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Kultur: Mit LeidenschaftAndreas Kitschke wird in der Friedenskirche

mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt

mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt Von Klaus Büstrin Sicherlich, wer sich immer wieder mit Gespanntheit, Leidenschaft und hin und wieder auch Ungehaltenheit – kurz gesagt, wer seinen Mitmenschen in gutem Sinne mal nervt – der erreicht etwas. Andreas Kitschke ist wohl solch ein liebenswerter Zeitgenosse, einer, der sich in bestimmte Dinge des Potsdamer Kunstlebens professionell einmischt. Aber es ist nicht nur die verbale Einmischung, sondern eine, die mit sichtbaren Taten verbunden ist, in der Architektur und in der Orgellandschaft. Dieses bereits Jahrzehnte währende Engagement würdigt der Bundespräsident Horst Köhler nun mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Heute um 17 Uhr erhält Andreas Kitschke in der Friedenskirche Sanssouci diese hohe Auszeichnung aus den Händen der Kulturministerin, Prof. Johanna Wanka. Der gebürtige Babelsberger Lehrerssohn fand schon als Kind in der Friedrichskirche seine „Spielwiese“. Den friderizianischen Kirchenbau durchforstete Andreas Kitschke in wohl in vielen Stunden. Dabei nahm die „Königin“ des Gotteshauses – die Orgel – ihn besonders gefangen. Der langjährige Kantor der Friedrichskirche, Christlieb Albrecht, führte ihn in das Instrument Orgel ein. Die Faszination der mitunter überwältigenden Größe des Instruments sowie seine beeindruckende Architektur, sein schier unerschöpflicher Klangreichtum führte dazu, dass er mit Christlieb Albrecht und anderen Orgelbegeisterten Reisen unternahm und dabei so manch spannende Entdeckungen machte. Die Französische Kirche konnte davon bestens profitieren. Die barocke Orgel, eine von Meister Johann Wilhelm Grüneberg, die in einer märkischen Dorfkirche dem Verfall preisgegeben war, konnte durch Hinweise und Vermittlung Andreas Kitschkes gerettet werden. In der Französischen Kirche auf dem Bassinplatz erfreut sie nunmehr Gottesdienst- und Konzertbesucher. Jedoch nicht vom Orgelbau wurde die Berufswahl bestimmt, sondern vom Bauen im Allgemeinen. Kitschke erwarb das Diplom eines Bauingenieurs. Seit 1976 war er in Potsdam unter anderen für die Bauerhaltung, Denkmalpflege und Bauforschung tätig. Denkmalpflege und Bauforschung – das sind Themen, die ihn nicht nur in seinem Berufsleben, sondern auch in der Freizeit beschäftigen sollten. Dabei interessierte ihn immer wieder die Historie, besonders die Potsdamer Baugeschichte, doch auch die der Umgebung. Man hat den Eindruck, dass er sich vor allem der Person sowie der Baukunst des Schinkel-Schülers Ludwig Persius annahm, denn Andreas Kitschke hat sich in zahlreichen Vorträgen und publizierten Beiträgen über diesen genialen Architekten, der leider schon mit 42 Jahren starb, geäußert. Auch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg schätzt die Forschungsarbeit des Ingenieurs. Sie lädt ihn ein, ihre wissenschaftlichen Ausstellungskataloge (Ausstellung Friedrich Wilhelm IV. und Persius) mit Texten über den Baumeister zu bereichern . Die Kirchen und Orgeln der ehemaligen Residenzstadt gehören zu Kitschkes Lieblingsthemen. Dabei sind die Gotteshäuser für ihn mehr als Bauten. Ihn interessiert auch ihr geistliches Leben, was darinnen passiert. Da ist das Beispiel Klein-Glienicker-Kapelle. Diese Kirche, die von 1961 bis November 1989 im Grenzgebiet lag, deren äußere und innere Hülle zu verderben drohte, hat durch sein unermüdliches Engagement ein regelrechtes Wiedererstehen feiern können. Er fand immer wieder Förderer, die die umfangreiche Sanierung unterstützten, denn sie ließen sich von Kitschkes Feuereifer für das Projekt anstecken. Für eine neue Orgel der Potsdamer Firma Schuke in Klein-Glienicke konnten er und die Gemeindeglieder sich über eine großherzige Spende freuen. In der Kirche finden nun seit der Wiedereröffnung regelmäßig Konzerte statt, die Kitschke mit viel Liebe und Umsicht organisiert. Wenn es um Orgeln im Kirchenkreis Potsdam und darüber hinaus geht, wird Andreas Kitschke um Rat gefragt. Ihm ist es ein wesentliches Anliegen, dass die Orgellandschaft in der Landeshauptstadt eine vielfarbige ist. In diesem Punkt hat sich bereits viel getan, auch auf die kommende Zeit darf man gespannt sein. In der Friedenskirche und in der Oberlinkirche wurden 2004 neue „Königinnen“ in Betrieb genommen, für die Gotteshäuser in Caputh und in Sacrow darf man auf die Realisierung von Orgel-Planungen sich freuen. Der Bau der Orgel der Marburger Firma von Gerald Woehl in der Friedenskirche ist auch Andreas Kitschkes wesentliches Verdienst. Er war es, der immer wieder bei möglichen Sponsoren für den Neubau warb – mit Erfolg. Auch an ihrer Planung und Organisation war er beteiligt. Die große Freude stand dann auf seinem Gesicht geschrieben, als Kirchenmusikdirektor Matthias Jacob bei der Weihe die ersten Klänge auf der Orgel zauberte. Man fragt sich, wie Andreas Kitschke das gewaltige Arbeitspensum, das er sich zum Teil selbst auferlegt, schafft. So schreibt er monografische Darstellungen über Kirchen oder Beiträge für das Brandenburgische biografische Lexikon. Unvergessen ist eine Präsentation der Kirchen in Potsdam, die 1983 in der Evangelischen Verlagsanstalt Berlin als Bild-Text-Band erschien. Es war die erste Gesamtdarstellung über Kirchen Potsdams und Umgebung überhaupt. 2001 erschien dann ein neues Buch. Auch der Garnisonkirche widmete Kitschke eine umfassende Edition, die schon gleich nach der Wende, 1991, in der Potsdamer Verlagsbuchhandlung herauskam. Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist längst zu einem weiteren großen Thema für ihn geworden. Intensiv forscht er zu Bau und Geschichte des Bauwerkes, gestaltete die Dauerausstellung oder hält Vorträge. Er ist sich sicher: die Garnisonkirche kommt. Andreas Kitschke – ein Mann mit vielen Leidenschaften, die der Stadt zugute kommen.

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