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Monolog-Stück "Die Nacht zu Worms": Worte ohne Spiel

Christian Schramm präsentierte sein Monolog-Stück „Die Nacht zu Worms“ in der Pfingstkirche.

„Ehrsamer, Lieber Andächtiger.“ Höflich nennt der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der Spanier Karl V., in der Vorladung vor den Reichstag in Worms 1521 Martin Luther. Doch der Monarch will sich die deutschen Querelen vom Leibe schaffen, ohne die mächtigen Landesfürsten zu verprellen und einen Aufruhr im Volk anzustacheln. Martin Luther muss dazu gebracht werden, seine grundlegende Kritik an der katholischen Kirche zu widerrufen. Wenn nicht, gibt es ja „Marter aller Arten“. Der Potsdamer Schauspieler und Autor Christian Schramm wartet in seinem historischen Drama „Die Nacht in Worms“ verbal mit einem Arsenal von Folterinstrumenten für den Ketzer Luther auf. Doch es sollte bekanntlich anders kommen. Das freie Geleit wird ihm zugesichert.

Christian Schramm, der vor allem Drehbücher für Fernsehserien schreibt, hat für sich Monolog-Stücke entdeckt, die er verfasst und selbst spielt. Nun präsentierte er zum Reformationsjubiläum ein Stück über Luther. Die Zahl der Bücher, Theaterstücke, Fernsehspiele und Filme zu der monolithischen Gestalt ist unüberschaubar. Trotzdem scheint das Wissen über Martin Luther bruchstückhaft zu sein, auch bei Protestanten. Christian Schramm will mit seinem Historischen Drama auch Bildung vermitteln.

In der überaus gut besuchten Pfingstkirche, idyllisch zwischen dem Neuen Garten und dem Pfingstberg gelegen, stellte er am Mittwochabend sein Stück vor. Die Zuschauer verharrten etwas länger als eineinhalb Stunden sehr artig, obwohl nur 70 Minuten angekündigt waren. Zum Schluss hin wurde „Die Nacht zu Worms“ etwas arg in die Länge gezogen, da Schramm mehrere Finale seinem gut zu repetierenden Text aufbürdete. Luthers Leben weist – um es in heutigem Jargon zu sagen – eine ganze Menge Action auf. Aber das, was uns an ihm wichtig ist, wird nur im Gespräch deutlich. So wird jedes ehrliche Luther-Stück ziemlich leise sein müssen.

Schramm hat es aufs Wort gestellt, man hat mehr zu hören als zu sehen, mehr zum Denken und Nach-Denken als zum Empfinden und zum Wahrnehmen. In der „Nacht zu Worms“ tritt Luther zwar nicht auf, sondern nur der Kaiser. Doch der Wittenberger Reformator ist immer anwesend. Natürlich auch beim fiktiven Gespräch zwischen dem Kaiser, der sich als Junker Jan ausgibt, und Junker Jörg. Die Vielfalt der politischen, sozialen sowie theologischen Probleme und die Auseinandersetzungen der Reformationszeit werden von Schramm etwas überfrachtend ausgebreitet. Und natürlich wird ein Bogen auch zu unserer Zeit geschlagen.

Man bewundert Schramms Fundus an historischem Wissen, seine sprachliche Brillanz, mit der er den Text schrieb, der auch eine feine Ironie und durchschlagende Derbheit besitzt. Den Szenen hätte man insgesamt mehr filmische Kürze gewünscht, um ein besseres Hinhören und Hineinhorchen zu gewährleisten. Dem Autor dürfte dies eigentlich nicht schwerfallen, kommt er doch vom Film. Seinem Spiel im historischen Kostüm fehlte eine Regie führende Hand. Das Podium im Altarraum war zwar extrem klein, aber nur drei Schritte vor, zwei Schritte zurück, den Kopf auf die Hand gestützt, ist zu wenig für eine professionelle Darstellung. Zu bewundern ist aber, mit welch großer Sicherheit Schramm seinen wortreichen Text sprach, der auch für Überraschung sorgte. Bei Schramm ist es Karl V., der die Idee hatte, mit Luthers Bibelübersetzung Geld zu verdienen.

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