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Lola-Abräumer Andreas Kleinert: „Wie ein Filmhochschul-Abend“

Andreas Kleinert war der Sieger der Filmpreis-Verleihung. Hier spricht der Babelsberger über Thomas Brasch, Pazifismus und Lothar Bisky.

Herr Kleinert, Sie haben neun Filmpreise für ihre Schwarz–Weiß-Biographie „Lieber Thomas“ gewonnen, darunter für die Beste Regie und den Besten Film. Wann waren Sie sich sicher, dass die Lola-Verleihung 2022 Ihr Abend wird?
Mir war schon vor dem Abend klar, entweder holen wir nach zwölf Nominierungen so gut wie gar nichts oder es wird ein richtiger Durchmarsch. Mit einem Misch-Masch dazwischen habe ich gar nicht gerechnet. Aber ich gehe zunächst trotzdem immer vom Schlechten aus – und dann freut man sich, wenn es doch gut ausgeht.

Ihr eindrückliches Biopic schildert Leben und Wirken des Künstlers, Rebells, Freigeists Thomas Brasch. Was erhoffen Sie sich von der Wirkung des Films – vor allem jetzt nach diesem Lola-Preisregen?
Ich hoffe, dass der Künstler Thomas Brasch wieder stärker wahrgenommen wird, seine Filme geschaut, seine Gedichte gelesen werden – weil er eben solch ein außerordentlicher Künstler ist. Und da freue ich mich darauf, wenn die Menschen wieder auf seine Kunst zugreifen, in die Büchereien rennen oder die Filme nachfragen.

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"Lieber Thomas" war der Hauptgewinner beim Deutschen Filmpreis.
"Lieber Thomas" war der Hauptgewinner beim Deutschen Filmpreis.

© obs

In Ihrer Dankesrede haben Sie gesagt: „Wenn ich jetzt an Thomas Brasch denke, müsste ich eine anarchistische und antikapitalistische Rede halten.“ Weil Sie die derzeitige Aufrüstung kritisieren?
Ich war den Worten des Ehrenpreisträgers, des Kameramanns Jürgen Jürges, wirklich sehr dankbar, dass globale Aufrüstung nicht die Lösung sein könne. Ich bleibe dabei dass in einer freien Gesellschaft Pazifisten auch weiterhin Pazifisten bleiben können sollen.

Die Lola-Gala war der Abend der beiden Andreasse – Ihr Film hatte zwölf Nominierungen und erhielt neun Preise, Andreas Dresen mit „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ holte drei Filmpreise. Gab es einen internen Kampf um die Zahl der Lolas?
Nein, wir sind ja immer schon befreundet. Wir haben einst in Babelsberg an der Filmhochschule gemeinsam studiert. Und unser damaliger HFF-Rektor (Hochschule für Film und Fernsehen) Lothar Bisky hat uns damals das Studium und Leben gerettet, weil er unser Rektor war…

Regisseur Andreas Kleinert mit seinem Kollegen Andreas Dresen, dessen Film drei Preise holte.
Regisseur Andreas Kleinert mit seinem Kollegen Andreas Dresen, dessen Film drei Preise holte.

© Manfred Thomas

Was war denn passiert?
Ich hatte zwei Verbotsfilme bei der HFF. Als Lothar Bisky an die Babelsberger Filmhochschule gekommen ist und 1986 Rektor wurde, hat er alle Filme wieder freigegeben. Daher ist dieser Abend auch Bisky gewidmet, weil er viel zu früh gestorben ist und ein ganz toller Mensch war. Und deshalb ist es erst recht eine wunderbare Gala, weil es so ein bisschen wie ein HFF-Abend ist.

Das heißt, ein gemeinsames Bier der beiden Lola-Sieger Dresen und Kleinert auf den früheren Rektor ist drin?
Wir haben uns verabredet, auf der Party auch für und mit Lothar Bisky zu feiern.

Die Fragen stellte Kay Grimmer

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