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Kultur: Mitschöpferin

Die Drehbuchautorin Christel Gräf ist gestorben

Sie war eine der wichtigsten Dramaturgen der Defa und hat bis kurz vor ihrem Tod für den Film gearbeitet. Vor wenigen Tagen ist Christel Gräf im Alter von 76 Jahren an Herzversagen gestorben.

Zu ihren ersten Filmen gehörten Anfang der 60er Jahre „Karbid und Sauerampfer“ von Frank Beyer und „Geliebte weiße Maus“ von Gottfried Kolditz, an die sie damals noch im „Verborgenen“ mitarbeitete, da die Namen der Dramaturgen nicht im Abspann auf der Leinwand erschienen. 1965 holte sie den in den Dokfilmstudios arbeitenden Jürgen Böttcher/Strawalde zum Spielfilm. Er verfilmte das von ihr und Klaus Poche geschriebene Drehbuch „Jahrgang ’45“, den einzigen Spielfilm den Böttcher drehte und der sofort verboten wurde. Auch bei dem damals im Panzerschrank verschwundenen Film „Das Kaninchen bin ich“ war sie Dramaturgin.

Immer wieder arbeitete Christel Gräf mit ihrem Mann Roland zusammen, so bei „Märkische Forschungen“ oder „Fallada – letztes Kapitel“. „Sie war stets von Anfang an dabei“, so Roland Gräf, der besonders ihre Kreativität hoch schätzte. „Christel legte ihr Augenmerk weniger auf die Analyse der Bücher, sondern vor allem auf das Mitschöpferische. Oft schlug sie selbst Dinge vor und konnte Autoren zu neuen Lösungen animieren.“ Seine Frau habe immer die Grenzen ausgeschritten und nie klein beigegeben.

Die Dramaturgin, die mit vielen namhaften Regisseuren der Defa zusammengearbeitet hatte, führte auch Interviews mit Nachwuchsfilmern, um die Endphase der DDR zu analysieren.

Große Hoffnungen setzte sie auf die Wende. Zwei Filmstoffe, die sie danach schrieb, standen kurz vor dem Dreh, wurden aber doch nicht realisiert. Eine große Enttäuschung für die hochinspirierte Autorin. Engen Kontakt unterhielt Christel Gräf zur Hamburger Filmförderung, für das sie bis kurz vor ihrem Tod Filmbücher lektorierte. JÄ

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