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Nachruf zu Gerd Eggers: Ein Mann der klaren Sprache

Er schrieb Gedichte für Erwachsene und Kinder. Nun ist der Potsdamer Autor Gerd Eggers verstorben.

Potsdam - Eva Eggers schien beunruhigt zu sein. Ihren Mann, Gerd Eggers, hatte man als Schriftsteller seit Jahren wohl fast vergessen. Dabei könnte er den Zeitgenossen mit vielen seiner Texte nahe sein: In seinen ironischen Beschreibungen des Alltags, mit den Einblicken in die Geschichte, die ihn in ihren vielfältigen Facetten interessierte, aber auch in das Verantwortlichsein für die Gegenwart und in den Spaziergängen durch brandenburgische Landschaften. Seine schriftstellerische Sprache ist nicht abgehoben und verknäuelt, sondern klar, ohne dass sie „einfach gestrickt“ ist. Er hat die Sprache des „normalen“ Menschen gesprochen und sie so aufgeschrieben.

Eva Eggers initiierte im Potsdamer Stadthaus Potsdam eine Ausstellung mit Lyrik von Gerd Eggers und Fotografien ihres Sohns, Stefan Eggers, die sich zu einer schönen Symbiose vereinten. So mancher Besucher begegnete dem Namen des Autoren dabei zum ersten Mal. Viele kannten die Gedichte, die zu DDR-Zeiten entstanden sind, allerdings eher von ihren Vertonungen. Der Oktoberclub Berlin oder der Fercher Liedermacher Wolfgang Protze, später nach der politischen Wende die Rockband Six, hatten einen großen Anteil daran, dass die Gedichte von Gerd Eggers zu Liedern wurden, sogar zu erfolgreichen. Six machte die melancholische Brandenburg-Ballade zu einem großen Erfolg.

Auch für Kinder schrieb er Gedichte und Erzählungen

Der Schriftsteller, der am 23. Januar 1945 in Potsdam geboren wurde, spielte in der Poetenbewegung der DDR, bei der die Lyrik teilweise stark politisiert wurde, eine nicht unwichtige Rolle. Mit Politisierung ist vor allem das Wirksamwerden von kulturpolitischen Vorgaben gemeint, wenn man so will das Wetzen, aber auch Abstumpfen der Schere im Kopf, noch bevor sie zur Hand genommen wird. Da reihte sich der Potsdamer in eine große Schar von DDR-Schriftstellern und Journalisten ein.

Gerd Eggers Gedichte konnten vor 1989 in mehreren Büchern erscheinen, auch als Poesiealbum Nr. 18. Für Kinder hatte er immer ein großes Herz, für sie schrieb er Gedichte und Erzählungen. Dabei standen die Themen Erhalt des Friedens und der würdige Umgang mit der Umwelt im Vordergrund.1993 erschien ein vielgelesener Kinderstadtführer bei Elefanten Press, in dem er seine Heimatstadt mit ihrer vielfarbigen Historie eindrucksvoll schilderte. Seit mehreren Jahren hat Gerd Eggers sich nicht mehr schriftstellerisch betätigt. Eine schwere Krankheit hinderte ihn daran. Am 20. April 2018 ist er in Potsdam, wie wir es erst in der vergangenen Woche erfuhren, verstorben. 

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