zum Hauptinhalt
Spurensucher. Schriftsteller und Uwe-Johnson-Preisträger Lutz Seiler.

© Klaer

Kultur: Mit „Kruso“ auf der Insel

Lutz Seiler erhält den Uwe-Johnson-Preis

Es ist auch die eigene Geschichte, die Lutz Seiler in seinem ersten Roman „Kruso“ erzählt. Anfang Juni hatte Seiler im Literarischen Colloquium am Wannsee erstmals Auszüge aus dem Anfang September erscheinenden Roman gelesen. Und schon an diesem Abend hatte sich gezeigt, dass „Kruso“ wohl eine der herausragendsten Neuerscheinungen im Herbst werden wird. Das sieht auch die Jury des diesjährigen Uwe-Johnson-Literaturpreises so und hat Lutz Seiler mit dem mit 15 000 Euro dotierten Preis geehrt. Die Entscheidung für den 50-Jährigen fiel einstimmig in der Jury, teilte Susanne Tenzler-Heusler als Sprecherin der Jury mit.

In „Kruso“ (Suhrkamp Verlag, 22,99 Euro) erzählt Lutz Seiler, der das Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst betreibt und 2007 für seine Erzählung „Turksib“ den Ingeborg-Bachmann-Preis erhielt, von der Flucht Edgar Bendlers aus seinem alten Leben auf die Insel Hiddensee, wo er als Abwäscher in der Kneipe „Klausner“ unterkommt und dort Ed Alexander Krusowitsch – Kruso – kennenlernt. Kruso, Meister und Inselpate, hat hier eine eingeschworene Gemeinschaft um sich gescharrt, die nach ganz eigenen Vorstellungen, eigenen Gesetzmäßigkeiten lebt. Edgar, in dem sich auch Seilers persönliche Erfahrungen spiegeln, wird eingeweiht in die Rituale der Saisonarbeiter auf Hiddensee, die Gesetze ihrer Nächte und ist fasziniert von Krusos Utopie, die verspricht, jeden Schiffbrüchigen des Landes und des Lebens innerhalb von nur drei Nächten zu den Wurzeln der Freiheit zu führen. Doch spätestens mit den Umwälzungen im Herbst 89 zeigt sich, wie brüchig dies Utopie, wie anfällig Krusos Versprechungen sind. Mit seinem ersten Roman schlage Seiler einen Bogen vom Sommer 1989 auf Hiddensee bis in die Gegenwart. Die Recherche für dieses Buch folge den Spuren von Menschen, die bei ihrer Flucht über die Ostsee verschollen sind, und führe bis nach Kopenhagen in die Katakomben der dänischen Staatspolizei, so die Jury in ihrer Begründung.

Mit dem literarisch-gesellschaftspolitischen Johnson-Preis werden deutschsprachige Schriftsteller gefördert, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden. In diesem Jahr gab es laut Jury rund 70 Bewerber. Bisherige Preisträger waren unter anderem Christoph Hein, Christa Wolf, Uwe Tellkamp und Walter Kempowski. Der Preis wird am 19. September im Rahmen der traditionellen Johnson-Tage übergeben. D.B./dpa

Lutz Seiler liest am Sonntag, dem 31. August, um 18 Uhr in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47, aus „Kruso“.

Zur Startseite