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Dieses Jahr stark im Gespräch: Theodor Fontane. 

© Ottmar Winter

Neue Fontane-Biografie von Hans Dieter Zimmermann: Balladeskes Plaudern über Fontane

Der Publizist Hans Dieter Zimmermann stellte seine Biografie "Theodor Fontane. Der Romancier Preußens" im Huchelhaus vor. Darin erfährt der Leser einiges Neues. 

Wilhelmshorst - Der kleine Raum im Erdgeschoss des Peter-Huchel-Hauses ist schnell gefüllt, selbst auf den Bierbänken am Rand des Raumes findet sich kein Platz mehr. Die Luft ist stickig. Auf der improvisierten Bühne steht Lutz Seiler, Leiter des Hauses und selbst Schriftsteller. Er begrüßt die Anwesenden, stellt das Personal vor, das durch den Abend führt: den Moderator Peter Walther, Co-Leiter des Brandenburgischen Literaturbüros, sowie den Literaturwissenschaftler und Publizisten Hans Dieter Zimmermann, um dessen frisch vorgelegte Fontane-Biografie es gehen soll.

Zimmermann selbst ist zudem Vorsitzender des Peter-Huchel-Hauses, Walther dessen Stellvertreter – man kennt einander. Anlass der Biografie sei natürlich das Fontane-Jahr, gibt Zimmermann ohne Umschweife zu. Allerdings habe er auch biografische Gemeinsamkeiten mit dem „Romancier Preußens“, wie der Untertitel seines Buches lautet. Er, Zimmermann, sei in den Jahren 1968 bis 1975 Sekretär der Abteilung Literatur der Akademie der Künste gewesen, so wie vor ihm, 1876 in der Königlich Preußischen Akademie der Künste, Fontane selbst.

Der Schriftsteller Hans Dieter Zimmermann
Der Schriftsteller Hans Dieter Zimmermann

© promo

Anekdoten über Fontanes Schaffen

Die nächste Stunde liest Zimmermann verschiedene Kapitel seines Buches, konzentriert sich vor allem auf den jungen Fontane, dessen Eltern, das Kennenlernen mit der späteren Ehefrau Emilie, seine Zeit als Apotheker – einen Beruf, den er nur mit großem Widerwillen ausübte – den Aufenthalt in London, wo er als Korrespondent für die „Neue Preußische Zeitung“ – genannt „Kreuzzeitung“ – arbeitete. Es scheint so, als läge Zimmermanns Fokus auf dem Erzählen von Anekdoten: Die Zuhörer erfahren, wo Fontane seiner Emilie den Heiratsantrag machte, nämlich auf der Weidendammer Brücke in Berlin, jener Brücke also, der auch der Liedermacher Wolf Biermann das Lied „Preußischer Ikarus“ widmete.

Auch erzählt Zimmermann von den „unechten Correspondenzen“, Meldungen aus London, die Fontane an seinem Berliner Schreibtisch aus englischen Zeitungen zusammentrug und die angesichts des Ausgangsmaterials liberaler ausfielen, als man es in der konservativen „Kreuzzeitung“ erwarten konnte. Überhaupt thematisiert Zimmermann das Schwanken Fontanes von einer national-liberalen Einstellung, einem Überbleibsel seiner vom Vormärz geprägten Jugend, hin zu einer demokratischen Haltung, wie sie den alten Fontane auszeichnet. 

Hans Dieter Zimmermann: "Fontane. Der Romancier Preußens".
Hans Dieter Zimmermann: "Fontane. Der Romancier Preußens".

© Cover: C.H. Beck Verlag

Der Ideenursprung zu den Wanderungen

Auch erfahren die Zuhörer, wo Fontane die Idee zu den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ hatte: mitten auf dem schottischen Loch Leven erinnerte er sich wohl des Grienericksees und des Rheinsberger Schlosses, das, so zumindest in Fontanes Wahrnehmung, der Schönheit der schottischen Castles in nichts nachstand.

All das erzählt Zimmermann in leichtem, fast plauderndem Ton, zitiert hin und wieder aus Balladen und Briefen Fontanes und ist ganz Professor, der nicht nur über akademisches Fachwissen verfügt, sondern dieses auch spannend erzählen kann. Zum Ende des Abends applaudiert das Publikum, in dessen Reihen sich auch der ehemalige Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Wolfgang Huber, findet und ist gespannt auf das, was das bevorstehende Fontane-Jahr noch zu bieten hat. 

— Hans Dieter Zimmermann: „Fontane. Der Romancier Preußens.“ C. H. Beck, Hardcover, 458 Seiten mit 18 Abbildungen. 

Christoph H. Winter

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