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Chris Miera Regisseur ("Ein Weg") studierte an der Filmuniversität Babelsberg.

© Manfred Thomas Tsp

Online-Panel an der Filmuni Babelsberg: Von Hartz IV bis Hollywood

So jung und schon so gestresst: Absolventen der Filmuniversität Babelsberg diskutierten über Stressfaktoren in der Filmbranche.

Potsdam - 87 Prozent der Menschen, die im britischen Film- und Fernsehgeschäft arbeiten, hatten oder haben ein psychisches Gesundheitsproblem – das stellte eine Studie in England Anfang 2020 fest. Wie es in Deutschland in der Branche aussieht, thematisierte die digitale Diskussionsrunde „Störfaktor Nachwuchs 2020 - So jung und schon so gestresst!“, veranstaltet vom Alumni-Verein der Filmuniversität Babelsberg mit über 150 Teilnehmern.

Nur drei von 60 Regiestudenten werden später Regisseure

Radio-Moderatorin Boussa Thiam diskutierte mit den Regisseuren Julia von Heinz und Chris Miera, dem Filmuni-Student Benedikt Saggel und der Kultur-Coaching-Expertin Christina Barandun. Julia von Heinz, Honorarprofessorin an der HFF München, sagte zu Beginn, dass nur drei von 60 Studenten später als Regisseure arbeiten. Und dass man diesen starken Selektionsdruck von Anfang an im Studium spüren würde. Auch bei den späteren Verdienstmöglichkeiten sei „von Hartz IV bis Hollywood“ alles möglich.

Den Druck, bereits im Studium keine Fehler machen zu dürfen, bestätigten sowohl Filmuni-Absolvent Chris Miera, dessen Debutfilm "Ein Weg" 2017 auf der Berlinale lief, als auch Benedikt Saggel, der aktuell Film- und Fernsehproduktion in Babelsberg studiert. Regisseur Miera betonte, dass es als Kreativer jedoch wichtig sei, „dass Spielerische zu behalten“, denn ansonsten würde man irgendwann keine Filme mehr machen. 

Überwiegt die Liebe zum Beruf oder der Druck?

Um das Thema „Grenzen setzen“ ging es in einem Großteil der angeregten Diskussionsrunde. Dies betreffe sowohl die sogenannte Work-Life-Balance, die von Kreativen besonders schwer einzuhalten ist, als auch die Stärkung von Teams beziehungsweise die Änderung von Strukturen im Filmbusiness.

Während die erfolgreiche Regisseurin Julia von Heinz für sich feststellte, „dass die Liebe zum Beruf alles andere, auch den Stress, aufwiegt“, äußerten sich die Jungen differenzierter und kritischer. Und Coach Christina Barandun sagte, dass „die starke intrinsische Motivation der Kreativen ihnen durchaus zum Fallstrick werden könne.“ 

Sich gemeinsam für Veränderung einsetzen

Barandun plädierte dafür, Pausen, die letztendlich kreativer machen, fest in den Tagesplan einzubauen und sich gemeinsam für Institutionen einzusetzen, die Strukturen – wie beispielsweise im Theater – von unten verändern können. Die gegenwärtige Corona-Pandemie werde von den Einzelnen und der Gesellschaft insgesamt gut bewältigt, so Barandun, und lege auch neue Potenziale frei.

Astrid Priebs-Tröger

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