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Gisbert Näther ist im Alter von nur 72 Jahren verstorben.

© Andreas Klaer

Nachruf auf den Potsdamer Komponisten Gisbert Näther: Die Kommunikation in der Musik

Der Potsdamer Komponist und Hornist Gisbert Näther ist im Alter von nur 72 Jahren überraschend gestorben. Er wird als Musiker fehlen - aber auch als feinsinniger und warmherziger Mensch.

In der kommenden Woche wird Gisbert Näthers Ballettmusik zu dem beliebten Märchen „Der kleine Muck“ von Wilhelm Hauff im Stadttheater Hof uraufgeführt. Der Potsdamer freute sich auf die Begegnung mit der tänzerischen Interpretation seiner Musik durch die fränkischen Künstler. Doch ob er die Fahrt nach Hof hätte unternehmen können, war ungewiss. Seit dem Sommer dieses Jahres konstatierte er bei sich gesundheitliche Unwägbarkeiten. Seit Dienstag ist es gewiss, dass Gisbert Näther seinen „Kleinen Muck“ nun nicht mehr erleben kann. Er starb völlig unerwartet mit 72 Jahren in einem Berliner Krankenhaus.

Komponist und Hornist: Einer der bekanntesten Potsdamer Musiker

Der Potsdamer war ein sehr aktiver Musiker, wohl einer der bekanntesten, als Komponist und Hornist. Doch sein Engagement für Potsdam wurde von der Stadt kaum gewürdigt. Dabei hat er ihren Ruf als Kultur- und Kunststadt reich vermehrt. Der im Oberlausitzer Ebersbach als Sohn eines Bäckers geborene Gisbert Näther begann schon als Kind zu komponieren. Im Kreis der Familie führte er seine kleinen Klavierstücke auf. Es wurde bald klar, dass für ihn nur das Musikstudium in Frage kommt. 

An der Musikhochschule Carl Maria von Weber in Dresden studierte er die Fächer Horn und Komposition. Nach dem Examen ging er als Hornist zur Jenaer Philharmonie. 1977 wechselte er nach Potsdam zum Orchester des Hans Otto Theaters, ab 1981 zum Defa-Sinfonieorchester, das sich nach der Wende als Deutsches Filmorchester etablierte. Seine Kollegen konstatierten seine kompositorische Begabung und ermunterten ihn, für ihre Kammermusikgruppen Musik zu schreiben und Bearbeitungen vorhandener Werke vorzunehmen.

Beachtlich umfassend ist das Werk Näthers. Er hat eigentlich außer der Sinfonie keine Musikgattung ausgelassen: angefangen von kunstvollen Choralbearbeitungen oder Volksliedern über die verschiedenen Formen der Kammermusik, der Schulmusik über Orchesterwerke, Solokonzerte, Opern, Ballett- und Orgelmusiken bis hin zu a-cappella-Chören und dem großen Oratorium. Besonders im kammermusikalischen Bereich wählte er neben traditionellen nicht ganz alltägliche Besetzungen. Beispielsweise ein Stück für zwölf Fagotte. Dennoch lag ihm Originalitätssucht fern, die Farben der Musik haben ihn fasziniert.

Besonders beliebt sind seine Familienstücke: „Max und Moritz“ oder „Die verhexte Musik“

Bei seinen Instrumentalwerken erwächst die Erfindung seiner Musik aus den Eigentümlichkeiten der jeweiligen Instrumente, bei vokalen Werken achtete Näther auf die Sangbarkeit der Linien und die Hörbarkeit der harmonischen Mittel. Dabei hat er sich nie über das dichterische Wort gestellt, sondern es musikalisch interpretiert. Er hat einmal gesagt: „Komponieren ist für mich eine Gratwanderung zwischen Handwerk und Experiment, Tradition und Zukunftsvision, konstruktivem Denken und Inspiration. In meinen Stücken sind diese Kräfte unterschiedlich gewichtet.“ Der Kommunikationslosigkeit so mancher zeitgenössischer Musik zu ihren Hörern, die man oftmals vernimmt, erteilte er eine Absage.

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Gisbert Näthers Werke werden von Theatern, Orchestern, Kammermusikgruppen und Solisten in Deutschland mit Erfolg aufgeführt. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Stücke, die er für Kinder und ihre Familien schrieb: „Max und Moritz“, „Die verhexte Musik“ oder „Die Bremer Stadtmusikanten“. Die Potsdamer hatten oftmals das Privileg, Werke von Näther zum ersten Mal zu hören, sei es in den Kirchen oder Konzertsälen, musiziert von seiner Ehefrau, der Sopranistin Gabriele Näther, dem Ensemble á tré, in dem Gisbert Näther neben der Flötistin Birgitta Winkler sowie dem Organisten Matthias Jacob als Hornist mitwirkten, dem Hornquartett, den Turmbläsern oder dem Vocalkreis, alle in Potsdam ansässig. 

Auch für die Laienmusiker und -musikerinnen schlug sein Herz. Das Sinfonieorchester Collegium musicum oder die Potsdamer Orchesterwoche konnten davon profitieren und führten seine Werke auf. Dass er im brandenburgischen Komponistenverband und beim Verein Musikalisch-literarische Soireen eine wichtige Stimme hatte, sei hier ebenfalls vermerkt.

Gisbert Näther wird in Potsdam und darüber hinaus fehlen, als Musiker, Komponist und als feinsinniger und warmherziger Mensch.

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