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Kultur: Mehr oder weniger gelacht Vier Tage Tanz -„Lachen“ in der fabrik

Nachdem die Abende vorher das Lachen im Workshop von Jos Houben und in der „Sinfonie des Lachens“ von Antonia Baehr buchstäblich beim Wort genommen wurde, mussten die Besucher am Freitagabend erst einmal warten. Zuerst darauf, dass sie endlich eingelassen wurden und dann noch einmal, dass das Tanzstück der spanischen Compañía Pendiente „Una media des dos“ endlich losging.

Nachdem die Abende vorher das Lachen im Workshop von Jos Houben und in der „Sinfonie des Lachens“ von Antonia Baehr buchstäblich beim Wort genommen wurde, mussten die Besucher am Freitagabend erst einmal warten. Zuerst darauf, dass sie endlich eingelassen wurden und dann noch einmal, dass das Tanzstück der spanischen Compañía Pendiente „Una media des dos“ endlich losging. Das schien jedoch die passende Einstimmung auf das, was kommen sollte, nämlich ein Tanzstück über das Warten.

Ein Stück, das die beiden Tänzerinnen und Choreografinnen Ana Eulate und Mercedes Recacha bereits vor zwölf Jahren zum ersten Mal in Potsdam aufführten und das seitdem in der ganzen Welt sein Publikum fand. Jetzt ist Ana Eulate wieder zu einem Arbeitsaufenthalt in der fabrik. In dem tänzerischen Psychogramm einer „schwesterlichen“ Zweierbeziehung gab es allerdings nicht wirklich viel zu lachen. Zwei Frauen – Schwestern, Freundinnen, Geliebte? – kommen in Abendrobe von einem Fest. Zu Hause angekommen, beginnen sie sich zu entkleiden. Im sparsam möblierten „Wohnzimmer“ fallen die Hüllen und es wird nicht nur ein Blick möglich in diese sehr ambivalente Zweierbeziehung.

Sind sie voneinander abhängig, stehen sie in Konkurrenz oder tanzt jede ihren „Lebenstanz“ alleine? Ana Eulate findet expressive und eingängige Bilder zugleich für eine sehr weibliche und doch darüber hinaus gehende Beziehung. Leere und Sprachlosigkeit werden genauso thematisiert wie aneinander gekettet sein oder inniges Verstehen. Grandios und originell das horizontale Pas des deux oder der Schmerz der verschmähten „Geliebten“. Schließlich trägt ihr Warten auf Zuneigung doch Früchte und die „Freundinnen“ finden sich über gemeinsames Kichern und Lachen für Augenblicke wieder. Um sich bei der Zubereitung einer Mayonnaise doch wieder zu entzweien und am Ende – wie ein altes Ehepaar – vielleicht doch nur der Macht der Gewohnheit zu gehorchen. Auch wenn das „Lachen“ ein wenig zu kurz kam, ein sehenswerter Abend.

Zum Abschluss der viertägigen Reihe war am Samstagabend „Hors sujet ou le bel ici“ der in Potsdam bereits mehrfach präsentierten, französischen Choreografin Martine Pisani angekündigt. „In Thema verfehlt oder das schöne Hier“, so die deutsche Übersetzung, verarbeitet Pisani Szenen und Ideen, die sie für frühere Stücke erdachte, aber damals verwarf.

Diese kreative „Resteverwertung“ barg unter den gegebenen Umständen einiges Potenzial zum Schmunzeln. Etwa, wenn die drei seltsamen Typen (Christophe Ives, Theo Kooijmann und Eduard Mont de Palol) zum „vorgestellten“ Fluss gingen, um im Schatten der Bäume zu rasten. Dabei als Nichtschwimmer sich kopfüber in die Fluten stürzten und nur nicht ertranken, weil immer eine rettende Hand zur Stelle war. Pisani lädt zu einer Reise zwischen zwei Welten ein: der Welt, die erzählt wird und der, in der erzählt wird. Bei diesem Spiel mit der Fiktion der Aufführung und der Form der Darstellung gab es viel Raum für zahlreiche Missverständnisse, Kommunikationspannen und Verschiebungen. Gekonnt zum Abschluss das gemeinsame „Pfeifkonzert“ der drei Tanzperformer. Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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