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Vor dem Poetenpack nutzte die Adventistengemeinde das Haus in der Zimmerstraße 12 b.

© Ottmar Winter

Neue Spielstätte für das Potsdamer Poetenpack: Nicht nur Sommertheater

Das Poetenpack wird 20 und möchte das ganze Jahr in Potsdam präsent sein. In der Zimmerstraße 12b hat es nun eine neue Bleibe gefunden - zumindest für ein Jahr. 

Von Sarah Kugler

Potsdam - Ihre Funktion als ehemaliger Gemeinderaum ist der neuen Spielstätte des Poetenpacks anzusehen: Ein Rundbogen in der hinteren Wand deutet noch auf den ehemaligen Altarraum hin, die Empore erinnert an einen Kirchenbau. Bis vor wenigen Jahren war hier – in der Zimmerstraße 12b, gegenüber vom St. Josefs-Krankenhaus – die Potsdamer Adventistengemeinde zu Hause. Noch ganz frisch ist es nun die neue Spielstätte der freien Theatergruppe Poetenpack, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Sie heißt „Zimmerbühne“ und die erste Premiere gibt es dort am 4. April mit „Biedermann und Brandstifter“.

Andreas Hueck, Kuenstlerischer Leiter des Poetenpacks. 
Andreas Hueck, Kuenstlerischer Leiter des Poetenpacks. 

© Ottmar Winter

Unabhängig vom Wettergott

„Wir haben einen Ort gesucht, an dem wir unabhängig vom Wettergott ganzjährig spielen können“, sagt der Künstlerische Leiter Andreas Hueck. Bisher spielte sein Theater im Q-Hof oder im Heckentheater des Parks Sanssouci. Dort wird es auch weiterhin Aufführungen geben: Etwa ab Juni „Pippi auf den sieben Meeren“ im Q-Hof sowie „Romeo und Julia“ ab Juli im Heckentheater. Aber das Poetenpack möchte eben nicht mehr nur das Sommertheater sein, sondern insgesamt stärker in Potsdam präsent sein, wie Hueck sagt. Der Raum in der Zimmerstraße, ganz in der Nähe des ehemaligen Hans Otto Theaters, sei dafür sehr passend und zentral gelegen. Derzeit teilt sich das Theater den Ort mit der Potsdamer Mitmachmusik, ein Projekt, das die Integration von geflüchteten Kindern durch Musizieren und Singen fördert. Auch geht der Mietvertrag zunächst nur bis Ende 2019 – was danach wird, ist noch nicht klar.

Die Zimmerstraße 12 b ist nun die "Zimmerbühne".
Die Zimmerstraße 12 b ist nun die "Zimmerbühne".

© Ottmar Winter

80 Stühle passen in den neuen Raum

Sich den anderen Kulturschaffenden in der Schiffbauergasse anzuschließen, hat Hueck hingegen nicht gereizt: „Dort, wo alle hinströmen, müssen wir nicht unbedingt hin“, sagt er und lacht. Ab und an treten sie im T-Werk auf, dieses Jahr im März etwa mit „Kunst“ und im April mit „Ich denke oft an Kladow im April“, ein Abend zu Mascha Kaléko.

Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ erzählt dann ab 4. April von dem wohlhabenden Gottlieb Biedermann, der unwissentlich als Hausierer getarnte Brandstifter auf seinem Dachboden nächtigen lässt. Bei einem Gansessen entfaltet sich das ganze dramatische Finale. Andreas Hueck wird beim Erzählen sofort bildlich: „Die Dachbodenszene wird auf der Empore stattfinden, hier unten wird der Tisch für das gemeinsame Mahl stehen.“ Etwa 80 Stühle für das Publikum passen in den Raum.

Die Theatertruppe teilt sich die Räumlichkeiten mit der Potsdamer Mitmachmusik. Der Mietvertrag geht zunächst bis Ende 2019.
Die Theatertruppe teilt sich die Räumlichkeiten mit der Potsdamer Mitmachmusik. Der Mietvertrag geht zunächst bis Ende 2019.

© Ottmar Winter

20-jähriges Jubiläum

Das Poetenpack kann auf einen Pool von etwa 50 Mitwirkenden zurückgreifen. Wirklich fest im Ensemble ist nur das etwa neunköpfige Organisationsteam. „Ansonsten haben wir keine Festangestellten, aber viele Wiederholungstäter“, sagt Hueck. Künstler, die teilweise an anderen Theatern im Ensemble sind, spielen immer wieder in Inszenierungen des Poetenpacks mit.

Entstanden ist das freie Theater vor 20 Jahren quasi aus einer Frustration heraus. Frisch nach dem Studium von Schauspiel und Regie war Hueck am Theater Magdeburg engagiert. Dort wurde erst eine Inszenierung von „Die Geisel“ nach vier Vorstellungen abgesetzt, dann scheiterte eine von ihm mitorganisierte Tour von „Venus und Adonis“ durch die Straße der Romanik. Daraufhin kündigte der heute 49-jährige Wahlpotsdamer sein Engagement und gründete mit Jan Michael Horstmann sowie Undine Dreißig das Poetenpack. 

Andreas Hueck.
Andreas Hueck.

© Ottmar Winter

Festakt am 23. Februar

Das hat seinen Hauptsitz in Potsdam – die Stadt fördert die Truppe jährlich mit 35 000 Euro – in Magdeburg spielt Hueck mit seiner Truppe aber auch.

Etwas anderes als Theater zu machen, kann Hueck sich nicht vorstellen. Für ihn hat das viel mit einem Erlösungsgedanken zu tun, wie er sagt. „Dabei platzen verkrustete Gefühle auf“, sagt er. Diese Verkrustungen aufzulösen und den Zuschauer immer neu emotional herauszufordern, sei wunderbar.

Zum 20. Jubiläum wird am 23. Februar ein Festakt für geladene Gäste stattfinden. Am 24. und 25. Februar ist die Zimmerbühne dann von jeweils 14 bis 19 Uhr für Besucher geöffnet. Gezeigt wird eine Ausstellung mit Werken des Künstlers Rayk Goetze – er gestaltet seit Jahren die Plakate des Poetenpacks.

>>www.theater-poetenpack.de

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