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Nêga Lucas in Potsdam: Summertime mit Gewitter

Nêga Lucas brachte bei der „JazzTime“ Brasilien nach Babelsberg, Max Punstein durfte begleiten.

Potsdam - Max Punstein, der die Reihe „JazzTime in Babelsberg“ organisiert, ist für hochkarätige Gäste bekannt. Und der Gast, mit dem er am vergangenen Donnerstagabend im AWO-Kulturhaus aufwartete, reiste schon das dritte Jahr in Folge an die Havel: die brasilianische Sängerin Nêga Lucas. Wenn er im Publikum nach Gastmusikern frage, die eingeladen werden sollen, stehe sie immer ganz oben auf der Wunschliste, erzählt Punstein. Kein Wunder bei dieser Stimme, dieser Intensität.

Die Sängerin aus dem Bundesstaat Minas Gerais ist längst nicht mehr nur in Brasilien verwurzelt, sondern mittlerweile überall unterwegs – sie lebte unter anderem in Paris, Barcelona und Berlin. Punstein begleitete sie an diesem Abend mit der Max Punstein Group am Schlagzeug – ein anspruchsvolles Konzert, für das intensiv geprobt werden musste. Gelohnt hat sich die Vorbereitung allemal.

„Welcome to Brazil“, hauchte Nêga Lucas ins Mikrofon – ein Gerät, das sie für ihre präsente Stimme eigentlich gar nicht benötigte, höchstens zum Festhalten. Im schwarz-weißen Musterkleid, Leggings, überdimensionierten Ohrringen und den silber gefärbten kurzen Haaren hätte sie optisch auch als Frontfigur einer Rockband durchgehen können – gespielt wurde aber ein schnörkelloser Jazz mit vielen Zäsuren, der seine Komplexität zu verbergen wusste. Nêga Lucas sang dazu auf ihrer Muttersprache Portugiesisch, wobei die brasilianische Variante der Sprache es phonetisch fast mit der musique de la bouche – dem Französischen – aufnehmen konnte. Vor allem wenn sie ihr Coração, ihr Herz, besang.

Getragen wurde das Konzert von Latin- Einflüssen, von Samba, Bossa nova – und einer hervorragend aufgelegten Live-Begleitung: Roberto Bardoglio spielte am sechssaitigen Bass einen Dialog mit der Sängerin, die immer wieder den Blickkontakt zum Publikum suchte. Nicolas Schulze setzte die Akzente am Flügel, Max Punstein breitete mit seiner lässigen Art, Schlagzeug zu spielen, den musikalischen Teppich. Highlight des Abends: ausgerechnet ein Jazz-Standard, „Summertime“ von George Gershwin – aber in einer Version, die eher einem Sommergewitter entsprach. Lucas singt in allen Facetten, Bardoglio mäandert durch das Stück, Punstein variiert in jedem Takt – und Schulze spielt dazu düster am Flügel. Die letzte „JazzTime“ vor der Sommerpause gibt es dann am 17. Juni. 

Oliver Dietrich

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