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Rund 40 Jugendliche und junge Erwachsene stehen bei den Musical Minds für das neue Stück auf der Bühne. 

© Promo

Mobbing, sexuelle Gewalt und Missbrauch: Für den Psychopathen einen Reggae

Das Potsdamer Jugendmusiktheater MusicalMinds will sich harten Tobak vornehmen: den Jugendknast.

Potsdam - Wer beim Stichwort Musical nur an leichte Musen denkt, liegt im Fall der MusicalMinds falsch. Musikalisch bewegt sich das neue Stück zwischen Reggae, Soul, Rock und Pop – aber inhaltlich geht es hart zur Sache. „TraumHaft“ heißt es, Ort der Handlung: ein Jugendknast. Es geht um Mobbing, sexuelle Gewalt und Missbrauch. Alles Themen, die die 40 beteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbst eingefordert haben.

„Ja, das ist teilweise schon harter Tobak“, sagt der Musiker Peter Eichstädt, der das Ensemble seit der Gründung des Vereins vor vier Jahren begleitet. Aber nicht nur die Themen, auch der Handlungsort waren ausdrücklicher Wunsch der Beteiligten im Alter von 14 bis 24 Jahren. Wie in den Vorgängerprojekten waren auch hier die Lebenswelt und die Wünsche der Jugendlichen der Ausgangspunkt. „Und die Aufgabe von Tamina Ciskowski und mir war es dann, daraus ein Stück zu basteln.“ Ciskowski schrieb den Text, Eichstädt die Musik. Große Arrangements mag er nicht, Musik für Formationen wie das siebenköpfige MusicalMinds Orchestra liegt ihm mehr. Einem hamsterquälenden Psychopathen hat er einen Reggae geschenkt.

Mit dem Hans Otto Theater stemmte Eichstädt die „Rocky Horror Picture Show“

Eichstädt hat in den frühen 1990-ern mit dem damals als Skandalregisseur verrufenen Christoph Schlingensief an der Berliner Volksbühne gearbeitet, hat mit dem Hans Otto Theater die „Rocky Horror Picture Show“ gestemmt – und früher irgendwann mal Musik auf Lehramt studiert. Kinder in der künstlerischen Arbeit wachsen und sich verändern sehen, ist für ihn unvergleichlich. Einige Zeit hat er das Kindermusiktheater „Buntspechte“ geleitet. Die MusicalMinds, mit denen er jetzt arbeitet, wollen eigentlich dasselbe wie damals Schlingensief mit „Bring mir den Kopf von Adolf Hitler“, sagt Eichstädt: „Die Leute aufrütteln.“ Wenn auch mit anderen Mitteln.

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„TraumHaft“, das im Sommer bereits open air auf der Bühne der Freundschaftsinsel gezeigt wurde, berührt dunkle Themen, und hält auch mit ganz realen Statistiken zu Missbrauch und sexueller Gewalt nicht zurück. Trotzdem sind die Jugendlichen vor allem bei den MusicalMinds, um Gemeinschaft zu erleben – und um Spaß auf der Bühne zu haben. Den garantiert auch „TraumHaft“, sagt Peter Eichstädt. Das Musical bezeichnet er als Dramödie.

Die Frage, um die sich das Musical dreht

Erzählt wird, in zwei Akten, wie Jugendliche überhaupt in den Knast kommen. Was treibt einen jungen Menschen derart in die Enge, dass er etwas tut, wofür er mit seiner Freiheit bezahlt? Diese Frage steht Eichstädt zufolge im Mittelpunkt. Im Zentrum die Geschichte eines Mädchens, das feststellen muss: Der neue Mann der Mutter interessiert sich nicht in erster Linie für die Mutter. Sondern für die Geschwister. 

Empfohlen wird das Stück für Kinder ab zwölf. „Theater darf und soll ja einiges“, sagt Peter Eichstädt, und ein wenig will „TraumHaft“ auch austasten, wo da die Grenzen liegen. Bestenfalls kommt dabei etwas heraus, was für ihn „TraumHaft“ ist: „Wie Fußball, nur schöner.“ 

Vom 17. bis 20.2. zweimal täglich im Treffpunkt Freizeit, Karten per E-Mail an karten@musicalminds-potsdam.de

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