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Kultur: Ohne bequemliche Pauschalität Weihnachtsoratorium in der Friedenskirche

Es ist ein Klassiker: Keine Advents- und Weihnachtszeit ohne Bachs Weihnachtsoratorium. Doch das Werk ist viel mehr als nur ein erstarrtes Ritual und üblicher Brauch – es ist eine musikalisch und theologisch zutiefst inspirierte Folge von Kantaten, die in ihrem Deutungsreichtum bis in die Gegenwart nichts vom ursprünglichen Reiz eingebüßt hat und deshalb auch immer wieder für verschiedene Interpretationen attraktiv ist.

Es ist ein Klassiker: Keine Advents- und Weihnachtszeit ohne Bachs Weihnachtsoratorium. Doch das Werk ist viel mehr als nur ein erstarrtes Ritual und üblicher Brauch – es ist eine musikalisch und theologisch zutiefst inspirierte Folge von Kantaten, die in ihrem Deutungsreichtum bis in die Gegenwart nichts vom ursprünglichen Reiz eingebüßt hat und deshalb auch immer wieder für verschiedene Interpretationen attraktiv ist. In Potsdam sind in diesen Dezembertagen drei Wiedergaben des populären ersten Teils des Oratoriums von verschiedenen Chören angesagt, am 26. Dezember folgen in der Erlöserkirche die Kantaten vier bis sechs.

In der Friedenskirche Sanssouci waren am Mittwoch die ersten drei Kantaten zu hören. Kantor Johannes Lang fügte gemeinsam mit dem Oratorienchor Potsdam, dem Jugendchor der Friedenskirche (Einstudierung: Juliane Esselbach), der Kammerakademie Potsdam sowie Solisten die Weihnachtsgeschichte mit Erzählung, Reflexion, Gebet, Gemeinde zu einer nahtlosen Einheit. Festliche Fröhlichkeit und Nachdenklich-Besinnliches wechselten einander ab, was auch die Wahl der Tempi offenlegte. Sowohl das Fließend-Zügige wie die verlangsamte Lyrik wuchsen stets aus dem natürlichen Ablauf heraus. Bereits im Eröffnungschor „Jauchzet, frohlocket“ errichtete der Oratorien- und Jugendchor in ausbalancierter Stimmarchitektur ein volltönendes und zugleich filigran klingendes Portal für die Geschehnisse rund um die Heilige Nacht.

Den stimmlich warmen Oratorienchor zu hören, war eine Freude – obwohl einige Männerstimmen sich zur Verstärkung noch einfügen könnten. Unter dem Dirigat von Johannes Lang meisterten die motivierten Sängerinnen und Sänger lebendig, spannkräftig, konzentriert und tonschön das textbezogene Deklamieren. Da wurde nichts gemauschelt, wurde keine Note, keine Phrase unter den Tisch bequemer Pauschalität gekehrt. Das kam auch den Chorälen zugute. Sie schleppten sich nicht fad dahin, sondern wurden ausdrucksstark, ja farbkräftig gesungen.

Die Kammerakademie war auf allen Posten gut besetzt. Was die Trompeten an strahlendem Glanz in den berüchtigten Stellen verbreiteten, war beeindruckend. Homogen phrasierten die fast ohne Vibrato spielenden Geigen. Celli und Bässe markierten exakt das metrische Gerüst. Eine wundervolle Ruhe stellten die Oboen und das Continuo beispielsweise im Alt-Rezitativ „Nun wird mein liebster Bräutigam“ her. Fabelhaft wurde auch das Wiegende in der Hirtenmusik zu Beginn der zweiten Kantate getroffen, ebenso die auf Bewegung zielende Flöte in der Arie „Frohe Hirten eilet“.

Das Solistenquartett mit Sophie Malzo (Sopran), Isabell Rejall (Alt), Mark Heines (Tenor) und Axel Scheidig (Bass) sang zwar souverän und mit schlanker Tongebung, es fehlte ihm aber, mit Ausnahme der sensibel singenden Altistin, der leuchtende Glanz in der Stimmgebung. Mark Heines, der den Evangelisten gab, wollte mit seinem unausgewogenen Tenor die Geschichte lebendig erzählen, doch sein oft übertriebenes Deklamieren wirkte ungewollt störend, ging nicht zu Herzen. Schade. Klaus Büstrin

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