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Orchesterleiter Knut Andreas und das Collegium musicum wurden beim gemeinsamen Auftritt mit Meier's Clan von Mike Schubert geehrt. 

© André Looft

Musikalischer Doppelgeburtstag im Nikolaisaal: Zwei urpotsdamer Klangkörper

Doppelter Grund zum Feiern: Das Orchester Collegium musicum Potsdam wird 75, die Jazzcombo Meier's Clan wird 20. Die Geburtstage wurden im Nikolaisaal begangen - gemeinsam. Und berauschend.

Potsdam - Es ist kein Anzeichen von Trauer, dass die Musiker allesamt mit schwarzen Mund-Nasen-Masken auf die Bühne im Nikolaisaal kommen. Im Gegenteil, der Anlass ist durchaus freudig: Vor fünfundsiebzig Jahren wurde das Potsdamer Amateurorchester Collegium musicum von Hans Chemin-Petit gegründet. Doch in diesem Jahr ist coronabedingt alles anders. So fällt das Jubiläumskonzert mit nur einer knappen Stunde ungewohnt kurz aus, wird aber gleich noch einmal wiederholt, damit die vielen Fans das älteste Orchester der Landeshauptstadt erleben dürfen. 

Anlass zum Feiern bietet auch das Potsdamer Saxophonquartett Meier's Clan. Was als Ständchen für den gemeinsamen Lehrer Werner Meier von Potsdamer Städtischen Musikschule gedacht war, existiert inzwischen seit zwanzig Jahren in unveränderter Besetzung. Ganz in schwarz, aber mit den berühmten roten Lackschuhen kommen die vier Saxophonisten Ralf Benschu, Matthias Wacker, Mark Wallbrecht und Sebastian Hillmann auf die Bühne des Nikolaisaals. Dann kann das kurzweilige Jubiläumsprogramm beginnen, ohne Masken.

Von der Renaissance bis zur Gegenwart

Unter dem beschwingten Dirigat von Knut Andreas, der das Collegium musicum bereits seit 1998 leitet, erklingt eine bunte musikalische Mischung mit Stücken von der Renaissance bis zur Gegenwart. Am späteren Abend wird Knut Andreas für seine Verdienste um das Potsdamer Musikleben noch die Ehre zuteil, sich in das Goldene Buch der Stadt Potsdam eintragen zu dürfen. Doch zunächst gibt es Musik: Mit seinem Liebesduett Duett „Pur ti miro“ schuf Claudio Monteverdi einen Hit, der auch nach vierhundert Jahren nichts von seiner Magie verloren hat. In der Fassung für vier Saxophone und Sinfonieorchester ergibt das eine berauschende, geradezu weihevolle Eröffnung. 

Die vier Solisten von Meier's Clan zollen Großmeister Ludwig van Beethoven Tribut mit einer fidelen Version der fünften Sinfonie, die Mark Wallbrecht mit coolen Jazzstandards aufgepeppt hat. Wie präzise das Zusammenspiel der jung gebliebenen Herren ist, zeigt sich bei der Tango-Etüde Nr. 3 von Astor Piazzolla. Das klangvolle Arrangement von Ralf Benschu lässt sich sehr gut anhören. Nicht nur hier betört der sensible Ton des Altsaxophons von Matthias Wacker.

Knut Andreas leitet das Laienorchester Collegium musicum seit 1998. "Klassik am Weberplatz" ist inzwischen selbst zum Klassiker geworden. 
Knut Andreas leitet das Laienorchester Collegium musicum seit 1998. "Klassik am Weberplatz" ist inzwischen selbst zum Klassiker geworden. 

© Manfred Thomas Tsp

Austausch mit Brasilien

An den schon seit längerem bestehenden Austausch zwischen dem Collegium musicum und brasilianischen Musikern erinnert das schwungvolle Stück „Batuque“. Für dieses von ihm initiierte Projekt erhielt Knut Andreas schon einen Orden von der Brasilianischen Akademie für Literatur und Kunst „Paranapuã“. Da die freischaffenden Musiker in Brasilien ungleich stärker unter der Pandemie leiden, sammelt das Orchester jetzt Spenden für ihre Kollegen in der Nähe von São Paulo.

Ein ganz besonderes Geschenk zur zweifachen Geburtstagsfeier liefert Potsdams bekanntester lebender Komponist Gisbert Näther mit einem Konzert für Saxophon-Quartett und Orchester: Die heitere, gut ausgewogene Komposition erlebt im Nikolaisaal eine bejubelte Uraufführung – ein besseres Werk hätte es zum Doppeljubiläum der beiden urpotsdamer Klangkörper nicht geben können.

Babette Kaiserkern

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