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Übers Meer. „Die Rückkehr des Odysseus“, Regie: William Kentridge.

© John Hodgkiss

Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2017: Mehr als Wassermusik

Die Musikfestspiele Sanssouci loten 2017 die vier Elemente aus – auch in Potsdams Gartenlandschaft

Eines stellte der bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci für die Künstlerische Koordination verantwortliche Jelle Dierickx gleich zu Beginn der Pressekonferenz klar: „Was in diesem Jahr geplant ist, ist viel mehr als ah ja, Wassermusik.“ Wer angesichts des diesjährigen Mottos „Erde, Feuer, Wasser, Luft“ nur an Händel dachte, der hatte die Musikfestspiele, in diesem Jahr vom 9. bis 25. Juni, unterschätzt. 2017 wird thematisch keine Kleinigkeit versucht: Es geht ums Ganze. Denn die vier Elemente „bilden das Leben, bauen die Welt“: Das wusste nicht nur Schiller, sondern trieb schon die Griechen um.

Bevor es um die musikalischen Fundstücke ging, die die künstlerische Leiterin Andrea Palent und Dierickx in einer zweijährigen Vorbereitungsphase aufgetan haben, betonten sie, der Schwerpunkt sei alles andere als aus der Luft gegriffen, sondern vielmehr dem Austragungsort Potsdam eng verbunden. Am Fuße des Weinbergs im Park Sanssouci steht die Große Fontäne – umflankt von vier allegorischen Figuren: Erde, Feuer, Wasser und Luft. Auch im Marmorpalais auf dem Dach des Potsdam Museums, wo Atlas den Himmelskörper buckelt – überall wimmelt es in Potsdam vor Verweisen auf die vier Elemente.

Das Eröffnungskonzert am 9. Juni mit dem Balthasar-Neumann-Chor in der Friedenskirche soll in geballter Konzentration zeigen, was die Musikfestspiele sich 2017 vorgenommen haben. Mit Monteverdis „Orpheus“ wird in die Erde hinabgestiegen, mit Carissimis „Jonas“ geht es übers Meer. Der südamerikanische Barockmeister Araujo trägt Liebesfeuer bei und luftige Abkühlung geben die A-cappella-Gesänge des Schweden Sven-David Sandström.

Eine solch präzise, thematisch zugespitzte Setzung mag bei den Musikfestspielen nicht neu sein – der anschließende Spaziergang ist es schon. Nach dem Eröffnungskonzert wird zum Streunen durch den Marlygarten geladen – bis hin zur Großen Fontäne, wo der Choreograf und Tänzer Momo Sanno ein „Ritual voller Klänge“ tanzen wird. Dass hier das rein-musikalische Element mit einem anderen, dem tänzerischen, vermischt wird, auch das ist vielversprechend.

Auch das beliebte Format des Fahrradkonzertes gibt es wieder – diesjähriges Motto: „7 Seen, 7 Kirchen, viel Musik und immer am Wasser entlang“. Neu dabei: Erstmals gibt es einen Zwischenstopp im Grottensaal, wo die Vokalkünstlerin Natascha Nikeprelevic mit Obertongesang die Grenzen der menschlichen Stimme austestet. Ebenfalls neu: Der BMX-World Champion Viki Cómez performt Ravels Streichquartett – im Bahnhof Pirschheide. Von 1200 verfügbaren Karten sind bereits 800 verkauft.

Besonders stolz sind die Veranstalter auf Monteverdis „Rückkehr des Odysseus“ in der Inszenierung des Südafrikaners William Kentridge: Die Inszenierung um den von Elementargewalten durch die Meere gespülten antiken Helden tourt seit 1998 durch die Welt und ist am 10. Juni, nach Stationen in Südkorea und New York, in Potsdam zu sehen.

„Los Elementos“ heißt eine Oper des spanischen Barockkomponisten Antonio de Literes – eine Rarität, die am 16. Juni in der Orangerie zu sehen sein wird, inklusive Tapas. Neben Wasser, Erde, Luft und Feuer kommt hier als fünftes Element auch die Zeit zum Einsatz. „Das fünfte Element“: So heißt auch ein musikalisch-literarischer Abend zu dem Potsdamer Alchemisten Johannes Kunckel in der Ovidgalerie, ebenfalls am 16. Juni.

Weitere Perlen sind die Hausmusiken, die sich 2017 um das Wasser herum gruppieren – etwa in der Villa Schulz-Fieguth in der Seestraße und dem Landhaus Adlon am Lehnitzsee. Und im Park Babelsberg wird den nach 100 Jahren wieder sprudelnden Wasserkünsten Fürst Pücklers mit musikalischen Spaziergängen gehuldigt. Am 25. Juni folgt dann open-air der feurige Abschiedsgong: das „Sanssouci Prom Concert“ der Brandenburger Symphoniker. Mit Elementen aus Haydns „Schöpfung“, Händels „Feuerwerksmusik“ und, nie war es angemessener, ordentlich Pyrotechnik.

Jelle Dierickx kündigte indessen zusammen mit dem reichen Programm auch seinen Abschied von den Musikfestspielen an: Er wechselt als Geschäftsführer und künstlerischer Leiter zum Flandern Festival Mechelen/Kempen. Lena Schneider

Karten für die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci unter Tel.: (0331) 28 888 28

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