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Musik aus Potsdam: Frech, heiter, virtuos

Exzellent: Die neue CD von Roman Patkoló

Die Liste von bekannten Kontrabassisten aus der Vergangenheit und der Gegenwart ist übersichtlich. Da bietet Wikipedia bei der Nennung von Namen in der Gilde von Geigern, Cellisten geschweige Pianisten oder Organisten bedeutend mehr. Dass die Kontrabassisten in der Vergangenheit einen nicht immer guten Ruf genossen, ist weitgehend bekannt. Vor allem dann, wenn bei diversen Konzerten das Instrument intonatorisch mal wieder wackelt. Der in Potsdam lebende Musiker und Kontrabassprofessor Klaus Trumpf hat wesentlich dazu beigetragen, dass Vorurteile gegenüber dem „schwerfälligen“ Instrument abgebaut werden konnten, ja sogar viele Freunde gewonnen wurden.

Mit einigen seiner Studenten, die heute hervorragende Stellen an bedeutenden Orchestern innehaben, gründete er das Ensemble Bassiona Amorosa, das einen exzellenten Ruf in der Musikwelt genießt. Unter den sieben Instrumentalisten befindet sich auch der Slowake Roman Patkoló, der heute im Orchester des Operhauses Zürich tätig ist. Regelmäßig musiziert er in Kammerkonzerten mit der Ausnahmegeigerin Anne-Sophie Mutter.

Nun hat Roman Patkoló eine CD (erschienen bei Nasswetter) mit dem Titel „The Six Seasons“ eingespielt. An seine Seite holt er sich die ukrainische Pianistin Oleksandra Fedosova. Mit einem gemischten Programm, das Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy (Lied ohne Worte), Pablo de Sarasate (Zigeunerweisen), Gabriel Fauré (Après un reve) oder Nicolo Paganini (Karneval in Venedig) in den Arrangements von Patkoló und Klaus Trumpf bereithält. Der Slowene bedient sein Instrument mit solch technischer Vollendung und einem derartigen Feingefühl, dass man seinen Ohren kaum traut. Ist das wirklich ein Kontrabass? Er klingt bei dem Musiker unglaublich leichtfüßig und schattierungsfähig, aber auch blitzsauber in der Abstimmung der Tonhöhe – und das bei diesen horrenden technischen Anforderungen, die er sich bei der Auswahl der Stücke selbst stellte. Sehnsüchtiges, Herzerwärmendes, Freches, Heiteres finden in kantablen Melodien sowie in virtuos-funkensprühenden Passagen ihren Platz.

Im Zentrum steht Astor Piazzollas Zyklus „Die Vier Jahreszeiten“. Roman Patkoló und Oleksandra Fedosova machen deutlich, dass sie den Tango durch und durch beherrschen. Die zahlreichen Stimmungswechsel innerhalb der Stücke gelingen ihnen nahtlos und tragen ebenso wie die kraftvollen Crescendi zur Spannung der Musik bei. Überhaupt überzeugt in der Aufnahme die perfekte Koordination der beiden Künstler aus der Slowakei und der Ukraine. Virtuosenfeuerwerke werden hier zu Musik.

Nur das lieblos gestaltete und wenig informative Begleitheft ist der hohen Qualität der CD nicht angemessen. 

Roman Patkoló:„The Six Seasons“. Nasswetter Music Group, zehn Tracks, 13,49 Euro.

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