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Solo-Schlagzeugerin Ni Fan aus Berlin spielt die Marimba.

© promo

Open-Air-Konzert: "Klassik am Weberplatz" im Zeichen des Schlagwerks

Sirenen, schöner Kitsch und eine Uraufführung: Das Collegium musicum spielt am Samstag beim Open-Air-Konzert mit internationalen Solisten an Marimba und Vibrafon.

Der Rhythmus ist kniffelig. Es gilt, stur zu zählen. Die Streicher, zäh erst, fließen hinein in das Raster, suchen ihren Weg, reiben sich aneinander, schweben auseinander. Abbruch. „Mehr Fortissimo, aggressiver, das Publikum muss erkennen, es kommt Gefahr“, sagt Dirigent Knut Andreas in der Orchesterprobe zu den Musikern. Dann setzt das Vibrafon ein, produziert blumige bis psychedelische Töne, einmal zieht der Solist sogar einen Kontrabassbogen sirenenartig über die Klangplatten: Das Stück könnte die Filmmusik für einen frühen James Bond oder zumindest einen französischen Krimi sein.

Das „Konzert für Vibraphon und Orchester“ des zeitgenössischen französischen Komponisten Emmanuel Séjourné gehört zum Programm der 11. „Klassik am Weberplatz“, die am Samstag in Babelsberg stattfindet. Jedes Jahr kommen bei dem großen, eintrittsfreien Open-Air- Konzertevent des Sinfonieorchesters Collegium musicum Potsdam bis zu 2000 Besucher zusammen. In diesem Jahr lautet das musikalische Motto „Percussion in Concert“. Orchesterleiter Knut Andreas hat dazu zwei namhafte Solisten nach Potsdam geholt: die aus China stammende Schlagzeugerin und Marimbasolistin Ni Fan sowie für das Vibrafon Fernando Hashimoto aus Brasilien. Ni Fan, geboren 1989, studierte in Peking und Berlin, wo sie jetzt lebt und arbeitet, unter anderem unterrichtet sie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“. Hashimoto, 45 Jahre alt, ist Vizepräsident und Professor für Perkussion an der brasilianischen Universität Campinas, wo auch Knut Andreas regelmäßig als Gastdozent arbeitet.

Die Solisten lernten sich erst eine Woche vor dem Konzert kennen

„Zwei Perkussionisten in einem Konzert, das ist schon sehr ungewöhnlich“, sagt Andreas. Es bedarf doppelter Abstimmung zwischen allen Beteiligten. Die Solisten, die sich erst eine Woche vor dem Konzert kennenlernten, müssen gut miteinander harmonieren. Schließlich werden sie auch gemeinsame Stücke spielen.

Der Berliner Komponist Ben Roessler schrieb im Auftrag der Babelsberger ein „Konzert für zwei Perkussionsinstrumente und Orchester“, das jetzt am Samstag uraufgeführt wird. Andreas und Roessler kennen sich von der Volksbühne Berlin, wo der Potsdamer Dirigent 2018 Roesslers Oper „Drei Milliarden Schwestern“ leitete. „Ich mag seinen Stil“, sagt Andreas. Die neue Musik ist dennoch für alle Beteiligten, Musiker, Dirigent und auch Komponist, eine Überraschung. Der Komponist hört während der Proben zum ersten Mal, wie sein Werk klingt und funktioniert. Roessler habe deshalb einige Orchesterproben in Potsdam besucht. „Er hört zunächst zu, dann lässt er uns dieses oder jenes probieren oder verändern – das ist ein sehr spannender Prozess.“

Das dritte Stück im Programm stammt vom Taiwanesischen Komponisten Chin Cheng Lin: ein Konzert für Marimba und Orchester. Während Roessler sehr modern komponiert, minimalistisch bis dramatisch, und das Werk von Séjourné teilweise an die Atonalität heranreicht, sei das Stück von Chin Cheng Lin in einem ganz anderen Charakter geschrieben, sagt Andreas: „Es ist wunderschön und geht richtig gut ins Ohr – es ist schon beinahe kitschig“.

Der Abend wird mit Fördermitteln, vielen Spenden sowie tatkräftiger Hilfe städtischer Unternehmen realisiert – für ein niedrigschwelliges, aber hochwertiges Musikerlebnis. Besucher können eigene Sitzmöglichkeiten mitbringen, Händler bieten gastronomische Verpflegung. Bei Regen findet das Konzert in der Friedrichskirche statt und wird auf einer Leinwand nach draußen übertragen.

Am Samstag, 10. August, um 20.30 Uhr auf dem Weberplatz

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