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Kultur: Mücken, Schnaps und lange Nächte Im Waschhaus: Marko Haavisto & Poukahaukat

Die sind schon ein lustiges Völkchen, die Finnen. Da spielt die finnische Band Marko Haavisto & Poutahaukat im Waschhaus, und wer kommt an?

Die sind schon ein lustiges Völkchen, die Finnen. Da spielt die finnische Band Marko Haavisto & Poutahaukat im Waschhaus, und wer kommt an? Eine Handvoll Finnen, direkt aus Finnland, bis nach Potsdam, nur um die Band zu sehen. Entweder scheint es also mit Konzerten in Finnland nicht so gut zu sein – oder es hat sich am Donnerstagabend mal eben die wahre Fankultur gezeigt.

Immerhin: Marko Haavisto & Poukahaukat waren den Trip in den Süden allemal wert – keine Frage. Denn als Begleitband des größten und womöglich fast einzigen finnischen Filmemachers Aki Kaurismäki hat sie sich nicht nur im Land der zahllosen Seen und Mücken einen Namen gemacht, sondern ist bereits eine globale Instanz. Keine schlechte Idee, im Windschatten von Kaurismäki zu schwimmen: Der hatte bereits 1989 mit „Leningrad Cowboys Go America“ einer fiktiven Band zu einem Ruhm verholfen, der bis heute nachhallt: Die Leningrad Cowboys aus Helsinki gibt es mittlerweile nicht nur wirklich, sondern sogar immer noch.

Marko Haavisto & Poukahaukat sind ein wenig unauffälliger im Vergleich. Musikalisch wird da ein Suomi-Country fabriziert, der geradezu prädestiniert für Film-Soundtracks daherkommt. Ein ansehnliches Quartett ist die Band ohnehin: der blonde, langhaarige Schlagzeuger im Hintergrund, der Raggare-Gitarrist mit den nach hinten gegelten Haaren, der Sänger und Bassist Haavisto mit Countryhut und der altersdurchschnittssenkende Gitarrist im feinen Anzug. Und es ist nicht das erste Konzert in Potsdam: Im November 2005 spielte die Band bereits im Potsdamer Club Spartacus, als dieser noch in der Schloßstraße ansässig war.

Den Ruf des Sentimentalen wird Finnland unterdessen nicht los, und das unterstützt auch die Band – mit einem musikalischen Hybrid aus Surf und Zeitlupen-Rock’n’Roll, der mit ganz viel Hall verstärkt wurde. Der Duktus von Kaurismäki ist auch der rote Faden, der sich durch das Konzert zieht: „Thunder and Lightnin“ hat die Band auf Englisch und auf Finnisch drauf, das Publikum darf entscheiden – und nimmt natürlich Finnisch, klingt auch passender, diese seltsame Sprache, die vor Konsonanten nur so strotzt. Und Songs über die nordischen Protagonisten: den unverbesserlichen Optimisten etwa, der sein letztes Geld dafür ausgibt, sich ein neues Portemonnaie zu kaufen.

Eigentlich die perfekte musikalische Begleitung für finnische lange Nächte voller Mücken und Schnaps – selbst die Referenzen an den Rock’n’Roll tragen diese skandinavische Finsternis: Hank Williams etwa, oder der unverwüstliche Klassiker „Viva Las Vegas“. In Finnland würde man sagen: „onnistunut“. Das heißt: gelungen. Oliver Dietrich

Oliver Dietrich

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