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Nachlass von Brandenburger Fotografen: Der digitale Blick zurück

"Brandenburger Fotografinnen und Fotografen" - das neue Online-Portal bietet Einblick in den Nachlass von Brandenburger Fotografen.

Potsdam - Zu sehen ist das zertrümmerte Potsdamer Stadtschloss, wie der Potsdamer Fotograf Gerhard Hillmer es festgehalten hat. Zu sehen sind Menschen, die in der Babelsberger Siemensstraße nach dem Geldumtausch im Zuge der Währungsreform der DDR 1957 die neuen Scheine bewundern. Vor der Digitalfotografie war ein Bild einfach verschwunden, wenn man etwa mit dem nassen Finger über das Dia wischte. Vielleicht ist dadurch auch der Schaden auf der Aufnahme des Fotografen Ernst Eichgrün entstanden, auf der die Frühjahrsparade im Potsdamer Lustgarten zu sehen ist.

Das Bild habe Eichgrün wohl vom Dach des Hauses in der Priesterstraße 13 aus geschossen, heißt es in der Bildbeschreibung auf dem neuen kostenfreien Onlineportal „Brandenburger Fotografinnen und Fotografen“. Die Plattform hat der Museumsverband Brandenburg entwickelt. Dabei wurden Nachlässe von Fotografen digitalisiert, die bisher in Museen eingelagert waren. Viele der Fotos hätten es bisher nicht in die Ausstellungsräume der Museen geschafft, sagt Anja Isabel Schnapka. Die Potsdamer Künstlerin hat im Auftrag des Museumsverbands auch die geschichtlichen Hintergründe zu den Bildern recherchiert und für das Portal aufgeschrieben.

Die Webseite lädt zu einem „Streifzug durch gut hundert Jahre brandenburgische Geschichte“ ein. Die Nachlässe von Fotografen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts haben die Museen in den vergangenen Monaten eingesandt. „Das Projekt hat Bestand. Die Museen können uns auch weiterhin ihre Dias schicken“, sagt Arne Lindemann vom Museumsverband. Für die Digitalisierung fehle es gerade kleineren Museen meist an Technik und Expertise. Nicht nur die Digitalisierung, auch die fachgerechte Verpackung würde von Schnapka übernommen. Denn oft würden die empfindlichen Dias auch durch falsche Lagerung beschädigt.

Fotos von bekannten und unbekannten Fotografen

Arbeiten von Fotojournalisten wie Gerhard Hillmer (1920-1975), Walter Eichgrün (1887-1957) und Heinz Krüger (1919-1980) sind zu finden. Weniger präsent sind Fotografinnen. „Dabei haben verhältnismäßig viele Frauen bereits 1840, als die Fotografie erfunden wurde, diesen Beruf ergriffen“, sagt Lindemann. Leider seien die Nachlässe der Fotografinnen selten erhalten.

Unter Schnapkas Favoriten ist der Fotograf Horst Siewert (1902-1943). Der Brandenburger war der erste deutsche Tierfotograf und reiste um die Welt. „Durch seine Linse die Expeditionen von damals zu erleben ist aufregend“, sagt sie. Aber die Digitalisierungsarbeit sei sehr technisch. „Da fokussiert man sich eher auf den Prozess und das Material.“

Kistenweise seien die Dias beim Museumsverband Am Bassin angekommen und von dort meist in die Fachhochschule geliefert worden. „Dort gibt es die nötigen Gerätschaften, um die Bilder zu scannen“, sagt Schnapka. Manche der Dias seien gebrochen gewesen, andere kaum von ihrer Verpackung zu lösen. „Ich versuche immer, die größtmögliche Bildinformation zu erhalten.“ Dafür sähen die Bilder auf den ersten Blick manchmal etwas flau aus. „Je höher der Kontrast, desto weniger bleibt von den ursprünglichen Lichtern und Tiefen.“

Zu den bekannteren Fotografen gehören die Eichgrüns. Ernst Eichgrün (1858-1925) eröffnete 1899 ein eigenes Atelier in Potsdam und wurde zum Hoffotografen von Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg und Herzog Karl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha ernannt. Nach seinem Tod übernahm Sohn Walter das Atelier. Er spezialisierte sich auf Pressefotografie. Da es aber nicht üblich war, die Originale zu behalten, können fast nur Abdrucke in den Potsdamer Tageszeitungen Zeugnisse seiner Arbeit liefern.

» Brandenburger Fotografen im Netz unter bit.ly/FotografenB

Naima Wolfsperger

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