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Thomas Arnold, Schauspieler und Stimme des akustischen Adventskalenders des Potsdamer Kunsthaus Sanstitre.

© Jochen Mittenzwey

Lyrischer Adventskalender von Thomas Arnold: TV-Bösewicht macht Potsdamer Kunsthaus eine Freude

Der Potsdamer Schauspieler Thomas Arnold ist im Film oft der Übeltäter. Für den Akustischen Adventskalender des Kunsthauses sans titre zeigt er sich jetzt von seiner lyrischen Seite.

Potsdam - Die Frage danach, ob er wirklich mitten in einem Potsdamer Wald wohne, amüsiert Thomas Arnold. „Meistens spiele ich ja düstere Rollen“, sagt der Potsdamer Schauspieler, „da ist es natürlich super, wenn das geschrieben wird und die Leute glauben, ich würde da irgendwo im Dunkeln hausen.“ Dass er es auch ganz besinnlich kann, zeigt der 49-Jährige nun in einem lyrischen Adventskalender, den Arnold für das Kunsthaus „sans titre“ eingesprochen hat und der sich auf der Homepage des Kunsthauses findet.

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Arnold ist – sowohl von der Stimme als auch von seinem Aussehen – eine markante Erscheinung in Film und Fernsehen. Oft verkörpert er Mörder, Psychopathen und tragische Figuren, seine Filmografie ist lang. Diverse „Soko“-Ausgaben des ZDF sind darunter, Krimiserien wie „Polizeiruf 110“ oder „Tatort“, in dem er neben Jörg Hartmann den Rechtsmediziner Jonas Zander spielt. Hinzu kommen Auftritte in Filmen wie „Das Leben der anderen“ oder in US-Serienhits wie „Homeland“.

Damit eine Rolle ihn reizt, muss sie vielschichtig sein, sagt der 49-Jährige, „Brüche haben, uneindeutig sein oder tragisch-komisch“. Stereotypen möchte er nicht mehr bedienen. Dennoch: Die Assoziation mit einem „Bösewicht“ liegt nahe, wenn die Leute ihn auf der Straße erkennen. Und dass er im Wald lebt, stimmt auch. Gemeinsam mit seiner Frau, der Puppenspielerin Doreen Arnold und seiner 19-jährigen Tochter Louise Sophie, die ebenfalls schauspielert, wohnt der gebürtige Freiberger in Wildpark West. Zu DDR-Zeiten gab es hier unter anderem Ferienbungalows, in einem davon hat Arnold als Kind Urlaub gemacht. So eindrücklich war der Wald und das nahegelegene Wasser, dass er sich, wie er sagt, schon damals versprochen habe: „Wenn ich mal groß bin, ziehe ich nicht in die Alpen, sondern nach Wildpark West.“

Lyrik zum Advent. Schauspieler Thomas Arnold rezitiert Gedichte.
Lyrik zum Advent. Schauspieler Thomas Arnold rezitiert Gedichte.

© promo/J. Friedrich

Ob seine düsteren Rollen etwas damit zu tun haben, dass er auch hier – „beim Rumstromern im dunklen Wald – beschloss, Schauspieler zu werden? Schon früh, ab seinem 13. Lebensjahr, spielte er am Freiberger Theater, nach 1989 studierte er am Rostocker Ableger der „Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch“ Berlin, zum Theater kamen ab 1996 TV-Auftritte hinzu. 2012 erinnerte er sich schließlich an sein Versprechen und zog nach Potsdam.

„Ich spiele Theater, wenn ich lese“

Arnold nur auf seine Filmpräsenz festzulegen, würde seiner künstlerischen Umtriebigkeit aber nicht gerecht werden. Denn er ist auch als Synchron- und Werbesprecher gefragt, Hör- und Computerspielen haucht er Leben ein. Seit rund 15 Jahren tourt er mit literarisch-lyrischen Solo-Programmen durchs Land, in Potsdam machte er dabei mit Tucholsky-Lesungen auf dem Theaterschiff und im Hans Otto Theater Station.

Anfang Dezember hätte es im Kunsthaus sans titre die Veranstaltung „Gefühle nach'm Kalender“ geben sollen – ein Programm aus Weihnachtsliedern auf Grundlage eigener Gedichte und klassischer Geschichten unter anderem von Tucholsky, wie der Titel andeutet. Wegen des Lockdowns musste das abgesagt werden.

Als kleinen Ersatz schenkte Arnold dem sans titre nun also einen lyrischen Adventskalender für die Homepage des Kunsthauses - von ihm eingelesene, kurze Gedichte unter anderem von Rilke, Kästner und Ringelnatz, jeden Tag bis Weihnachten eins. „Es sind einige meiner Lieblingsgedichte“, so Arnold, der Lyrik und Musik als sein Hobby bezeichnet. Nach Hobby allerdings hört es sich nicht an, wenn Arnold liest – hier ist definitiv der Stimmkünstler am Werk. „Ich spiele Theater, wenn ich lese“, sagt er selbst. Einen Eindruck davon verschafft der Adventskalender: Mit facettenreichem Stimmeinsatz macht Arnold das mal Märchenhafte, Komische, Melancholische oder Spitzfindige der Gedichte greifbar.

Rettung durch die Arbeit vor der Kamera 

Im Februar 2020 lernten er und Mikos Meininger, der sein Atelier im SansTitre hat, sich bei einer Charity-Aktion für die Potsdamer Tafel kennen. „Draußen, bei einer Zigarette, innerhalb von zehn Minuten, haben wir viele Gemeinsamkeiten entdeckt.“ Da sei klar gewesen: „Wir müssen mal was zusammen machen.“ Doch dann kam die Pandemie. Nach dem ersten Lockdown indes drehte Arnold unablässig – unter anderem für „Soko Potsdam“, von der er sagt, dass die Landeshauptstadt schon lange eine eigene Serie wie diese verdient habe. Somit sei es in diesem Jahr vor allem die Arbeit vor der Kamera gewesen, die ihn gerettet habe, sagt Arnold. Wie andere Kollegen sei er nicht abhängig von der Live-Bühne – aber er vermisse sie. Von Plänen für Auftritte vor Publikum im nächsten Jahr lässt er sich deshalb auch nicht abbringen: Das Theaterstück „Pinocchio“, für das er gerade gemeinsam mit seiner Frau zu Hause probt, soll im Frühjahr im Kulturhaus Babelsberg gezeigt werden, eine Interpretation von „Faust I“ im sans titre. Hoffentlich.

Andrea Lütkewitz

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