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Kultur: Mit bunten Papierschiffen über“s Meer Kammerakademie nimmt Kinder mit in Opernwelt

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Dieses Sprichwort hat bis heute seine Bedeutung.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Dieses Sprichwort hat bis heute seine Bedeutung. Auch für die Rezeption von Kunst. Und so ist es gut, wenn immer mehr kulturelle Einrichtungen spezielle Angebote für die Jüngsten unterbreiten, um sie auf den „Umgang“ mit Kunst vorzubereiten, sprich, ihnen schlicht Lust machen, beispielsweise eine Mozart-Opernaufführung zu besuchen.

Am Montagvormittag hatten etwa 70 Grundschüler auf den bunten Sitzgelegenheiten im Foyer des Nikolaisaals Platz genommen und warteten ziemlich aufgedreht auf den Beginn des musikalischen Workshops „Entführung in die Oper“, den Mitglieder der Kammerakademie Potsdam und Gäste gemeinsam für Kinder ab sieben Jahren entwickelt haben.

Mit gewaltigen Trommelklängen, zarten Flöten- und Streichertönen, angetan mit arabisch anmutenden Fantasiekostümen und gutgelaunt kamen fünf Musiker und Moderatorin Iris Winkler „einmarschiert“. Nach wenigen einführenden, kindgerechten Worten zu Wolfgang Amadeus Mozart und seiner Oper „Die Entführung aus dem Serail“ bekamen die quick-lebendigen Zuhörer gleich die erste Mitmachaufgabe. Mit Schlägen auf riesige Pappkartons sollte die kurz darauf gespielte militärische „Janitscharenmusik“ von ihnen wirkungsvoll verstärkt werden. Fast entbrannte jedoch eine „kriegerische“ Auseinandersetzung darum, wer einen Karton und damit die Gelegenheit zum Losschlagen bekam. Doch schließlich kamen die „Benachteiligten" mit Schlägen auf die eigenen Oberschenkel auch zum Zug und erfuhren ganz nebenbei, wie wichtig gerade Pausen beim gemeinsamen Musizieren sind.

Weiter ging“s mit vielen bunten Papierschiffen über“s Meer direkt ins Morgenland. Und Tenor Patrick Vogel, der die Rolle des Belmonte verkörpert, sang seinen ganzen Schmerz über den Verlust seiner Geliebten Konstanze (Bettina Lange/Flöte) heraus. Denn die wurde von Piraten entführt. Und wird jetzt in einem Harem gefangengehalten, dem zu allem Unglück der grimmige Osmin (Friedemann Werzlau/Schlagzeug) als Oberaufpasser vorsteht. Mit Feuereifer warnen die jungen Zuschauer den unglücklichen, aber zu allem entschlossenen Belmonte, wann immer der Wächter auftaucht. Nicht ganz so konzentriert sind sie beim Ausprobieren von arabischen Tanzschritten oder beim Hören der wunderbaren Belmonte-Arien.

Da unterhalten sich die beiden 8-jährigen Moritz und Niklas doch lieber privat. Aber auch ihnen ist nach einer knappen Stunde anzumerken, dass sie das vielfarbige Geschehen um die Entführung aus dem Palast des Bassa nicht völlig kalt gelassen hat. Noch ein bisschen zaghaft stimmen sie mit ihren Schulkameraden in die finale Arie „Wer diese Schuld verzeihen kann“ ein. Und vielleicht lassen auch sie sich, beispielsweise von ihren Eltern, nach dieser Vorbereitung in die „richtige“ Mozart-Oper entführen. Gelegenheit dazu besteht noch bis 30. November im Schlosstheater im Neuen Palais, in dem die „Entführung aus dem Serail“ dann in ganzer Länge zu erleben ist.

Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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