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Das Ensemble Europa Danzante verbindet Musik und Tanz wie am Hof Ludwig XIV.

© Europa Danzante

Lunch Konzert der Musikfestspiele: Frech elegantes Wunder

Das Ensemble Europa Danzante begeisterte im Nikolaisaal mit ihrem anspruchsvollen Programm, das sich an der historischen Aufführungspraxis zu Zeiten Ludwig XIV. orientiert.

Potsdam - Das Meer schlägt Wellen. Kleine zarte zunächst, dann immer größere. Dieses bewegte Meer ist eigentlich ein großes beiges Tuch, das Tänzerin Sophia Otto mal zum Wasser, mal zum Riesenrock und mal zum Unterschlupf werden lässt. Dazu bewegt sie sich hüpfend, schwebend, schleichend – und immer frech elegant. Überhaupt ist frech elegant die passende Umschreibung für das  Lunch Konzert des Ensembles Europa Danzante, das am Donnerstag im Foyer des Nikolaisaals stattfand. Es war der Auftakt zu einem Format, in dem junge Künstler sich nicht nur dem Publikum, sondern auch einer Jury unter der Leitung von Dorothee Oberlinger stellen. Der Sieger darf bei den Musikfestspielen 2020 ein eigenes, großes Konzert geben.

Im Kreis der Zuschauer, die im Foyer und im ersten Stock des Nikolaisaals platziert waren, spielte Europa Danzante am Donnerstag Musik von André Campra, Jean-Féry Rebel und François Couperin. Spielen ist dabei im doppelten Sinn zu verstehen: Die Truppe musizierte nicht nur auf ihren Instrumenten, sie inszenierte sie auch. Unter dem Motto „Europa tanzt“ wurde der Mythos von Europa erzählt. Das Ensemble orientiert sich dabei an der Tanz-Musik-Praxis am Hof Ludwig XIV. und hat sich der historischen Aufführungspraxis verpflichtet. 

Tanz und Spiel gehen ineinander über

Das führte dazu, dass Tänzerin Sophia Otto häufig Gesellschaft von Kollege Yves Ytier bekam, der auch die Choreographie mitentwickelt hat. Der studierte Violonist und Tänzer integrierte seine Geige mit in seine Bewegungen. Irgendwann drehte er sogar die an seinen Schultern hängende Sophia Otto im Kreis, während er spielte. Auch Flötistin Olwen Foulkes, die Unterricht im Tanz des 18. Jahrhunderts gibt, begeisterte mit ihren Bewegungseinlagen. Wie sie im Anschluss daran noch Atem für ihr Flötenspiel fand, bleibt ein Wunder.

Berührend harmonisch spielte das Ensemble die barocke Musik, jedes Instrument durfte einmal hervortreten – auch das ist wörtlich zu verstehen. Salome Ryser trug ihr Barockcello in der 45 Minuten langen Vorführung mehrmals durch das Foyer, so oft wechselten die Musiker ihre Positionen. Tänzerin Sophia Otto durfte dabei auch als Podest für das Cello dienen. Nur Robert Selinger musste mit seinem Cembalo am Platz bleiben. Den beeindruckenden Wellen seiner Musik tat das keinen Abbruch. Mehr als verdient ist der langanhaltende Applaus am Ende. 

>>Nächstes Lunchkonzert mit Katarina Schmidt und Tomomi Arakawaam 20. Juni um 13 Uhr

Sarah Kugler

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