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Die neue Dauerausstellung „Dem Nachlass Fontanes auf der Spur“ in der Villa Quandt.

© Ottmar Winter

Neue Dauerausstellung im Fontane-Archiv: Fontane ins Wohnzimmer gucken

Die neue Dauerausstellung „Dem Nachlass Fontanes auf der Spur“ in der Villa Quandt ermöglicht neue Einblicke in Theodor Fontanes Leben und die Arbeit des Fontane-Archivs.

Potsdam - Gelungene Ausstellungen, heißt es, erzählen eine Geschichte. Die am Mittwochabend in der Villa Quandt eröffnete Ausstellung „Dem Nachlass Fontanes auf der Spur“ indes erzählt zwei Geschichten. Zum einen begibt sich die Ausstellung auf die Suche nach den Spuren, die Theodor Fontane hinterlassen hat: Die Notationen in dessen Handbibliothek, Unterstreichungen und Anmerkungen in jenen Büchern, die der Dichter selbst gelesen hat, werden genauso gezeigt wie Manuskriptseiten, mittels derer sich Fontanes Arbeitsprozess rekonstruieren lässt. Außerdem werden auch Briefe Fontanes präsentiert. 

Aus ökonomischen Gründen beschrieb der Schriftsteller aus der Mark sein Briefpapier sowohl horizontal, als auch vertikal – Papier war teuer und die finanziellen Mittel des jungen Fontanes waren knapp bemessen. All diese Dokumente, die privaten Korrespondenzen, die Notizen in Büchern und die Manuskripte seiner Romane erzählen dabei aber nicht nur ihre eigene Geschichte, sondern gleichsam die Geschichte der Institution, die diese Dokumente sammelt, konserviert, aufbereitet und einer Öffentlichkeit zur Verfügung stellt: die Geschichte des Archivs. Auch, wenn aus konservatorischen Gründen keine Originale gezeigt werden können, sondern lediglich qualitativ hochwertige Reproduktionen, so führt die Ausstellung doch sehr deutlich die Aufgaben eines Archivs im Allgemeinen und des Fontane-Archivs im Besonderen vor Augen.

In der neuen Ausstellung befinden sich unter anderem Säulen, die als Guckkästen fungieren.
In der neuen Ausstellung befinden sich unter anderem Säulen, die als Guckkästen fungieren.

© Ottmar Winter

Geschichte der Villa Quandt

Rund zehn Tafeln mit Dokumenten und zugehörigen Erklärungen sind ausgestellt. Außerdem mehrere Säulen, die nicht nur anhand von nach Jahreszahlen sortierten Ereignissen einen Überblick verschaffen, sondern die dem Betrachter auch ganz intime Einblicke gewähren: Durch kleine Löcher kann man hineinschauen und findet sich in Fontanes Wohnzimmer oder Arbeitszimmer wieder.

Der Ausstellungskuratorin Maria Brosig erschien es folgerichtig, auch den Spuren des Fontane-Archivs zu folgen, welches bereits 1935 gegründet wurde und seit 2007 in den Räumen der Villa Quandt untergebracht ist. „Mit der Ausstellung wollen wir den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit geben, die Vielfalt der einzigartigen Handschriften im Archiv zu bestaunen und sich über die Arbeit im Archiv zu informieren“, sagt sie. Anhand von Fotografien darf der Besucher etwa einem Archivar über die Schulter blicken. Im selben Zuge berichtet die Schau von der Geschichte des Hauses, der Villa Quandt, die vermutlich um 1800 am Pfingstberg erbaut wurde. Ihren Namen verdankt sie der Kriegsrätin Ulrike Augusta von Quandt. Ab 1945 wurde das Haus von der sowjetischen Armee genutzt, bevor es nach deren Abzug Teil der Liegenschaften der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten wurde.

Ein Einblick in die Bibliothek Fontanes. 
Ein Einblick in die Bibliothek Fontanes. 

© Ottmar Winter

Einblicke in die Arbeit des Archivs

Mit der Eröffnung dieser Dauerausstellung, die während der Führungen durch das Archiv besucht werden kann, geht für den Archivleiter Peer Trilcke, der 2017 die Leitung des Fontane-Archivs übernahm, ein arbeitsreiches Jahr zu Ende, das – 200 Jahre nach Fontanes Geburt am 30. Dezember 1819 – ganz im Zeichen des Schriftstellers steht. Durch die Ausstellung erhalte das Fontane-Archiv, so Trilcke, ein neues, attraktives Schaufenster. „Damit ergänzen wir unser digitales Schaufenster, die im März veröffentlichte neue Website des Archivs, und bauen unser kulturelles Bildungsangebot aus“, sagte er am Mittwochabend bei der Eröffnung der Ausstellung. 

An der Gestaltung der Website hat Trilcke erheblichen Anteil, er und sein Team begreifen Archivarbeit nicht ausschließlich als konservatorische Arbeit mit weißen Handschuhen. Vielmehr gelingt es ihnen, den Archivalien, den Handschriften, Postkarten und der Handbibliothek eine Bühne zu geben und diese Schätze so zwar einerseits für die Nachwelt zu konservieren, andererseits aber auch der Gegenwart zur Verfügung zu stellen. 

>>„Dem Nachlass Fontanes auf der Spur“, Ausstellung in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47

Christoph H. Winter

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