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Kultur: Miterlebt und mitgestaltet

Hans-Dieter Behrendt stellte Buch über Grenzkontrollen in der Rosa-Luxemburg-Stiftung vor

„Guten Tag, Passkontrolle der DDR“. Diese Aufforderung ruft bei vielen ehemaligen Transitreisenden auch heute noch zumindest gemischte Gefühle hervor. Auch wenn sich im nächsten Jahr der Jahrestag der innerdeutschen Grenzöffnung bereits zum zwanzigsten Male jährt.

Am Dienstagabend stellte der Potsdamer Autor Hans-Dieter Behrendt sein in diesem Jahr erschienenes Buch „Guten Tag, Passkontrolle der DDR“ in der Rosa-Luxemburg-Stiftung vor. Trotz quälender Sommerhitze waren ein knappes Dutzend Besucher gekommen, um sich mit dem „heißen“ Thema zu beschäftigen und den Ausführungen des Autors, „der diese Zeit miterlebt und mitgestaltet hat“ zu lauschen.

Hans-Dieter Behrendt selbst diente von 1951 bis 1990 in den bewaffneten Organen der DDR. Sowohl bei der Volkspolizei als auch später beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und bis August 1990 als Oberstleutnant bei den Grenztruppen. Von 1965 bis 1990 war er verantwortlich für den Bereich Passkontrolle an den Grenzübergangsstellen im damaligen Bezirk Potsdam. Er war außerdem Lehrbeauftragter an der Hochschule des MfS in Eiche.

Gleich zu Beginn der Buchvorstellung sprach er über seine Motivation, dieses Buch zu schreiben. Immer wieder sagte er, dass es ihm darauf angekommen sei, ein „Sachbuch zu schreiben, dass versucht, auch die andere Seite zu beleuchten.“ Westdeutschen Historikern warf Behrendt Einseitigkeit in der Bewertung vor. Die „andere Seite“ meint in diesem Fall die Mitarbeiter der bewaffneten Organe, „die wirklich viel geleistet haben“ und die er als die eigentliche Zielgruppe seiner über 300 Seiten starken Publikation ansieht. Behrendt spannte in seinen Ausführungen einen Bogen von den inneren Zuständen der ehemaligen DDR – Stichwort Buntmetalldiebstähle – bis hin zur Lage 1961, als nicht mehr zu stoppende Menschenströme das Land Richtung Westdeutschland verließen. Die Schließung der Grenzen – „über den Begriff Mauerbau kann man sich streiten“ – war das „einzig Mögliche, Richtige“, führte er weiter aus. Allerdings, gab er zu bedenken, sollte dieser Zustand nicht von langer Dauer sein. Schließlich hätte Adenauer weitere Verhandlungen abgelehnt.

Darüber hinaus sprach Behrendt die „Demokratiedefizite“ in der DDR und die „Vertrauenskrise“ 1988/89 in den Grenztruppen an. Ein weiterer „Kritikpunkt“ des cleveren Autors war die Übernahme der Passkontrolle durch das MfS im Jahr 1963, wohlgemerkt in den Uniformen der Grenztruppen. Auf Nachfragen von Moderator Detlef Nakath berichtete der Insider Behrendt über Machtkämpfe zwischen Armee, Stasi und Polizei und über den „Fall Burkhardt“, der 1982 bei der Vernehmung in Drewitz tödlich endete. Bei alledem wurde deutlich, dass der Autor, der um Objektivität bemüht ist, dennoch in seinen „Prägungen“ gefangen ist, was nicht nur oft in seiner Wortwahl, sondern auch in einem Teil seiner Argumentationen deutlich zum Ausdruck kam.

Auch die anschließende Diskussion, in der sich ein Teil der Zuhörer als ehemalige Zöllner zu „erkennen“ gab, zeigte, wie sehr einige von ihnen unter dem Zusammenbruch der DDR auch heute noch leiden und wie stolz sie auf ihre frühere Tätigkeit waren. Deutlich wurde an diesem Abend, dass Behrendts Buch wenigstens der zeithistorischen Forschung dienlich sein könnte.Astrid Priebs-Tröger

Hans-Dieter Behrendt „Guten Tag, Passkontrolle der DDR“, GNN Verlag 2008, 17 Euro

Astrid Priebs-Tröger

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