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Kultur: Luther-Choral von Barock bis zur Moderne Vorhang auf für den Orgelsommer 2017

Nun also hat er uns wieder, der mittlerweile 27-jährige Internationale Orgelsommer nebst seinen zwei Königinnen aus den Häusern Woehl und Schuke. Als konzeptioneller und künstlerisch verantwortlicher Betreuer fungiert nunmehr Friedenskantor Johannes Lang.

Nun also hat er uns wieder, der mittlerweile 27-jährige Internationale Orgelsommer nebst seinen zwei Königinnen aus den Häusern Woehl und Schuke. Als konzeptioneller und künstlerisch verantwortlicher Betreuer fungiert nunmehr Friedenskantor Johannes Lang. Zur Eröffnung des dreimonatigen Festivals hatte er in die Erlöserkirche geladen, wo gestern dem Hausorganisten Tobias Scheetz und seiner Schuke-Anvertrauten das Recht des ersten Auftritts eingeräumt wurde.

Da der Orgelsommer sich in diesem Jahr dem Reformationsjubiläum widmet, bot Tobias Scheetz ein Programm, das Choralbearbeitungen und Fantasien über das Luther-Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Barock bis Moderne in einen reizvollen Bezug setzte. Dabei waren Werke von Komponisten zu hören, deren Namen selbst dem Kenner nicht immer bekannt sein dürften. Emil Weidenhagen (1862–1922) etwa, dessen Choral-Aufbereitung der Organist im vollen Orgelwerk bombastisch aufrauschen ließ. Ganz anders die Deutung des Michael Praetorius (1571–1621), der das Thema einer Diskantstimme anvertraute, wodurch das liedhafte Element erhalten blieb. Nach und nach zog Scheetz weitere hell tönende Register hinzu, sodass ein freundlicher und filigraner Eindruck entstand. Klar tönend erfreute auch die verzierungsreiche Choralbearbeitung von Nicolaus Hanff (1665–1711), für die der Organist interessante, weil kontrastierende Farbenmixturen verwendete.

Besinnlicher, weitschweifender im Ausdruck zeigte sich die Variante von Dietrich Buxtehude (1637–1707), erzeugt durch weichere, „gedackte“ Pfeifen und das Thema umspielende Figurationen. Im Gegensatz dazu stand die Fest-Fantasie von Max Gulbins (1862–1932), bei der gewaltige Akkordblöcke sich mit verspielten Passagen abwechselten. Beim Hörsuchen nach den Puzzleteilen geriet man an manch verwunschenen Klangort, um schließlich der hymnischen Textoffenbarung teilhaftig zu werden. Majestätisch breitete Wilhelm Rudnick (1850–1927) seine dreisätzige „Reformation“ genannte Fantasie aus, deren Thementeile er mit bunten Verzierungsbändern aufhübschte. Gemeißelte Akkorde im Kopfsatz, besinnliche Stimmungen im Andante und tänzerisch beschwingte Festlichkeit fürs Finale: Die metrisch sichere Hand- und Fußarbeiten des Organisten brachte die Eigentümlichkeiten des Werkes bestens zur Geltung. Für „Baufacharbeiter“ Scheetz waren auch William Faulkes’ (1863–1933) wuchtige Themenbausteine des „Festival Prelude“ kein Problem, sondern spielerische Lust. Ähnlich bei der 2001 entstandenen „Fantaisie sur ‚Ein feste Burg‘“ von Denis Bédard (geb. 1950), die ins Rauschhafte mündete. Organisch ins Programm eingebettet waren noch vier Kanons aus „Die Kunst der Fuge“ von Johann Sebastian Bach (1685 –1750), die sich als vergnügliche Notenmathematik offenbarten. Peter Buske

Peter Buske

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