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Nachruf: Zum Tod der Potsdamer Ballettmeisterin Inka Unverzagt: Der Tanz war ihr Leben

Die Tänzerin und Ballettmeisterin Inka Unverzagt prägte Potsdams kulturelles Klima. Nun forderte sie der Tod zum letzten Tanz auf.

Potsdam - Am wohlsten fühlte sie sich im Ballettsaal, dort wo professionelle Tänzer Choreografien einstudierten, Kinder die ersten Tanzschritte erlernen und Eleven zeigen, welche Fortschritte sie in der Körperbeherrschung und in verschiedenen Tanzstilen gemacht haben. Inka Unverzagt war mehr als 70 Jahre für den Tanz tätig, als Balletttänzerin und -meisterin, als Choreografin und Lehrerin. Nun forderte sie der Tod zum letzten Tanz auf. Am 1. Oktober ist sie im Alter von 92 Jahren verstorben.

Wenn man eine Ballettkarriere machen möchte, dann sollte man schon als Kind damit beginnen, so Inka Unverzagts Rat. Sie wusste dies aus eigener Erfahrung. Mit sechs Jahren, 1930, schickte ihr Vater, ein Komiker, sie zum Ballettunterricht. Er erkannte der Tochters Talent für den Tanz und baute sie in seine Bühnenshows ein. „Ich war Vaters Attraktion“, sagte sie später über ihre ersten Bühnenerfahrungen. Die in Chemnitz Geborene nahm im Opernhaus ihrer Heimatstadt Ballettunterricht. Schließlich absolvierte sie 1939 ihre Abschlussprüfung als Balletttänzerin im Leipziger Opernhaus. Danach ging sie an mehrere deutsche Theater. Die Solotänzerin, zu der sich mittlerweile hoch gearbeitet hat, nahm in Freiberg auch die Position einer Ballettmeisterin an, bis sie ab 1951 in Potsdam heimisch wurde. Am Hans Otto Theater erarbeitete sie als junge Ballettmeisterin mit dem kleinen Ballettensemble neun Jahre lang große Tanztheaterabende, die erfolgreich über die Bühne gingen: „Aschenbrödel“, „Scheherezade“ oder „Coppelia“. Inka Unverzagt hatte während ihrer Potsdamer Ballettmeister-Zeit Glück. Die Intendanten förderten das Ballett und ihre Arbeit. Doch Mitte der 60er-Jahre wurde das Ensemble aufgelöst.

Neue Aufgaben bei der Defa, dann holte sie das Hans Otto Theater

Sie suchte bei der Defa neue Aufgaben. Für so manche Filmszene übernahm sie die Choreografie. Oftmals spielte sie selbst kleine Rollen. An 60 Filmproduktionen war sie beteiligt. Doch das Theater ließ sie nicht los. In den 70er-Jahren holte sie das Hans Otto Theater für seine Musiktheaterinszenierungen.

Inka Unverzagts besonderes Anliegen war stets die Nachwuchsförderung. So half sie an der Filmhochschule Babelsberg Schauspielstudenten, sich auf ihren Beruf vorzubereiten. Vor allem Laien begeisterte sie für den Tanz. Sie erlernten bei ihr das ABC des Tanzes, studierten kleine Choreografien ein und brachten sie als „Inka Girls“ mit Erfolg zur Aufführung. Unzählige Potsdamer Mädchen und Jungen kamen in ihren Unterricht, in dem Inka Unverzagt liebevoll und engagiert die verschiedenen Tanzstile, auch heutige, lehrte. Viele Ehemalige erinnern sich mit Dankbarkeit an die Inka-Girls-Zeit. Auch für andere Tanzgruppen hatte Inka Unverzagt offene Ohren und kritische Augen.

Die Tänzerin und Ballettmeisterin hat in Potsdam viel für ein gutes kulturelles Klima getan, das nicht vergessen ist. 2012 hat sie noch ein Buch veröffentlicht, in dem sie ihre genauen Naturbeobachtungen aufschrieb. Der Titel: „Unverzagtes von Potsdam und von anderswo“.

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