zum Hauptinhalt

Neue Barock-CD des Ensembles Paper Kite: Verschmähte Liebhaber und ihre Leiden

„Cinzia, schmerzvoll und traurig geht um deine Mauern ein verzweifelter Liebenderseinen traurigen Weg“ – so oder so ähnlich geht es um das Leiden und den Schmerz von verzweifelt Liebenden auf der aktuellen CD „Felice un Tempo“ des Ensembles Paper Kite mit dem Potsdamer Cembalisten Felix Schönherr zu. Melodien aus dem 18.

„Cinzia, schmerzvoll und traurig geht um deine Mauern ein verzweifelter Liebenderseinen traurigen Weg“ – so oder so ähnlich geht es um das Leiden und den Schmerz von verzweifelt Liebenden auf der aktuellen CD „Felice un Tempo“ des Ensembles Paper Kite mit dem Potsdamer Cembalisten Felix Schönherr zu. Melodien aus dem 18. Jahrhundert sind darauf zu hören – ein Jahrhundert, das sich den Trauerstunden von Liebhaberinnen und Liebhabern mit besonderer Inbrunst zugewandt hat. Aber auch der Erinnerung an glückliche Stunden. Vor allem Komponisten haben das emotionale Erleben der Liebenden in vielfältigen Facetten in Kunstwerken umgesetzt, zeittypische Texte, entnommen der Hirten- und Nymphenliteratur, haben die italienischen Komponisten Giovanni Legrenzi, Giovanni Battista Bononcini und Domenico Scarlatti zu weltlichen Kammerkantaten vertont, die sie zumeist im Hause ihrer adligen Dienstherren aufführten.

Das junge Ensemble Paper Kite mit den in Hamburg, Florenz und Madrid beheimateten Mitgliedern Marie Heeschen, Sopran, dem Geiger Antonio De Sardo, dem Bratscher Rafael Roth, dem Cellisten Guillermo Turina sowie dem aus einer Potsdamer Kantoren- und Pfarrersfamilie stammenden Cembalisten, Felix Schönherr, hat sich auf historisch informierter Musizierpraxis – die korrekte historische Spielart der alten Instrumente – spezialisiert und kann auf mehrere internationale Preise verweisen. Auch mit ihren Konzerten, unter anderen bei den diesjährigen Händel-Festspielen in Halle, überzeugten sie das Publikum mit ihrem Können. Nun also die CD mit dem Titel „Felice un Tempo“ (Die glückliche Zeit), erschienen bei Coviello Classics.

Legrenzis, Bononcinis und Scarlatti Kantaten aus den verschiedenen barocken Stilepochen halten ein breites Füllhorn an musikalischen Erfindungen für die Singstimme sowie Instrumentalisten bereit. Besonders Bononcinis farbenprächtige Kantate „Barbara Ninfa Ingrata“ kann durchaus mit Händel konkurrieren. Der Komponist war unter anderen am preußischen Königshof ein gern gesehener Gast. Königin Sophie Charlotte, erste Königin Preußens, war engagierte Förderin des Komponisten. 1702 wurde in Berlin seine Oper „Polifemo“ uraufgeführt.

Die Sopranistin Marie Heeschen singt mit Leichtigkeit die anspruchsvollen Partien der Kantaten, schwebt teilweise überirdisch schön über dem Instrumentalsatz. Gleichzeitig versteht sie die Musik mit Sinn und Inhalt zu füllen. Sie weiß ihr Timbre mit klug gesetzten Akzenten und Verzierungen dem jeweiligen Ausdrucksgehalt des Texts anzupassen. Die Streicher sowie der Cembalist bilden ein wunderbar aufeinander eingespieltes Ensemble. Auch in den Instrumentalsonaten von Legrenzi und Bononcini versteht man die Stimmen kunstvoll auszuschmücken und sie mit Klarheit zu musizieren.

Paper Kite ist ein Ensemble, dessen Musizierfreude sich unwillkürlich auf den Hörer überträgt.

+++

Paper Kite, „Felice un Tempo“ , Coviello Classics, 19,90 Euro.

Zur Startseite