hat. Die afrikanischen Schüler brachten mit großer Anmut und viel Temperament ihre Helden auf die Bühne. Und vermittelten so einen atmosphärisch dichten Einblick in den Alltag und die Kultur ihres Heimatlandes. Die farbenfrohen Kostüme, die verschiedenen Sprachen und Hautfarben sowie begeistert aufgenommene moderne Tanzeinlagen taten da ein Übriges.

Fast wirkten die Gäste etwas überrascht von der begeisterten Resonanz, die sie damit im vollbesetzten Theatersaal auslösten, denn sowohl beim Verbeugen als auch in dem anschließenden Zuschauergespräch, das von der Schauspielerin Julia Jentsch, der Schirmherrin der „Theaterbotschafter“, moderiert wurde, wirkten sie zurückhaltender als ihre deutschen Gastgeber. Die konnten sich, genau wie auf der Bühne besonders verbal gut ausdrücken, sie mussten aber ihren Gästen unbedingt den Vorrang in puncto Körpergefühl und Präsenz überlassen.

Das war, nicht nur für das Publikum, interkulturelles Lernen und Begreifen, wie es Sinn und zudem Spaß macht und vorrangiges Ziel des ambitionierten Projektes ist, das jetzt sowohl durch Deutschland als auch im Juni durch Namibia touren wird. Man kann gespannt sein, was die deutschen Schüler danach berichten werden. Ihre weitgereisten Gäste jedenfalls lobten ausdrücklich die Freundlichkeit der Menschen hierzulande, mochten das Essen – vor allem Schokolade – und besonders den üppigen deutschen Wald.

Astrid Priebs-Tröger

Heute, 19 Uhr, eine weitere Vorstellung der „Theaterbotschafter“ im Malteser Treffpunkt Freizeit

Astrid Priebs-Tröger

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