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Kultur: Mit Träumen fängt es an

Die arabische Filmnacht im Filmmuseum mit zu wenig Besuchern

Träume sind ein Lebenselixier. Sie haben die Macht, das Leben entscheidend zu verändern. So geschehen in dem jordanischen Filmmärchen „Captain Abu Raed“, das am Donnerstagabend bei der arabischen Filmnacht im Filmmuseum gezeigt wurde, zu der leider nur zwei Dutzend Zuschauer gekommen waren.

Der Film unter der Regie von Amin Matalqa erzählt die Geschichte eines alten Mannes, der trotz Schicksalsschlägen das Träumen nicht verlernt hat. Abu Raed, Putzmann auf dem Flughafen von Amman, findet eines Tages die Mütze eines Flugkapitäns. Die Kinder des Armeleuteviertels, in dem er lebt, halten ihn damit für einen solchen. Captain Abu Raed, der nie geflogen ist, erzählt ihnen daraufhin wunderbar lebenskluge Geschichten aus der ganzen Welt, die er aus seinen vielen Büchern und Lebenserfahrungen zieht, mit Humor und Freundlichkeit.

Träume können Wirklichkeit werden. Das erzählt dieser Film in eindrucksvollen Bildern von den Kindern und dem Alten, angesiedelt in einer großartigen Stadtlandschaft. Sozialkritik und auch Sozialromantik gehen zudem eine zu Herzen gehende Symbiose ein und vermögen auch hiesige Zuschauer für die Realitäten des jordanischen Alltags der sogenannten kleinen Leute zu sensibilisieren.

Ganz anders sieht der Alltag von Semaan El Habre aus. Der Protagonist des zweiten gezeigten Filmes, einer libanesisch-deutschen Dokumentarfilmproduktion, lebt allein in Ain al-Halazoun, einem Geisterdorf, eine Autostunde von Beirut entfernt, in den malerischen Bergen des Libanongebirges. Die dort lebende christliche Bevölkerung wurde 1983 im Zuge des libanesischen Bürgerkrieges vertrieben. Obwohl es 1994 ein offizielles Versöhnungsangebot gab, ist Semaan als einziger Bewohner zurückgekehrt. Auch er hat Träume, was die Zukunft angeht.

In „The One Man Village“, der bereits auf der Berlinale lief und in Potsdam jetzt seine Vorpremiere hatte, werden eindringlich die Mechanismen von Verdrängung und Erinnerung vorgeführt. „Wir wissen nicht, wie es angefangen, aber wir wissen, wie es geendet hat“, sagt ein anderer ehemaliger Dorfbewohner in dem Film. Nach jahrzehntelangen gegenseitigen Schuldzuweisungen sei es nun an der Zeit, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Oder ruhen zu lassen, wie ein libanesischer Zuschauer im Filmmuseum emotional aufgewühlt forderte. Der etwa 45-jährige Mann will endlich andere Bilder sehen, als die von Zerstörung und Leid. Es werde auch viel wieder aufgebaut, sagte er. Diese hoffnungsvollen Bilder würden dem Libanon in Europa besser zu Gesicht stehen. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-TrögerD

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