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Die deutsche Indierockband Madsen.

© Dennis Dirksen

Madsen im Waschhaus: Die ewigen Teenager

Die deutsche Indierockband Madsen spielt im Waschhaus - ihrem Stil sind sie über die Jahre treu geblieben.

Potsdam - Jede deutsche Indierockband hat so ihre Markenzeichen: Tocotronic haben ihre rebellische Intellektualität, Feine Sahne Fischfilet ihre Linksradikalität, Blumfeld ihr Diskurs-Gegrübel, Sportfreunde Stiller den Fußball. Aber was haben Madsen? Im Schwange der Deutschpop-Welle Mitte der 2000er-Jahre gegründet, gehörte die Band rund um die Brüder Sebastian, Johannes und Sascha Madsen nie zu den vordersten Vertretern deutschsprachiger Rockmusik. Weder hatte sie die Melodien von Wir sind Helden oder die Knackigkeit der Beatsteaks. Dennoch ergatterten sie 2005 mit ihrer Debüt-Platte einen Major-Deal bei Universal. Vielleicht ist es dieses „Die Jungs von nebenan“-Image, was Madsen so ungekünstelt verkörpern, und das ihnen bis heute Erfolg beschert.

Aufgewachsen im provinziellen Wendland versuchte man sich zunächst unter dem Namen Ganz Klar!, Alice’s Gun und Hoerstuatz an Hardrock und Hip- Hop-Crossover, bevor 2004 die Umbenennung in Madsen und der komplette Wechsel auf deutsche Texte erfolgte. Wie es ist, als Jugendlicher auf dem Land abends Langeweile zu schieben, aber auch nicht in die große Stadt zu wollen, hat Sänger und Texter Sebastian Madsen „Nachtbaden“ verarbeitet. Einer ihrer größten Hits. Ebenso wie „Du schreibst Geschichte“, der von ihrem zweiten Album „Goodbye Logik“ stammt, mit dem Madsen 2006 ihren Durchbruch feiern konnten.

Kaum musikalische Weiterentwicklung

Inhaltlich und musikalisch hat sich seitdem wenig getan: Simple Pop-Punk-Riffs und Mitgröhl-Refrains à la Sportfreunde Stiller treffen auf Texte über die erste Liebe, Selbstzweifel, Sommertage und Freundschaft. So auch das Selbstverständnis der Band: Wenn sie auf Tour gehen, sei das eher wie „Klassenfahrt mit Freunden“. Dass Sebastian Madsen mit Ende 30 immer noch die gleiche Teenager-Lyrik wie vor 15 Jahren dichtet, die oft haarscharf am Schlager entlangschrammt, scheint ein Großteil der Fans nicht zu stören: Madsens aktuelles Album „Lichtjahre“, dessen Tour sie heute auch nach Potsdam führt, schoss bis auf Platz drei der deutschen Albencharts.

Kritiker-Lieblinge hingegen waren sie nie: Auch wenn Thees Uhlmann, Journalist und Sänger von Tomte, Madsens erstes Album einst als „die beste Debüt-LP, seitdem ich über Musik schreibe“ bezeichnete, vergleichen andere Musikjournalisten den Gesang der Band als „vertontes Pickelausdrücken“. Vielleicht ist es gerade dieses Klischee der netten Jungspunde, das das Markenzeichen von Madsen ist. Fragt sich nur, wie lange: Wenn Sebastian Madsen auch mit Ende 40 noch über adoleszente Befindlichkeiten singt, wird aus dem gepflegten Klischee schnell die ungewollte Parodie. 

>>Am 13. Juli um 20 Uhr, open air am Waschhaus, Schiffbauergasse. Karten 35 Euro

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