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Neue und alte Projekte aus der Panzerhalle: Die Macher aus Groß Glienicke

Sie sitzen ganz weit draußen – und wirken doch tiefer in die Stadt als viele andere Potsdamer Künstler. Die Ateliergemeinschaft Neue Panzerhalle sitzt, schön aber fern, in Groß Glienicke, aber mit ihren beiden Projekten „Faszination und Fassade“ und „Das gute Leben“ haben sie die Innenstadt belebt, mit Tiefe und Leichtigkeit angereichert.

Sie sitzen ganz weit draußen – und wirken doch tiefer in die Stadt als viele andere Potsdamer Künstler. Die Ateliergemeinschaft Neue Panzerhalle sitzt, schön aber fern, in Groß Glienicke, aber mit ihren beiden Projekten „Faszination und Fassade“ und „Das gute Leben“ haben sie die Innenstadt belebt, mit Tiefe und Leichtigkeit angereichert. Birgit Cauer etwa hat den Stadtkanal an der Yorckstraße zu einem üppigen Garten gemacht, in dem gepflanzt, geerntet und natürlich gemeinsam gegessen wurde. Jeder konnte vorbeikommen, mitmachen, verweilen.

Eben solche Plätze, an denen sich jeder, ohne Eintritt, ohne den Zwang, etwas konsumieren zu müssen, aufhalten kann, mit anderen austauschen, abhängen, die fehlen ja in Potsdam fast völlig. Nicht mal die vielen Parks dürfen – wie in anderen Städten – zum Draußenleben genutzt werden. Cauer hat also eine soziale Plastik im besten Beuysschen Sinne, eine Skulptur, die die Gesellschaft verändert. Und die fast dadaistische Happenings hervorbrachte, etwa als Cauer die erste geerntete Erdbeere mit einem Cuttermesser in 15 Stücke teilte, damit alle gerade Anwesenden etwas abbekamen.

Oder Beret Hamann, die im Staudenhof für 24 Stunden ihr Lager aufschlug und Alt-Potsdamer, Zugezogene und Geflüchtete einlud, zu erzählen. Wie fühlen sie sich in Potsdam, was wollen sie von der Stadt, wollte sie wissen. Es hatte fast etwas von 1001 Nacht, wie sie da weiß gekleidet unter dem weißen Moskitonetz-Baldachin saß, zuhörte und den Staudenhof – den so viele gerne verschwunden sähen – in einen Ort der Begegnung verwandelte, wie man ihn nur von Piazzi südlich von Deutschland kennt. Jetzt sind die beiden Projekte – hübsch gebündelt in einem Katalog und ergänzt um Texte, Theorie – für jeden nachlesbar. Ob es eine dritte Intervention in den Raum der Innenstadt geben wird, ist noch unklar, sagt Cauer. Kommt ja auch darauf an, ob es noch mal Förderung von Stadt und Land gäbe.

Außerdem sind sie jetzt hier draußen in Groß Glienicke ohnehin gut beschäftigt. Im Quergebäude ihrer Panzerhalle hat die Stadt 180 Flüchtlinge einquartiert. Viel zu erleben gibt es für die hier im Wald nicht, deshalb „haben wir Kontakt aufgenommen“, sagt Cauer. Für Männer, Frauen und Kinder bietet sie jetzt Kreativkurse an, einen Bildhauer-Workshop, Arbeiten mit Ton. Noch seien die Gruppen nach Männern und Frauen getrennt – „einige der Frauen dürfen nicht in gemischten Gruppen mitmachen“, sagt Cauer. Aber das soll auf keinen Fall so bleiben, das will sie ändern. Und schon jetzt entstehen erstaunliche Dinge. Wie die Libelle aus Stein, die einer der jungen Männer mit unendlicher Geduld gehauen hat. Manchmal müssen sie eben doch nicht bis in die Stadt, um etwas zu bewegen. alm

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