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Notizbuch-Literat Ahne liest heute im Waschhaus: Gott irrt nie

Mensch Ahne, was war denn da los? Am Freitag, dem 25.

Mensch Ahne, was war denn da los? Am Freitag, dem 25. November, sollte der Notizbuch-Literat mal wieder im Waschhaus sein, so wie eigentlich jedes Jahr – hat aber nicht geklappt. Denn obwohl das Waschhaus gut gefüllt war, zeigte der Berliner sein Gesicht erst gar nicht. Nur wusste das zunächst niemand: Erst gab es Vertröstungen, schließlich Freibier. Nur Ahne selbst gab es nicht. Der hatte schlichtweg seinen Auftritt verplant, und an genau demselben Abend schon etwas anderes vor, eine Radioshow, bei der er genauso unabkömmlich war. Geht nicht so gut, das mit dem Auf-zwei-Hochzeiten-Tanzen.

Zum Glück gibt es einen Nachholtermin am heutigen Freitag. Und Ahne – bürgerlich Arne Seidel, das darf man verraten – ist einfach nicht der Typ, der seine Gäste verprellt. Erst recht nicht im Waschhaus. Ach was, nirgendwo: Wenn der Sympath und Lesebühnenautor sich irgendwo ankündigt, dann kreuzt er auch auf. Manchmal halt mit Verspätung.

Denn es ist ja auch speziell, was der Dichter und ehemalige Post-Zonen-Hausbesetzer aus dem tiefen Osten Berlins da mitbringt. Man erinnere sich nur an seine berüchtigten „Zwiegespräche mit Gott“, die es nicht nur zum Hörbuch, sondern auch zur Dauersendung auf radioeins geschafft haben. Das sind diese lethargischen Dialoge, die im Ostberliner Slang dermaßen viel Absurdität transportierten, dass sie schnell zum Kult heranwuchsen. Denn Gott irrt nie – und sein Gesprächspartner wird dennoch nie müde, ihm Fallen zu stellen.

Was auf den ersten Blick flache Comedy sein könnte, ist von tiefer Agnostik geprägt, einer Zwischenebene für das Unerklärbare. Gelacht wird trotzdem, was nicht zuletzt an den tief durchritualisierten Ausbrüchen liegt, die für das Alleinstellungsmerkmal sorgen. Viel Lob und viele Fans gab es dafür. Von 2007 bis 2015 waren die Absurddialoge fester Bestandteil des Programmes von radioeins.

Absurd: Das trifft Ahnes Schreiben schon ganz gut, diese Hakenschläge in der Erzählstruktur, immer wieder diese Überraschungen – und dieses als Naivität getarnte Spitzbubenhafte. Das muss nicht mal in einen großen Rahmen passen. „Ahne liest, singt und trinkt“ heißt zum Beispiel eines der Programme, mit dem er auch diesmal wieder im Waschhaus aufkreuzt – und da steckt eigentlich schon alles drin, was einen literarischen Abend mit dem Koteletten-und-Doc-Martens-Träger beschreibt: Bier aus Flaschen, A-capella-Punkrock-Gesang und natürlich seine verstrahlt-komischen Straßenkötertexte. Das sollte man sich nicht entgehen lassen. Oliver Dietrich

„Ahne liest, singt und trinkt“ am heutigen Freitag, 16. Dezember, im Waschhaus, Schiffbauergasse 6. Der Eintritt kostet an der Abendkasse 15 Euro

Oliver Dietrich

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