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"Made in China" im Thalia-Kino Potsdam: Berührernder Film über Familie und Alltagsrassismus

Der französische Regisseur Julien Abrahams Film hat mit „Made in China“ eine warmherzige Tragikomödie geschaffen. Im Thalia-Kino stellte er sie persönlich vor.

Von Sarah Kugler


Potsdam - Ihren „kleinen Chinesen“. So nennt Sophie ihren Freund François. Sie meint es liebevoll und selbst François kann darüber ein bisschen lachen. Ansonsten findet er die ständigen Witze über seine chinesischen Wurzeln allerdings gar nicht lustig. Schon in der Schule hat er sich mit den Fäusten gegen Beleidigungen wie „Schlitzauge“ gewehrt. Heute behauptet er manchmal sogar, adoptiert worden zu sein, um nicht über asiatische Klischees reden zu müssen. 

Julien Abrahams Film „Made in China“, den der Regisseur am Mittwochabend im Thalia-Kino vorstellte, ist voll mit solchen Klischees. Allerdings nur, um sie gleich darauf zu brechen. Um dem Zuschauer zu zeigen: Du hast diese und jene Vorstellung von der chinesischen Kultur, vielleicht musst du nochmal darüber nachdenken. Den erhobenen Zeigefinger lässt er dabei gekonnt weg, vielmehr erzählt er eine warmherzige, sehr aktuelle Geschichte über Familie, Liebe und Alltagsrassismus. 

François (Frédéric Chau) und seine Freundin Sophie (Julie de Bona). 
François (Frédéric Chau) und seine Freundin Sophie (Julie de Bona). 

© Etienne George/Neue Visionen

Der Film beruht auf der Biografie Frédéric Chaus

François (Frédéric Chau) kam als kleiner Junge mit seinen Eltern nach Paris, spricht fließend Französisch und arbeitet als Fotograf. Bei Partybesuchen wird er trotzdem für den Lieferanten gehalten, selbst sein bester Freund Bruno (Medi Sadoun) benutzt François’ Aussehen, um ihn als dümmlichen Chinesen zu verkaufen und sich damit aus brenzligen Situationen herauszureden. François hasst das. Zu seiner Familie hat er kaum Kontakt, mit seinem Vater hat er seit zehn Jahren nicht gesprochen. Als seine Freundin Sophie (Julie de Bona) schwanger wird, versucht François sich ihm wieder anzunähern und kehrt zurück in die Pariser Chinatown. Doch das ist schwieriger als gedacht.

Die Geschichte des Films basiert lose auf der Biografie von Hauptdarsteller Frédéric Chau, der mit Julien Abraham gut befreundet ist. „Die ganze Familiengeschichte ist von seiner Seite autobiografisch, der Streit mit dem Vater allerdings nicht“, erzählt der französische Regisseur im Thalia. Chau habe sehr darauf geachtet, dass der Film die Vielschichtigkeit der chinesischen Kultur aufzeigt – darunter auch das große Harmoniebedürfnis. „Mich hat das sehr beeindruckt und ich habe viel gelernt bei diesem Film“, sagt Abraham. Er hat selbst drei Jahre lang im sogenannten 13. Bezirk, dem chinesischen Viertel in Paris, gelebt und hat viele chinesischstämmige Freunde. Einer seiner besten Freunde ist als die Figur Felix (Steve Tran) in den Film mit eingeflossen. Er spielt François’ geschäftstüchtigen Cousin, der unter anderem durch seine schräg-bunten Anzüge auffällt. „Im wahren Leben zieht er sich besser an“, sagt Abraham und lacht. 

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Ein Genremix aus Komödie und Autorenfilm

Acht Jahre hat es gedauert, den Film zu realisieren, vor allem die Finanzierung sei schwierig gewesen, weil sich der Film nicht klar einem Genre zuordnen lasse. „Er ist eine Mischung aus Komödie und Autorenfilm, das ist leider schwerer zu vermarkten“, sagt Abraham. Gerade diese Mischung macht „Made in China“ allerdings zu einem sehr berührenden Film. Besonders die vielen, klug herausgearbeiteten Figuren überzeugen. 

Wie etwa Bruno, der von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert, ohne es wirklich böse zu meinen. „Die Chemie zwischen Medi Sadoun und Frédéric Chau war großartig“, erzählt Abraham. Die beiden haben wohl immer spontan weiter geblödelt. Einige dieser Szenen haben es laut Regisseur in den Film geschafft – und unterstreichen seinen liebevollen Ton. 

>>„Made in China“ ist im Thalia, Rudolf-Breitscheid-Straße 50, zu sehen

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