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Kultur: Lust am Leben und Körper

Der 4. Kultursalon von und mit Erica Oeckel

Im April startete sie den ersten. Und präsentierte Bilder von Beret Hamann im großen Saal des Künstler- und Gründerzentrums in der Puschkinstraße. Inzwischen hat die Malerin Erica Oeckel – nach der Vorstellung von Künstlerinnen aus Odessa und des Malers Daoud Anad – zum vierten Mal eingeladen und präsentiert sich selbst. Anlässlich ihres Geburtstages und diesmal im eigenen Atelier.

Die agile Rothaarige im plissierten türkisblauen Gewand konnte sich erst sehr spät ihren Lebenstraum, Künstlerin zu werden, erfüllen. Erst mit vierzig wagte sie diesen Schritt, nachdem ihr Vater – ein Versicherungskaufmann – ihr als 14-Jährige geraten hatte, doch lieber „was Anständiges zu lernen“. Lange Jahre im Büro folgten. Und die hartnäckige Suche nach Kunstlehrern und Gestaltungsfreiheit. Und die ist ihr wichtig. Das ist ihren Bildern und Collagen sofort anzumerken. Da malt nicht eine mit akademischen Hintergrund, sondern mit unbändigem Drang zum Gestalten. Mit Lust an Farben und ganz besonders an der Gestaltung des menschlichen Körpers.

Auch in ihrem kleinen Atelier im Künstler- und Gründerzentrum hängen zahlreiche Aktdarstellungen. „Nackte Meditation am Heiligen See“ heißen zwei aus diesem Jahr und sie strahlen viel Lust am Leben und am Körper aus. Es ist ihr unverständlich, wie sich manche darüber mokieren können und das Nacktbaden am Heiligen See zum Ärgernis erklären. Die vor vier Jahren aus Schwäbisch Hall Zugezogene hingegen war überrascht und erfreut, welche Ungezwungenheit hierzulande herrscht und begriff dies sofort als Einladung. Spontaneität ist ebenfalls eine Stärke der 66-Jährigen. Davon zeugen nicht nur ihre lockeren und anregenden Kultursalons.

Im jetzigen vierten gab es außerdem eine Begegnung mit dem jungen Potsdamer Komponisten Manolo Firenze, der für die Jubilarin einen exzentrischen Klangteppich mit dem poetischen Titel „Warum sind der Tränen unter dem Mond so viel“ erdachte und ihn am Donnerstagabend eigenhändig mit Bass und Keyboard aufführte. Präsentiert wurde auch das neueste Bild der Malerin. „Ich dachte du bist der Himmel auf Erden“ war in einem filigranen, wie Nervenimpulse anmutendem Netz von vielfarbigen Linien zu lesen und sichtbar wurde einmal mehr die Spiellust der sympathischen Lebenskünstlerin.

Astrid Priebs-Tröger

Astrid Priebs-Tröger

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