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One-Woman-Show. Die Musikerin Dom La Nena steht allein auf der Bühne.

© Promo

Musik in Postdam: Luftige Sphären der Sorglosigkeit

Die brasilianische Cellistin und Sängerin Dom La Nena bei ihrer Deutschlandpremiere im Nikolaisaal

Potsdam - Wenn ein Maler die Musik malen wollte – in menschlicher Gestalt, so wie es früher üblich war – dann wäre Dom La Nena bestimmt ein gutes Modell. Denn die brasilianische Cellistin und Sängerin scheint ganz in der Musik zu leben. Und ein wenig oberhalb der Erdschwere zu schweben. Mit sanften, poetischen Liedern versetzte sie bei ihrem Auftritt am Freitag im Foyer des Nikolaisaals sogar das Publikum in luftige Sphären der Sorglosigkeit. Es ist ihr erster Auftritt in Deutschland überhaupt. Zu verdanken war dies der Zusammenarbeit zwischen Nikolaisaal und dem Kulturradio vom rbb bei der erfolgreichen Reihe „The Voice in Concert“. Hier gibt es immer wieder schöne Entdeckungen jenseits von Mainstream und Kommerz.

Ihren Namen verdankt sie einer Abkürzung aus ihrem Vornamen Dominique und dem Beinamen La Nena, was „die Kleine“ heißt. Kindlich mädchenhaft wirkt die Sängerin, Jahrgang 1989, mit dem runden Gesicht, den großen dunklen Augen und dem glitzernden Kleid. Sie braucht weder Makeup noch Showeffekte. Mit Violoncello, Miniaturkeyboard, auch mal an der E-Gitarre und der Ukulele steht sie ganz allein auf der Bühne – eine Meisterin des Minimalismus. Dom La Nena singt und spielt mit sich selber. Denn die jedes Mal zu Beginn gesungenen oder gespielten musikalischen Patterns werden per Loop zur Grundlage ihrer Songs.

Ihrer reinen, ungekünstelten Stimme ohne Schärfen und Extreme möchte man gar das Attribut engelsgleich geben. So federleicht wie diese One-Woman-Band wirkt, steckt doch dahinter eine große musikalische Begabung, Temperament und Willenskraft. Mit dreizehn Jahren zog Dom La Nena, die in der brasilianischen Stadt Porto Alegre geboren wurde und später in Paris aufwuchs, ganz auf sich gestellt nach Buenos Aires, um bei der berühmten Cellistin Christine Walevska zu studieren. Nach Anfängen als klassische Cellistin ging sie mit Jane Birkin und Jeanne Moreau auf Tour, bevor sie begann, im Alleingang auf die Bühnen der Welt zu ziehen.

Auf mehreren CDs klingen inzwischen ihre introvertierten Lieder. Oft randvoll mit jener brasilianischen Art von melancholischer Sehnsucht, die saudade genannt wird – wie im fantastisch, drängenden Song „Vivo na maré“. Das glüht und pulsiert auch mal, wie in „Batuque“, mit dem Dom La Nena den Abend eröffnet. Sie singt auf Portugiesisch, Spanisch mit argentinischem Akzent, Französisch und Englisch. Im Song „Buenos Aires“ klingt nicht etwa ein Tangorhythmus, sondern zum Klang eines Musette-Walzers spielt sie mit dem Begriff „Schöne Lüfte“ – die Übersetzung. Sie schafft es sogar, das gebannt lauschende Publikum mit „You are so quiet“ zum Tanzen zu bringen.

Auf die Frage: „Are you happy in Potsdam?“ , singt sie sogleich mit „Felicidade“ einen Klassiker der brasilianischen Folklore, den, wie sie sagt, jedes Kind dort kennt. Denn Dom La Nena liebt es auch, Songs, die ihr gefallen, nachzusingen. Dass dabei etwas ganz Eigenes herauskommt, zeigt einmal mehr ihre originelle Kreativität. Nach dem enigmatischen Song „Start a War“ der Indie-Band The National beendet sie den zauberhaften Abend mit einer eigenen Version von „Gracias a la vida“. Violeta Parras Lied, ein Markstein der lateinamerikanischen Musik, erklingt als sanfte Hommage an eine große Künstlerin, die mit diesem Song Geschichte geschrieben hat. Jetzt setzt Dom La Nena den Weg auf eigene Art fort. 

Babette Kaiserkern

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