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Verliebt. Aladin (Maik Müller) und die Prinzessin (Jana Mattiesson).

© Promo

Kultur: Nicht nur Zauberkräfte

Eleven des Ballettstudios Erxleben tanzten „Aladin“

Sie haben wieder gezaubert. Wie jedes Jahr kurz vor den Sommerferien. Die kleinen und großen Tänzer des Ballettstudios Erxleben haben diesmal die berühmte Geschichte von Aladin und der Wunderlampe überaus eigenwillig und gekonnt erzählt und wie immer wunderbar getanzt. In einem kongenial schlichten Bühnenbild (Alexandra Hahn), mit zauberhaften Lichteffekten (Karsten Schmidt-Wernitz) und natürlich unzähligen Tänzern, die der originellen Choreografie von Marita Erxleben quicklebendiges Leben einhauchten.

Allen voran als Aladin Maik Müller, der auch schon als Romeo überzeugte, und hier sogleich als kraftvoll-ungestümer Jüngling den Ort des Geschehens betritt. Das heißt, er läuft auf Händen, schlägt Räder und springt Salti. Und die Lust am Leben und damit auch an der Liebe ist augenblicklich präsent. Da braucht es gar nicht viel und die grazile Prinzessin (Jana Mattiesson) ist entflammt. Und schon die ersten Schritte als Paar lassen sie einander erkennen. Doch so hoch hinaus wie beim Tanzen – im Bühnenbild gibt es auf hohen Hausdächern, Podesten und Treppen genügend Platz dafür – geht es im „wirklichen“ Leben nicht. Denn Aladin ist der Sohn eines armen Schneiders und die Prinzessin die Tochter des Sultans.

Da können nur noch Zauberkräfte helfen. Und viel Glück. Oder doch nur die Liebe? Wer die Ausgangsgeschichte kennt, weiß, wie der Straßenjunge sein Ziel erreicht. In der Inszenierung von Marita Erxleben ist Aladin indes besonders fein raus, denn er trifft in der Höhle, in die ihn der Zauberer (Christian Karth) verbannt, auf zwei ungemein muntere Gesellen: den blauen Dschinn – witzig und spritzig Breakdancer Hawk – und auf einen fliegenden Teppich, gar nicht plüschig: Kevin Schade. Die Drei, das sieht man sofort, sind ein Dreamteam, nicht nur, was ihre rasanten Breakdanceeinlagen angeht. Gemeinsam kommen sie überall hin und noch dazu mit heiler Haut.

Doch eines vermag nicht einmal der allmächtige Dschinn: die wahrhaftige Liebe herbeizuzaubern. Und so bleibt es bis zum Schluss spannend, wer das Herz der Prinzessin nun endgültig erobern wird. Trotz märchenhaft-orientalischen Ambientes wirkt die Aufführung überaus heutig. Das ist zuallererst der modernen Körpersprache der drei männlichen Hauptdarsteller zu verdanken, die die Geschichte aus tausend und einer Nacht damit in die Gegenwart übersetzen. Und: Freiheitsdrang, Selbstbewusstsein und Körperbeherrschung sind eine überaus begehrenswerte (männliche) Grundausstattung.

Wie immer in den Inszenierungen Marita Erxlebens werden neben der eigentlichen Geschichte noch unzählige andere erzählt, jedes Mal mit ganz viel Liebe zum Detail. Klasse die Horde wilder Straßenkinder mit ihren Kostümen, die an moderne Streetwear erinnern, putzig die kleinen Erdmännchen und zauberhaft die schillernd-bunten Papageienkinder. Man kann gar nicht aufzählen, was man in gerade mal einer Stunde alles zu sehen bekam. Viel Arbeit, aber immer wieder schön, sagte die Platznachbarin im Theater bewundernd zu ihrer Begleiterin – zwei alte Damen, die zum Tanztheaterhöhepunkt kurz vor den Ferien regelmäßig erscheinen. Am Ende Riesenbeifall und eine strahlende Marita Erxleben inmitten ihrer mehr als einhundert glücklichen Eleven. Astrid Priebs-Tröger

Weitere Vorstellungen vom 6. bis 14. Juli, mit wechselnden Anfangszeiten.

Astrid Priebs-Tröger

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