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"Händels Zauberinseln" hieß das Konzert, mit dem die Musikfestspiele Potsdam am Samstag die Innenstadt zum Schillern brachten. 

© Andreas Klaer

Musikfestspiele Potsdam Sanssouci: Zauberhafter Auftakt am Alten Markt

„Inseln“ lautet das Motto der diesjährigen Musikfestspiele. Im Zentrum des ersten Wochenendes standen virtuose Barockopern auf dem Alten Markt: „Händels Zauberinseln“.

Potsdam - Als Intendantin Dorothee Oberlinger im Juni 2019 ihre ersten Musikfestspiele Potsdam Sanssouci startete, wollte sie die schöne „Insel“ der Barockmusik und der Klassik nicht nur für deren Liebhaberinnen und Liebhaber öffnen, sondern für alle Musikinteressierten und Neugierigen. Der Alte Markt mit seinem barock-klassizistischen Ambiente sollte Konzertraum werden

Die wunderbare Konzeption der Intendantin und ihres Teams fand vor drei Jahren leider nicht den Zulauf wie erwartet. Aber man gab nicht auf. Am zweiten Tag der diesjährigen Festspiele gab es nun vor der schönen Kulisse des Alten Markts, zwischen St. Nikolaikirche, Altem Rathaus, Museum Barberini und Stadtschloss die stimmungsvolle Neuauflage eines Konzertevents mit mehr als 700 Besucher:innen. 

Zauberinseln für Liebesnester und Hassgedanken

„Händels Zauberinseln“ war der Titel des Konzertabends, der bis weit in die Nacht ging. Dorothee Oberlinger hatte dafür Musiker:innen eingeladen, die das barocke Repertoire souverän beherrschen: die Sopranistin Sophie Junker, Sopran, Ann Hallenberg, Mezzosopran, sowie die für den erkrankten Countertenor Christophe Dumaux kurzfristig eingesprungene Altistin Margherita Maria Sala und das Kammerorchester Il Pomo d’Oro. Die Musikalische Leitung übernahm Francesco Corti.

Die Komponisten der Barockzeit nahmen ihre Rezipienten immer wieder Reisen zu geheimnisvollen Inseln mit – Inseln, auf denen Zauberinnen sich ein Liebesnest einrichteten und tötende Hassgedanken ausspieen, verlassene Prinzessinnen vor Sehnsucht nach ihrem Liebhaber fast vergingen. Georg Friedrich Händel, sein Londoner Opernkonkurrent Niccolo Popora sowie einer der berühmtesten Laienkomponisten der Musikgeschichte, Benedetto Marcello, haben die Geschichten der expressiv auftretenden Damen und deren Liebhaber in den Opern „Alcina“, „Teseo“, „Radamisto“ oder in den Ariadne-Vertonungen von den populärsten Sängerinnen und Sängern auf die Bühne gebracht. Hohe technische Anforderungen waren und sind gefragt. 

Zauberhafte Stimmen, virtuose Verzierungen

Die Sängerinnen, mit denen die diesjährigen Musikfestspiele auf dem Alten Markt aufwarteten, beherrschten diese Kunst des Barockgesangs und boten sie mit authentischer Präsenz dar. Sophie Junker, Ann Hallenberg und Margherita Maria Sala verstanden es, während der Reise zu den „Zauberinseln“ die unterschiedlichen Stimmungslagen ihrer Protagonistinnen und Protagonisten mit den gebotenen Ausdrucksfähigkeiten ihrer zauberhaften Stimmen effektvoll einzusetzen, die virtuosen Verzierungen kamen großartig zum Zuge. 

Zart und verletzlich konnten sie sein, dramatisch ungestüm – oder empfindsame Seelen hörbar machen. In Francesco Corti und seinem elegant musizierendem Kammerorchester Il Pomo d’Oro hatten die Sängerinnen Partner, die die Affektumschwünge und die am Text orientierte musikalische Sprachkraft weitgehend feinsinnig umsetzten. Der herzliche Beifall für alle Mitwirkenden war einhellig.

Entspannung auf der realen Insel

Frei von Leidenschaften und Dramatik war der Samstagnachmittag. Doch ein Quentchen Nachdenklichkeit gehörte dazu. Die reale Insel, die Freundschaftsinsel, war vom Festival als Ort der Musik und Entspannung in Szene gesetzt worden. Auf Potsdams beliebtestem Pflanzenareal hatte sich eine bunt gewürfelte Gruppe eingefunden, deren Mitglieder in der weiten Welt zu Hause sind. Das Signal für das Konzert gaben Schiffshörner, die von Christof Schläger geblasen wurden. Südsee-Lieder waren zu hören, gespielt von Mitgliedern der renommierten Lautten-Compagney Berlin. 

Von der afrikanischen Insel Sansibar reiste das Tauri Tarab Orchestra an, das nur aus Frauen besteht. In ihren leuchtenden Kleidern sangen sie vor allem traditionelle Lieder ihrer Heimat, die begeisterten. Schwungvoll und atmosphärisch dichter musizierter Irish Folk, dargeboten von der italienisch-schottischen Gruppe The Birkin Three, gehörte ebenfalls zum Publikumsmagneten. Der Verein der Freunde der Freundschaftsinsel ließ es sich nehmen mit Speisen und Getränken das „Fest für Potsdam“, das man bei freiem Eintritt besuchen konnte, zu beglücken. Ein eindrucksvoller zweiter Tag der Festspiele, bei dem sich ganze Familien tummelten, und der auf weitere Musikerlebnisse neugierig machte. 

Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, bis 26.6, Programm und Karten unter www.musikfestspiele-potsdam.de

Klaus Büstrin

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