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Werke von Beethoven bestimmen die neue Spielzeit des Neuen Kammerorchesters. Zum Auftakt gibt es ein Konzert in der Friedenskirche.

© promo

Neues Kammerorchester Potsdam: Schattenwürfe eines Vulkans

Das Neue Kammerorchester Potsdam widmet sich in seiner neuen Saison dem 250. Geburtstag Beethovens.

Seit 18 Jahren spielt das Neue Kammerorchester auf dem Potsdamer Musikfeld mit. Das Lieblingskind seines Dirigenten und künstlerischen Leiters Ud Joffe hat sich einen festen Platz in der Landeshauptstadt erobert. Denn die Programme des Neuen Kammerorchesters schlagen gern neue Wege jenseits des Mainstreams ein. Nun aber prangt „Beethoven der I.“ auf dem Jahresprogramm des Neuen Kammerorchesters Potsdam. Steht Beethoven zu seinem 250. Geburtstag im Jahr 2020 nicht ohnehin im Zentrum zahlreicher Festivitäten?

Das musikalische Modell des bürgerlichen Zeitalters

Viel weniger als gedacht, sagt Ud Joffe, zumindest in Potsdam. Zwar huldigen auch die anderen Player, der Nikolaisaal und die Kammerakademie, dem großen Klassiker, doch eher wenig. Alle Symphonien gibt es nur beim Neuen Kammerorchester zu hören, und zwar verteilt über die neue und die darauf folgende Saison. Dies ist der erste Streich mit Beethoven dem Ersten. „Beethoven ist ein Vulkan, ein Meilenstein in der Musikgeschichte“, erklärt Ud Joffe mit viel Verve.

Er habe nicht nur die Wende von der Vokalmusik zur Instrumentalmusik eingeleitet, sondern auch die Symphonie als Form durchgesetzt. Sie repräsentiert wie kein zweites das musikalische Modell des bürgerlichen Zeitalters. Danach lag Beethovens Schatten über mehreren Komponistengenerationen – wie ein Menetekel. Von Franz Schubert und Robert Schumann über Johannes Brahms bis hin zu Gustav Mahler und Dimitri Schostakowitsch – alle zweifelten angesichts dieser titanischen Errungenschaft an ihren eigenen Fähigkeiten. „Beethoven hat eben keine Fahrstuhlmusik geschrieben, nichts zur Entspannung, sondern kämpferische Musik“, betont Ud Joffe und erinnert an die berühmte Episode beim Spaziergang mit Johann Wolfgang von Goethe im böhmischen Kurort Teplitz.

Beethoven - eine wenig zahme Persönlichkeit

Als die österreichische Kaiserin entgegenkam, wollte Goethe ihr seine Ehrerbietung zeigen und verneigte sich devot. Doch Beethoven beachtete die Majestät kein bisschen, sondern ging mit untergeschlagenen Armen einfach mitten durch das Gefolge der Kaiserin. „Er ist leider eine ganz ungebändigte Persönlichkeit“, beklagte sich Goethe. Er war halt Beethoven der Erste und Einzige unter allen damaligen Künstlern.

Was passt zu solch einem Giganten der Tonkunst, fragten sich Ud Joffe und Klaus Büstrin bei der Zusammenstellung des Programms für die neue Saison. Das Ergebnis wirkt sehr überzeugend: Beim ersten Konzert am morgigen Freitagabend wird in der Friedenskirche Sanssouci Beethovens 2. Symphonie mit Werken für Streichorchester von Igor Strawinsky und Benjamin Britten kontrastiert. Am Sylvesterabend findet wieder das traditionelle Konzert in der Erlöserkirche statt – mit einem verlockend schönen Programm bestehend aus Felix Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert, Beethovens 7. Symphonie und kleinen Überraschungen – Sekt und Feuerwerk um Mitternacht inklusive.

Zum Abschluss Naturmusik

Im neuen Jahr geht es im Nikolaisaal mit französischen Reminiszenzen weiter, wenn auf Maurice Ravels Klavierkonzert die 3. Symphonie „Eroica“ folgt. Zum Saisonabschluss im Juni erklingt Beethovens wundersame Naturmusik der 6. Symphonie „Pastorale“, deren heilsame Wirkungen schon viel gepriesen wurden. Erneut gelang es, hervorragende Solisten zu gewinnen mit Guy Braunstein (Violine), Gili Schwarzman (Flöte) und der jungen Pianistin Danae Dörken. Die Solisten und das Neue Kammerorchester werden alles daran setzen, um Beethoven den Ersten zu ehren, wie es ihm gebührt: mit allerschönster Musik.

1. Konzert der Saison am Freitag, 27. September, um 19.30 Uhr, in der Friedenskirche Potsdam Sanssouci. Das 2. Konzert findet am 31. Dezember in der Erlöserkirche statt, um 22 Uhr. Weitere Informationen unter www.nkop.org

Babette Kaiserkern

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