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Geheimnisvoll: Fürst Pückler ließ sich die Seepyramide als Grabmal errichten. Auch seine Frau liegt hier begraben. 

© Sarah Kugler

Lustwandeln im Pückler-Park Branitz: Pücklers Seepyramide: Das Magische Herz

Fürst Pückler ließ sich im Alter in Branitz nieder, residierte im dortigen Schloss und gestaltete einen der schönsten Landschaftparks Deutschlands. Dominiert wird der Park von seinem geheimnisvollen Grabmal

Von Sarah Kugler

Ein weißer Reiher darf, was den Besuchern des Branitzer Parks verwehrt bleibt: zu den Füßen der grünen Seepyramide sitzen und die Sonne genießen. Wenn er wollte, könnte er sogar die eingelassenen Stufen zur Spitze der Pyramide hinaufstaksen und den Blick von oben genießen – ein Weg, den viele Besucher in Gedanken sicherlich schon häufig gegangen sind. Es nicht tun zu dürfen, von dem Sehnsuchtsort durch einen See getrennt zu sein, gehört aber irgendwie mit zu dem Mysterium des Ortes. 

Der Pyramidenkomplex ist der Mittelpunkt des Branitzer Parks, das Herzstück. Egal von welcher Seite Besucher kommen, die Seepyramide sticht bereits von Weitem ins Auge. Am magischsten ist dabei sicherlich die Entdeckung vom gegenüberliegenden Ufer. Wenn sich hinter den Bäumen auf einmal dieses grüne Monument herausschält und sich bei sonnigem Wetter in dem darum liegenden, künstlich angelegten See widerspiegelt.

Zwei Pyramiden: Eine zu Land, eine zu Wasser

Die Inspiration für den so genannten Tumulus holte sich Hermann von Pückler-Muskau auf seiner Orientreise in den Jahren 1834 bis 1840. Als seine Grabstätte ließ er die Seepyramide 1856 anlegen, seit dem 9. Februar 1871 sind seine sterblichen Überreste dort beigesetzt. Als Erdhügel aufgetürmt und mit drei verschiedenen Weinsorten bepflanzt wurde sie erst zwischen 2013 und 2015 aufwendig restauriert. Im März dieses Jahres erlitt sie einen herben Schlag: Durch ein Feuer auf der Pyramide wurde die Bepflanzung stark beschädigt. Noch immer sind ein paar Brandnarben zu sehen, doch insgesamt hat sich die Bepflanzung gut erholt. Gleich mehrere, günstig platzierte Bänke im Park garantieren einen perfekten Blick darauf.

Eine steht direkt vor der etwas kleineren Landpyramide. Hier sollte ursprünglich Fürstin Lucie Pückler, Ehefrau und nach der formellen Scheidung weiterhin Lebensgefährtin des Fürsten, begraben werden, doch sie starb bereits 1854, ihr vorgesehenes Grabmal wurde erst 1863 fertig. Somit wurde sie zunächst auf dem alten Branitzer Dorffriedhof beigesetzt und später umgesiedelt – allerdings dann zu ihrem Mann in die Seepyramide. 

Erinnerung an die eigene Sterblichkeit

Ein Grabstein mit Kreuz und Inschrift auf einer kleinen Insel im Wasser verweist auf das Ehepaar. Vom Aussichtspunkt vor der Landpyramide ist der allerdings noch nicht sichtbar. Erst auf einem sich am Ufer langschlängelndem Weg ist er zu entdecken und mahnt den Betrachter bei all der Schönheit die eigene Vergänglichkeit nicht zu vergessen: Memento mori, flüstert es vom Wasser her. Die Gedanken verweilen trotzdem weiter bei dem Schönen – und dem unnachgiebigen Wunsch, die Pyramide erklimmen zu können.

Laden zu Fahrten mit der Gondel ein: Die vielen Wasserläufe des Parks. 
Laden zu Fahrten mit der Gondel ein: Die vielen Wasserläufe des Parks. 

© Sarah Kugler

Gondelfahrten im Park Branitz

Immerhin: Mit der Gondel ist es möglich, ihr zumindest etwas näher zu kommen. Von Mai bis Oktober werden immer am ersten Sonntag des Monats von 11 bis 16 Uhr stündlich Gondelfahrten ohne Anmeldung angeboten, zusätzlich können Fahrten an anderen Tagen gebucht werden. Der Park bietet mit seinen zahlreichen Wasserläufen, Inselchen und Brücken das ideale romantische Ambiente dafür. Auch zu Pücklers Zeiten haben solche Fahrten wohl schon stattgefunden.

Dieser gilt neben Peter Joseph Lenné als einer der bedeutendsten deutschen Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts und hat auch den Babelsberger Park mitgestaltet. Im Alter von 60 Jahren begann er 1845 mit der Gestaltung des Branitzer Parks nach englischem Vorbild. Dabei legte er zunächst den Bereich um das Schloss Branitz an, das zu seinem Alterswohnsitz wurde.

Pücklers Alterssitz: Schloss Branitz. 
Pücklers Alterssitz: Schloss Branitz. 

© Sarah Kugler

Mythologie findet sich überall im Park

Ähnlich wie der Reiher an der Pyramide dürfen sich hier nur Schwäne das Recht herausnehmen, auf den Wiesen umherzuwatscheln und das Gras zu rupfen – zur Nahrungsaufnahme selbstverständlich. Dafür können Besucher um üppig bepflanzte Beete oder unter schattigen Rankgittern lustwandeln und dabei einige Skulpturen entdecken. Etwa eine venusgleiche Dame im Schlossteich, die goldene Büste der Fürstin Pückler in einem Pavillon und antike griechische Jünglinge vor dem Schloss. Auch einige Reliefs mit mythologischen Motiven sind dort zu finden.

Die Baumuniversität züchtet besondere Bäume nach

Trotz permanenter Pflege und Bewässerung ist dem Park jedoch auch die Hitze der vergangenen Monate anzusehen: die Wiesen sind braun, viele Bäume tragen in den Spitzen jetzt schon Herbstlaub.

Baumschulgärtner Holger Terno ist darüber sichtlich besorgt, noch immer muss er Bäume wässern, die diese Jahreszeit normalerweise selbstständig überstehen würden. „Dieses Jahr ist es wirklich furchtbar“, sagt er. Von April an habe die Hitze den Pflanzen zugesetzt. Wenn das Wetter nicht bald feuchter werde, würden auch die Immergrünen angegriffen werden.

In der Schlossgärtnerei befindet sich auch die Baumuniversität. 
In der Schlossgärtnerei befindet sich auch die Baumuniversität. 

© Sarah Kugler

Damit der historische Baumbestand insgesamt erhalten werden kann, haben die Gärtner unter Parkleiter Claudius Wecke die sogenannte Baumuniversität wiederbelebt. Schon zu Pücklers Zeiten wurden dabei wichtige Baumpflanzen nachgezüchtet, die im Notfall als Ersatz dienen konnten. Die Bäume, die heute in der Schlossgärtnerei hinter dem Staudengarten des Parks nachgezogen werden, sind alle genetisch identische Abkömmlinge der Originalpflanzen – zum Beispiel von der Blutbuche neben dem Schloss oder auch den Pyramidenweinpflanzen.

Die betrachtet der Reiher inzwischen von oben. Er dreht seine Runden über dem künstlichen See und lässt sich dann doch tatsächlich auf der Pyramidenspitze nieder. Vogel müsste man sein.

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